Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

„Es muss nicht immer EDUARD sein“ – so könnte man unsere Mini-Serie in Anlehnung an einen bekannten Simmel-Roman nennen.
Worum geht es?
Nun, wir wollen in loser Folge einmal die 1:48er Bf 109 G-Reihe anderer Hersteller als EDUARD etwas näher betrachten …
Den Anfang macht ein wahrer Oldie: Die G-6 von OTAKI aus Japan. 1975 erblickte der Bausatz das Licht unserer kleinen Plastikwelt und wurde seither mehrfach wieder aufgelegt – zuletzt 1990 (sogar mit gleichem Deckelbild) unter dem Matchbox-Label, vertrieben von Revell in Bünde. Seit neuestem sind diese alten Kits sogar wieder unter der Nummer 334 von Arii erhältlich!

Der Hersteller OTAKI ist mir bisher gänzlich unbekannt gewesen. Um so neugieriger war ich, als ich diese Schachtel in Händen hielt. Diese ziert eine klassische Boxart, die mir sehr gefällt, ich habe wohl eine kleine Schwäche für diese alten, gemalten Bilder. Auf den Seiten sind Abbildungen zweier unterschiedlicher Bf 109 G-6 …

OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-2 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

… mit dem Deckelbild wären das also drei verschiedene, sollten das die Decalvarianten sein? Es ist noch die Info zum Hersteller, OTAKI MODEL MFG CO, MADE IN JAPAN, zu lesen.

Dass es sich um einen älteren Bausatz handeln würde, ist auch daran zu erkennen, dass die Leitwerkssymbole nicht zensiert sind.

Doch schauen wir endlich in die Schachtel.

Wir finden einen Bauplan, eine Blatt mit zwei Abbildungen der 109, und zwei Klarsichtbeutel in denen sich die Spritzlinge befinden.

 

Der Bauplan

Etwas ungewohnt präsentiert sich der Plan im Querformat. Es handelt sich eigentlich nur um ein Faltblatt. Auf der ersten Seite finden wir die Adresse und die Telefonnummer des Herstellers (ob die wohl noch aktuell ist?), eine kurzen geschichtlichen Abriß zum Original in englischer Sprache. Desweiteren sind alle Spritzlinge abgebildet und alle Teile sind auch noch mal namentlich aufgeführt!
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-16 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156Auf den nächsten beiden Seiten, im Innenteil des Faltblattes, führt der Plan in zehn Baustufen zum Ziel. Die Zeichnungen in den einzelnen Baustufen sind übersichtlich und klar verständlich. Allerdings gibt es keine Bemalungshinweise!

Als Rüstsätze gibt es die 20mm Unterflügelkanonen, den 300 Liter Zusatztank und auch Teile für den Sandfilter liegen bei. In Baustufe 10 sehen wir eine Figur, die ich nicht richtig deuten kann:

OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-6 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Ein Pilot ist es wohl nicht, soll es einen Mechaniker darstellen? Oder anders bemalt ein Museumsbesucher? Ach ja, auch zur Bemalung der Figur: Keine Info.

Auf der Rückseite finden wir den Bemal- und Dekorierplan. Einen Farbenhersteller konnte ich nicht finden. Es wird allerdings auf die Luftwaffenfarben 74, 75, 76 hingewiesen. Für schwarz wird die Nummer 33 angegeben, es könnte sich somit um Humbrol handeln:

OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-19 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Dargestellt werden können die drei Maschinen, die auch auf dem Karton zu sehen sind:
Bf 109 G-6, 3./JG3 „Udet“, 1944 – diese finde ich mit dem gelben Auge auf den Beulen der 13mm MGs sehr attraktiv.

Bf 109 G-6, JG 52, Pilot Gerhard Barkhorn. Dies ist der zweit-erfolgreichste Jagdflieger des zweiten Weltkrieges, 301 Abschüsse.

Bf 109 G-6 Trop, 7./ JG27 1942, Italien 1942.
Die Angabe 1942 kann nicht passen, da die Version G-6 erst ab 1943 produziert wurde.

Die Nassschiebebilder

Diese beschränken sich auf das Notwendigste. Auch weisen sie einen leichten Versatz auf. Der Trägerfilm steht großzügig über:

OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-3 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Es ist wohl besser, den ganzen Bogen gegen einen neuen auszutauschen.

Die Gießrahmen

Die Rumpfhälften, das Höhenleitwerk und die Flächenkühler befinden sich an Spritzling „A“:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-11 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156 Auf den Innenseiten der Rumpfhälften sind Details zu finden:

Die Außenseiten weisen fein versenkte Gravuren auf, da habe ich nicht mit gerechnet. Die im Original mit Stoff bespannten Ruder weisen eine leicht raue Struktur auf.
Den Gravuren auf der rechten Rumpfhälften nach müsste es sich um eine G-6 aus dem Werknummernblock 16000 handeln und somit eine Maschine aus Messerschmitt Regensburg Produktion. Auf der Unterseite der linken Rumpfhälfte fehlt der Zugangsdeckel zum Mutterkompass.

Die Tragflächen befinden sich an Spritzling „B“:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-4 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156 Ruder, Klappen und Vorflügel sind angegossen. Die Radschächte weisen keine Details auf. Ansonsten sind auch diese Teile schön graviert. Für die Gondelbewaffnung sind bereits Löcher vorhanden. Will man eine Modell ohne diese Darstellen, muss man zur Spachtelmasse greifen.

An Spritzling „C“ befinden sich die restlichen Teile wie Propeller und Spinner, Cockpit und Pilotensitz, das Fahrwerk, die Außenlasten und die Figur.
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-5 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156Am Sitz sind bereits Gurte angegossen:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-7 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156 Der Cockpitboden weist einige Details wie Seitenruderpedale und die Abdeckung für die Motorkanone auf:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-8 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156 Der Kopfpanzer ist am hinteren Cockpitteil angegossen. Im Original war dieser jedoch am Windschutzmittelteil angebracht. Das Instrumentenbrett weist einige Rundinstrumente auf. Es entspricht allerdings nicht 100% dem Original, es fehlt doch das Ein oder Andere. Die Räder weisen ein sehr starkes Profil auf. Die Auspuffrohre sind eine Aneinanderreihung von „Gnubbels“ die dem Original nicht wirklich nahe kommen:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-10 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156 Die Fahrwerksbeine sind voll ausgefedert dargestellt. Nun ist die G-6 nicht gerade ein Fliegengewicht, erst recht nicht mit den Rüstsätzen:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-9 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Es gibt noch einen kleinen Ast mit den Klarsichtteilen. Zum einen der Windschutzaufbau und zum anderen das Revi. Der Windschutzaufbau ist ein Teil, das finde ich allerdings nicht sonderlich schlimm, da die Details im Cockpit nicht so überzeugend sind. Dass ein Revi dabei ist finde ich allerdings wieder gut:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-14 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Desweiteren ist eine kleine Blechtube dabei. Was mag da wohl drin sein? Ich nehme mal an, das es sich um Kleber handelt:
OTAKI-OT-9156-Bf-109-G-6-15 Messerschmitt Bf 109 G-6 in 1:48 von Otaki #OT-9156

Fazit

Eine interessante Zeitreise in das Modellbaujahr 1975. In seiner Zeit war dies wohl durchaus ein guter Bausatz, mittlerweile jedoch ganz klar überholt. Trotzdem, die fein versenkten Gravuren und die Leitwerksstruktur wissen zu gefallen, auch wenn hier und da was fehlt. Ebenso der das beiliegende Blatt mit den beiden Farbprofilen. Der Bauplan ist übersichtlich und logisch aufgebaut, nur dass die Farbangaben fehlen ist ärgerlich. Die Decals sind als unbrauchbar zu bezeichnen.

Der Einsteiger oder Gelegenheitsmodellbauer sollte mit dem Bau des Modells eigentlich keine Probleme bekommen, nur Lackieren und Dekorieren wird schwierig. Wer eine akkurate Bf 109 G-6 bauen will sollte zu aktuelleren Bausätzen von zB Eduard, Tamiya oder Zvezda greifen.

Erhältlich wohl nur noch auf Modellbauflohmärkten oder Internetauktionen – es sei denn, man würde die Neuauflage von Arii in Betracht ziehen! Aber warum sollte man mehr Geld ausgeben, wenn eine Eduard-Weekend Ausgabe erhältlich ist?

Zum Original

Die Messerschmitt Bf 109 G-6 ist die meistgebaute Variante dieses Flugzeugs, ca 13000 Stück. Es wurde das Rückrat der Luftwaffe an allen Fronten und wurde in der Reichsverteidiegung eingesetzt. Auch an diesem Muster gab es viele Rüstsätze und Umbauten. Dies führte zu weiteren Baureihen, G-14, G-10 und später K-4.

Gebaut wurde dieses Muser bei Messerschmitt Regensburg, Erla, WNF und Györ WF.

Technische Daten Bf 109 G-6

Länge:                                                                                     8940 mm

Spannweite:                                                                            9924 mm

Höhe:                                                                                       2600 mm

Tankinhalt:                                                                                 400 Liter

Kraftstoff:                                                                               B4 87 Oktan

Flugdauer:                                                                         1 Std. 30 Min.

Höchstgeschwindigkeit:                                  635 km/h in Volldruckhöhe

Abfluggewicht:                                                                         3400 Kg

Dienstgipfelhöhe:                                                                   12000 m

Reichweite:                                                                                650 Km

Motor Deimler-Benz DB 605 A-1                                                1475 PS

Luftschraubendurchmesser:                                                      3000 mm

Bewaffnung:                                                        zwei MG 131 13mm + ein MG 151/20 20 mm

Funkanlage:                                                                   FuG 16 Z oder ZY, FuG 25

Mögliche Rüstsätze

R1:                                                               Abwurfanlage ETC 500 IX/b

R2:                                                           Abwurfanlage 4X ETC 50 VII/d

R3:                                                                          300 Liter Zusatztank

R4:                                                                  Abwurfanlage für 24 SD 2

R6:                                            Flügelgondelbewaffnung zwei MG 151/20 20mm

R7:                                                                                      Peilrufanlage

W:                                                                          Bordrakete BR 21 cm

 

Für weitere Informationen empfehle ich das Buch von Harald Helmut Vogt,

„Messerschmitt Bf 109 -Einsatzmaschinen- Das Nachschlagewerk“

ISBN 978-3-86619-068-9

Torsten Kreimeier, Ledde