In Eduards „Limited“-Reihe gibt es nun die Wiederauflage der Mirage III CJ, also der Version der Israelischen Luftwaffe aus der frühen (kurzen) Mirage III…
Diese wurde hauptsächlich aufgrund der großen Erfolge im Sechs-Tage-Krieg geradezu zum Synonym für ein erfolgreiches Jagdflugzeug, was zu bemerkenswerten Exporterfolgen für die französische Rüstungsindustrie führte. Die Israelis hatten jedoch am Anfang durchaus Probleme mit ihrer Neuerwerbung. Die mitgelieferte Raketenbewaffnung aus Frankreich war unbrauchbar, das Radargerät enttäuschte auch und wurde später ausgebaut und durch ein Ballastgewicht ersetzt; die Führung erfolgte durch Bodenradargeräte. Selbst das Visier der Kanonenbewaffnung – die für sich sehr brauchbar war – wurde neu konfiguriert, um die Wirksamkeit zu steigern. So, und erst recht nach Einführung einer schlagkräftigen Raketenbewaffnung, wurde die Shachak (diese Bezeichnung kann man etwa mit „Himmelsfeuer/Himmelslicht/Lichtstrahl“ übersetzten) aber für lange Zeit zur Beherrscherin des Luftraums.
Wie immer gibt es einige Zugaben. So finden sich im sehr zweckmäßigen Eduard-Karton die Spritzgussäste, Resinzugaben für das Triebwerk und den -auslass, zwei Ätzteilplatinen, ein Maskensatz, ein umfangreicher Decalsatz für fünf Markierungsalternativen und die Bauanleitung:
Der Kartondeckel lohnt übrigens einen genaueren Blick. Zwischen dem abgebildeten Flugzeug und dem Schriftzug „Shachak“ sieht man schemenhaft keine schwarzen Wolken, sondern zwei Figuren. Eine Große mit einem Speer und eine Kleine. Die Kleine hat eine Steinschleuder in der Hand. David gegen Goliath!! Wieder mal etwas zum Nachdenken in Verbindung mit dem historischen Hintergrund; und wieder einmal „Gut gemacht, Eduard!“:
Der Bausatz stammt in seinen Grundzügen schon aus dem Jahr 2004 und war seinerzeit einer der ersten komplett aus Plastik neu entwickelten Bausätze von Eduard. Die Erstauflage war damals der erste Bausatz von Eduard, den ich gekauft hatte (und der immer noch der Vollendung harrt). Eine Weekend-Version hatten wir schon mal vorgestellt. Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen, wie sieht es jetzt aus?
Am Spritzast A befinden sich die Rumpfhälften mit dem Seitenleitwerk:
Die Gravuren und Nietdarstellungen sind auch unter heutigen Maßstäben noch gut, auch wenn Eduard zwischenzeitlich noch besser geworden ist. Die Form hat jedenfalls nicht gelitten:
Zum Vergleich habe ich hier noch einmal die Rumpfteile der Erstauflage über die der Neuauflage gelegt. Ich denke, die Fotos sprechen für sich. Man könnte sogar der Meinung sein, die neue (untere) Ausführung sei ein wenig besser:
Bei der Erstauflage wurde das Fehlen von Passstiften bemängelt. Hier ist mittlerweile nachgebessert worden, wie hier ersichtlich:
Die Tragflächenteile sind am Ast B versammelt:
Auch hier immer noch saubere Details, kein Flash, keine Sinkstellen. Alles wie neu!
Spritzast C mit Teilen für die Fahrwerkschächte und -abdeckungen:
Hier in der näheren Betrachtung, ebenso die Instrumentenabdeckung mit Leitungen:
Ast D liefert weitere Teile für den Schleudersitz, die Tragflächen und die Räder:
Der Schleudersitz wird aus mehreren Teilen zusammengeklebt und ist dann so mittelprächtig. Die Detaillierung der Ruder und der Räder ist wieder sehr sauber:
Ein bunter Mix sind die Teile am Ast E. Cockpitwanne, Lufteinläufe und Überschallzusatztanks:
Die Cockpitwanne mit ansprechenden Details, die Tanks sind von Natur aus recht glatt, können aber noch Tankdeckel aus den Ätzteilen bekommen:
Vom Ast F wird der größte Teil als nicht benötigt angegeben. Dies liegt an der vorgesehenen Ausführung lt. der Bauanleitung. Die Figur kann man natürlich trotzdem verwenden, ebenso wie (zu einem anderen Zweck?) die Raketenbehälter:
Das Instrumentenbrett gibt es strukturiert und glatt. Die hintere Cockpitwand ist ebenfalls fein detailliert:
Ast G enthält ebenfalls eine bunte Mischung mit Teilen für das Triebwerk, die Raketenwerfer, das Fahrwerk und eine Einstiegleiter. Ebenfalls sind zwei Raketen enthalten, die nicht besonders bemerkenswert und mit AIM 9D bezeichnet sind, aber eher wie 9B-Versionen aussehen (die D hatte einen schlankeren Suchkopf und größere vordere Steuerflächen). Diese Raketen sollte man ggf. ersetzen, Eduard bietet dafür Alternativen, über die wir demnächst berichten. Sogar diese kommen in Frage:
Schließlich folgt noch Ast H mit der nur sehr selten in der Anfangszeit des Einsatzes in Israel genutzten Matra R 530 Rakete die nur schwach detailliert ist. Sie ist also nur für die naturmetallene Version mit dem frühen Triebwerkauslass geeignet, mehrfache Abschussmarkierungen sind dann sicherlich auch nicht angebracht. Weiterhin enthalten sind Unterschalltanks, die nach meinem Eindruck erheblich zu kurz ausfallen:
Der Klarsichtspritast ist wieder ohne Fehl und Tadel. Die Teile sind schön dünn und sehr klar, eine Nachbehandlung ist nicht erforderlich. Es sind auch kleine Teile für die Scheinwerfer und die Leuchten vorhanden:
Aus dem Spritzguss können nur Versionen mit dem Auslass des Atar 09B Triebwerks mit den beiden Klappen gebaut werden. Für die spätere Nachrüstung mit dem Atar 09C mit „klassischem“ verstellbaren runden Nachbrennerauslass und für einen schöneren Einblick in die Nachbrennerkammer sind dieser Zusammenstellung vier Resinteile beigefügt, die einen ganz hervorragenden Eindruck machen. Aktuelle Eduard Spitzentechnik eben:
Die Angüsse haben recht kräftig Blöcke, aber dünne Schnittstellen. Die zu verwendenden Teile sind äußerst fein hergestellt mit besten Details und teilweise dünn bis zur Durchsichtigkeit. Besser geht es nicht!
Die Arbeit mit diesen Teilen macht wirklich Spaß und ist auch für Anfänger in der Verwendung von Resinteilen ohne weiters geeignet. Hier das Ergebnis locker zusammengesteckt nach zehn Minuten Arbeit mit absägen und planschleifen:
Die größere Ätzteilplatine enthält überwiegend vorlackierte Teile für die Instrumententafeln und das Cockpitinnere und die -haube, fein nachgebildete Gurte und Abzüge für den Schleudersitz, Tankdeckel:
Die kleinere Platine liefert dann noch einen Nachbrennerzündring und Leitwerke und Verstärkungsrippen für die Überschalltanks (mit Montagehilfe):
Der Decalbogen ist von Cartograf gedruckt und von hervorragender Qualität. Er enthält zunächst einmal die großen Markierungen, unter anderem auch die roten Flächen und Streifen für die Naturmetalllackierungen und die gelben Dreiecke mit schwarzem Rand. Wer Decals für die Instrumente verwenden möchte, findet diese hier ebenfalls und natürlich sind dann auch die Stencils vorhanden:
Die Bauanleitung in Form eines ganzen Heftes beginnt mit einer Übersicht über den Inhalt mit Markierung der nicht benötigten Teile an den Ästen. Und der genauen Benennung der empfohlenen Farben. Wie bei Eduard nun schon seit einiger Zeit üblich, orientiert sie sich an den Programmen von GSI/Creos(Gunze) und Mission-Models und benennen auch die Farbei allgemein. Mit diesen Angaben können die Farben anderer Programme recht einfach bestimmt
werden:
Die eigentliche Anleitung erstreckt sich dann über 11 Seiten mit exakten Angaben zu den Farben, einzusetzenden Ätzteilen und den Klebepunkten. Auch die Besonderheiten zur Realisierung der fünf Markierungsvarianten sind gut bezeichnet. Auf das Buggewicht wird ebenfalls hingewiesen. Die passende kleine Bleispitze aus der Erstauflage ist aber nicht mehr in Bausatz enthalten:
Es folgt eine Übersicht über die Anwendung der Möglichkeiten aus dem Maskensatz. Hiermit können auch die roten Flächen an den Triebwerkeinlässen bei den naturmetallenen Modellen erst lackiert und dann abgeklebt werden, wenn die Decals nicht verwendet werden oder weiß grundiert werden sollen:
Die fünf Markierungs- und Lackierungsalternativen werden anschließend auf jeweils einer ganzen Seite beschrieben. Es sich auch die jeweils zu verwendenden Stencils genau aufgeführt! Möglich sind zwei Modelle in Naturmetall, zwei im Wüstentarnanstrich, davon eines mit den gelben Dreiecken und eine graue Version. Unterschiede liegen weiterhin noch in den alternativen Triebwerksauslässen. Also ist bestimmt für jeden etwas passendes dabei und für die Restesammlung (z. B. zur Verwendung mit einem Overtree-Bausatz) bleibt noch etliches über:
Den Abschluss des Anleitungshefts bildet eine komplette Übersicht zur Anbringung der Wartungsaufschriften (Stencils):
Besser kann eine Anleitung nicht sein. Alles TOPP!
Der Grundbausatz von Eduard ist immer noch die Wahl für die Realisierung einer „kurzen“ Mirage III, überzeugendere Alternativen sind nicht vorhanden. Die Ausstattung des Cockpits wird mit den Ätzteilen erheblich angehoben.
In dieser Zusammenstellung insbesondere mit den hochwertigen Decalalternativen sowie den Teilen für das späte Triebwerk, die man sonst getrennt dazu kaufen müsste, fällt die Preis-Leistungs-Wertigkeit sehr hoch aus. Trotz des Alters des Grundbausatzes und auch in Anbetracht der kleinen Schwächen am Ast H uneingeschränkt „Sehr Empfehlenswert“. Also nichts wie ran, „Limited“ ist weg, wenn weg.!
Erhältich im online-shop von Eduard.
Hermann Geers, Wietmarschen