In der eduArt-Edition brachte Eduard schon vor einigen Monaten die P-47 von Hasegawa in einer besonderen Aufmachung heraus. Was macht diese Edition zu etwas Besonderem?
Nun, die Frage ist schon mit dem ersten Blick auf den Karton beantwortet, denn dort findet sich ein wundervolles Bild des für seine Flieger-Comics bekannten französischen Zeichners Romain Hugault („Der große Uhu“, „Der letzte Flug“…).
Zugegeben, ich bin bekennender Fan seiner Werke und damit sicher nicht ganz neutral, aber für mich ist das eine der schönsten Bausatz-Verpackungen, die ich bisher gesehen habe. Zudem passt die Jahreszeit vom Bild her perfekt für diese Bausatzvorstellung.
Als Besonderheit der eduArt-Edition liegt das Deckelbild als ca. DIN A2-großer Kunstdruck bei. Ein Schmuck für jedes Bastelzimmer!
Soweit erstmal zur Aufmachung, nun noch ein paar Zeilen zum
Vorbild
Die von Republic Aviation gebaute P-47 Thunderbolt beeindruckte schon alleine durch ihre schiere Größe. Sie war das schwerste einmotorige Jagdflugzeug ihrer Zeit und wurde in über 15.000 Exemplaren gebaut. Die D-Version ist die mit über 12.000 Stück mit Abstand meistgebaute Variante und wird von einem 2.535 PS starken 18-Zylinder-Doppelsternmotor des Typs Pratt & Whitney R-2800-59 angetrieben.
Ihre hohe Flugleistung insbesondere auch in großen Höhen, ihre hohe Tragfähigkeit und die Bewaffnung von 6-8 Flügel-MGs vom Typ Browning M2 (cal .50) machten die auch als „Jug“ bezeichnete Maschine zu einem gefürchteten Gegner im 2. Weltkrieg.
Unsere Titelheldin hat eine besondere Geschichte. Die „Dottie Mae“ stürzte mit 2nd Lt. Henry G. Mohr im Cockpit am letzten Kriegstag über dem Traunsee ab. Der Pilot wurde gerettet, aber die Maschine wurde erst 2005 in 70m Tiefe wieder gefunden. Sie wurde geborgen, restauriert und fliegt seit Mitte 2017 wieder! In Heft 7/2017 der „Klassiker der Luftfahrt“ findet sich dazu ein schöner Artikel mit tollen Fotos!
Lesenswert auch die FB-Seite der Allied Fighters!
Modell
Der recht große Karton enthält vor allem die ca. 120 Spritzgußteile in grauem Kunststoff. Dazu gesellen sich 13 Klarsichtteile und 12 Polycabs. All dies wird von Hasegawa zugeliefert und entstammt dem 2007 erstmals erschienenen Bausatz der Thunderbolt.
Eduard ergänzt diese Basis mit 5 feinsten Resinteilen für die Räder, zwei PE-Platinen (eine davon teilweise farbig bedruckt), vorgestanzten Lackiermasken und einem kleinen Klarsichtfilm für die Zielvorrichtung.
Schauen wir uns die Teile mal genauer an. Generell läßt sich sagen, daß es keine groben Gußfehler gibt und die Qualität insgesamt sehr hoch ist.
Der erste Gußrahmen.
Ein erstes Beispiel für die feinen und sehr scharfen Strukturen:
Das wunderbare Armaturenbrett liefert mit sorgfältiger Bemalung sicher ein hervorragendes Bild und läßt PE-Teile nicht unbedingt vermissen.
Hier ist Obacht beim Heraustrennen angesagt, aber der Guß ist tiptop. Die Sinkstellen am Ring sind später nicht sichtbar.
Auch die seitlichen Panels können sich wahrlich sehen lassen.
Die beeindruckend großen Tragflächen:
Beispielhaft seien hier die feinen Gravuren gezeigt. Man beachte auch die präzisen und gratfreien Öffnungen für den Hülsenauswurf.
Der Propeller liegt in vier Varianten bei. Relevant für die im Bausatz enthaltenen Versionen sind die Spritzlinge M (Curtis früh, für Decal-Variante B) und Q (Curtis spät, Varianten A und C). Dennoch finden sich auf dem Decalbogen auch die Firmenlogos für die Hamilton-Version.
Die Teile sind wirklich toll umgesetzt.
Auch die Propeller sind perfekt:
Die Kleinteile zeigen den sauberen und fast gratfreien Guß:
Die Pilotenfigur ist durchaus fein detailiert und läßt den Wunsch nach Resin-Ersatz nicht unbedingt aufkommen.
Die Reifen sind schön profiliert, aber der Vergleich mit den noch folgenden Resinrädern zeigt eindrucksvoll, was hier noch an Detailgewinn machbar ist.
Das Cent-Stück unten bestätigt: Die P-47 ist groooß!!!
Auch hier wieder die feinen Linien. Absolut sauber und ohne Sinkstellen!
Der mächtige Sternmotor mit feinen Kühlrippen und wunderbar ausgeformten Details:
Die andere Rumpfhälfte:
Die Motorabdeckung in der geschlossenen Version. Die Kanten sind dünn, aber man kann sie dennoch eventuell ein wenig feiner schleifen.
Auswerfermarken am Fahrwerk scheinen so eine Hasegawa-Macke zu sein, aber nichts, was sich nicht mit ein wenig Nacharbeit beheben ließe. Das gleiche gilt für die dezente Sinkstelle am Radträger.
Dann wiederum Spritzguß in Perfektion:
Das Foto ist ein bißchen unscharf, aber die Klarsichteile sind top. Toll auch die getrennten Haubenteile für die offene oder geschlossene Darstellung.
Die erste, recht große Platine mit den Fotoätzteilen.
Die Teile sind fein und blitzsauber gefertigt:
Die zweite, größtenteils vorbedruckte Platine widmet sich dem Innenleben.
Auch wenn die Vergrößerung deutliche Strichmuster zeigt: Mit bloßem Auge betrachtet wirken die Armaturen fein und stimmig.
Bei den Gurten sorgt das sogar für eine noch realistischer wirkende Textilstruktur.
Der Film für die Zieloptik. Erfreulicherweise sind die Teile doppelt vorhanden.
Die Polycabs dienen der Befestigung der Außenlasten und des Propellers.
Vorgestanzte Lackiermasken. Ich liebe die Dinge, auch auf die Gefahr hin, das immer wieder zu betonen.
Die feinst gegossenen, gewichtsbelastet dargestellten Resinräder aus der BRASSIN-Serie von Eduard. Was soll ich viel sagen? Ein Blick auf die Bilder zeigt: Die Teile sind perfekt!
Man beachte das Profil insbesondere im direkten Vergleich mit den Spritzgußteilen weiter oben:
Auch die Speichen sind bis in die Tiefe ebenso schön detailiert wie die feine Herstellerprägung an der Flanke.
Der naturgemäß in 1/32 recht große Decalbogen. Gedruckt von Cartograf, also in allerbester Qualität.
Die Stencils sind gut lesbar, der Druck blitzsauber.
Die beiden Damen wirken in der Vergößerung ein wenig verwaschen und auch leicht verpixelt in Relation zu den restlichen Decals, aber in Originalgröße geht das absolut in Ordnung.
Die folgenden drei Varianten sind darstellbar:
Die Anleitung in Form eines liebevoll gestalteten, farbig gedruckten Hefts ist Eduard-typisch klar, übersichtlich und geht auch im Detail auf Bemalung und Versionsunterschiede ein. Farbangaben beziehen sich auf das Gunze-Sortiment. Eine eigene Seite zeigt die Position der Stencils.
Fazit
Ein Bausatz in wundervoller Aufmachung ohne wirkliche Schwächen. Wenn überhaupt, dann kann man bestenfalls über den durchaus beeindruckenden Listenpreis von fast 150 Euro reden. Ob das angemessen ist oder nicht, mag jeder für sich beurteilen, und man könnte sich durchaus vorstellen, daß für den Preis auch das umfangreiche Upgrade-Set 32396 von Eduard enthalten sein könnte.
Legt man aber die Straßenpreise von um die 100 Euro zugrunde, dann ist spätestens damit der Bausatz aus meiner Sicht jeden einzelnen Cent wert. Exzellente Qualität des zugrunde liegenden Hasegawa-Kits, feinste Details und sinnvolle Resin-Zurüstteile, dazu zwei PE-Platinen – ein Sahnestückchen!
Ich bin jedenfalls begeistert, und das nicht nur wegen der Beteiligung von Hugault.
Absolut empfehlenswert!!!
Es gibt von Eduard ein Upgrade-Set, daß wir in Kürze ebenfalls vorstellen, zudem hat MAIM doch tatsächlich die Dame auf der Tragfläche als Resin-Figur angekündigt, und die werde ich mir ganz sicher zulegen und ebenfalls hier zeigen.
Erhältlich ist die Dottie Mae beim Fachhandel und natürlich direkt bei Eduard.
KlausH