In seiner schon äußerst umfangreichen und scheinbar – oder hoffentlich? – endlosen Reihe von Bf 109-ern präsentiert Eduard seit einiger Zeit diese Zusammenstellung der Nachbildung von allerletzten Vorbildern mit exquisiten und seltenen Anstrich- und Markierungsvarianten.
Die Originale waren von den Wiener-Neustädter-Flugzeugwerken (WNF) bzw. dem nach amerikanischen Luftangriffen ausgelagerten Bunkerwerken unter der Tarnbezeichnung „Diana“ unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Opfern hergestellt worden.
Im Karton befindet sich der übliche Profi-Pack-Inhalt: Die Spritzäste, Ätzteile, Decals, Maskensatz und die Bauanleitung:
Bei den Spritzästen sind die zunächst erst mal die beiden Standardäste H und I mit den Kleinteilen zu erwähnen. Hier sind immer weniger Teile tatsächlich zu verwenden, da die Spezialteile weiterer Versionen in den weiter entwickelten späteren Ästen stecken. Daher hier nur noch einmal die Abbildungen im Ganzen.:
Auch der Klarsichtast U ist aus anderen Bausätzen schon bestens bekannt. Die Qualität ist auch hier gleichgeblieben:
Alles ist sehr schön detailliert und super klar:
Neu ist jedoch der Rumpfspritzast W:
Die Detaillierung ist wieder ganz hervorragend mit feinsten Details:
Es gibt in anderen Bausätzen schon einen Spritzast V, der auch für die G-10 ausgewiesen ist und genau gleich aussieht.
Warum ist hier ein anderer Rumpfspritzast drin? Das ist doch alles gleich?
Aber doch eben nicht: In den großen Ballungen liegt ein ganz kleiner Unterschied. WNF/Diana verwendeten geringfügig andere Bleche. Die Spitze der Ballungen hinten oben rückte damit etwas nach vorne, linksseitig damit vor die doppelte Nietreihe und reichte etwas höher an die Unterkante des Windschutzaufbaus heran. Diesen wirklich winzigen Unterschied hat Eduard nun durch komplett neue Rumpfhälften berücksichtigt. Für den vorderen Windschutzaufbau wird dann das Klarsichtteil U7 verwendet, dass dafür schon bei der Erstentwicklung dieses Astes berücksichtigt wurde. Dies zeigt einmal mehr, mit welcher Akribie Eduard bei der Weiterentwicklung der Bausatzversionen vorgeht. Welcher Hersteller macht das noch so?? Große, große Klasse Eduard, einzigartig!!!
Hier noch mal beide Ausführungen zum Vergleich und nah dran:
Weiterhin besteht ein Unterschied in dem Handdeckel in der fünften Sektion auf der rechten Rumpfseite. Bei den Versionen mit der MK 108 als Motorkanone – diese wurde bei WNF mit wenigen Ausnahmen serienmäßig eingebaut – hatte dieser Deckel, im Gegensatz zu den Bauten mit der MG 151/20 durch andere Herstellerwerke, auch eine Funktion (zur Bedienung der Pressluft zum Durchladen dieser Waffe) und bekommt daher eine Wartungsmarkierung durch das Decal 23, worauf in den Lackierungsseitenansichten hingewiesen wird. Das ist dieser Deckel:
Bei den Tragflächenteilen liegen die Spritzäste X für die Unterseite (kennen wir schon, mit Montageöffnung für den Antennenmast „Morane-Mast“) und Y mit den Tragflächenoberseiten nun mit den großen Beulen über den Radschächten vor:
Natürlich wird die Klassedetaillierung auch hier fortgesetzt:
Kein Profipack ohne sauber detaillierte Ätzteilplatine. Enthalten sind Teile für Innen und Außen, deren Verwendung im Rahmen der Bauanleitung (häufig alternativ zu Spritzgussteilen) beschrieben wird. Instrumentenbretter und Gurtzeug sind bereits farbig gestaltet. Ruderpedale, Antennen, Kühlergrills und Auspuffabdeckungen müssen im Rahmen der sonstigen Farbgebung lackiert werden. Es ist auch wieder eine Gravierschablone für zwei Paneele vor dem Windschutz dabei:
Das Blatt mit den Abklebemasken enthält wie üblich die Teile für die Abdeckung der Klarsichtteile. Die Anbringung der einzelnen Masken wird zu Ende der Bauanleitung erläutert:
Ausnahme sind hier die Masken für die Leuchten an den äußeren Tragflächen, deren Anbringung dazwischen beschrieben wird. Weiterhin sind jedoch auch noch Masken für die Innenbereiche der Hoheitszeichen der Markierungsalternative B. Die Anbringung wird im Rahmen des zugehörigen Farbprofils erläutert.
Der Decalbogen für die großen Markierungen ist etwas kleiner als bei früheren Bausätzen, dies liegt aber an der Tatsache, dass die Markierungen an sich kleiner und weniger wurden. Der Bogen ist auf jeden Fall vollständig und technisch sehr sauber gestaltet:
Weiterhin ist der Standarddecalsatz für Wartungsmarkierungen in bekannter Ausstattung mit schwarzer oder roter Darstellung beigefügt. Da auch andere Markierungen in zwei Alternativen vorhanden sind, bleibt also eine umfangreiche Ausstattung für ein anderes Projekt über. Also die Reste nicht wegwerfen!
Die unmissverständliche Anleitung für die Anbringung der Decals befindet sich am Ende der Bauanleitung und rückt für dieses Review mal etwas nach vorne. Diese getrennte Darstellung erleichtert die Übersicht und ist besser als eine Kombination mit der Lackierungsanweisung mit den großen Decals:
Die Bauanleitung in Heftform beginnt mit einem historischen Überblick über die allgemeine Entwicklung der Bf 109, einer Übersicht über den Bausatzinhalt und der aktuell üblichen Übersicht über die zu verwendenden Farben. Aus den genauen Angaben zu den Programmen von Gunze und Mission-Models lassen sich die Farben für andere Farbenhersteller ohne weiteres herausfiltern:
Die eigentliche Bauanleitung führt mit ihren klaren Aussagen sicher durch den Bau, bei dem keine Unterschiede nach den Markierungsalternativen gemacht werden müssen:
Ein Höhepunkt in diesem Bausatz ist nach meiner Meinung die Vorbildauswahl für die vier Lackierungs- und Markierungsalternativen. Sie sind akribisch aus Fotos von den Schrottplätzen der letzten Kriegstage entwickelt worden.
Die generelle Lackierung ist gleich, da sie ja aus dem gleichen Herstellerwerk kamen. Unterschiede liegen in den teilweisen Kennmarkierungen und einheitsspezifischen Änderungen und Umlackierungen insbesondere bei der ungarischen Version. Die Seitenleitwerke sind recht bunt gescheckt, so wie sie von kleinen Zulieferern hergestellt wurden. Die Rumpftarnung ist etwas unterschiedlich und wiederum die ungarische Me hat einige metallische Flächen auf den Tragflächenunterseiten. Also vier Versionen: Eine „Rosemarie“ vom JG 52 mit entsprechendem Namenszug, die Ungarische, nochmals ein Maschine vom JG 52 mit überlackiertem Rumpfband und zum Schluss ein aus meiner Sicht absolutes Highlight: Eine „Wlassow-Bf 109“ der Jagdstaffel der Russischen Befreiungsarmee ROA in Diensten Hitlerdeutschlands. Das ist eine absolute Seltenheit mit abwechslungsreicher Lackierung und seltenem Kennzeichen:
Insgesamt ein toller Bausatz auch für Modellbauer mit geringen Erfahrungen, die damit gut in die Verarbeitung von Profi-Packs einsteigen können, aber auch für Wiedereinsteiger und ebenso die Superspezialisten. Ein sehr detailliertes Cockpit mit den Ätzteilen, die man je nach Können auch durch die Plastikteile und Decals ersetzen kann. Die Außendetails sind auf allerhöchstem Standard und mit der bekannt guten Passform leicht zu realisieren. Also ein tolles Angebot, das jeden Cent wert ist.
Erhältlich direkt im Eduard online-shop. Und das zu einem reduzierten Preis! Man sollte jedoch schnell zuschalgen!
Hermann Geers, Wietmarschen