Panzerspähwagen Tatra – da muss man schon ein wenig tiefer in die Materie eingedrungen sein, um diesen Titel irgendwie zuzuordnen.
Wir wollen ein wenig Licht in´s Dunkel bringen …
Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland konnte sich die deutsche Kriegsmaschinerie und -wirtschaft bei der reichhaltigen tschechoslowakischen Rüstungsindustrie bedienen.
Neben Luftfahrtfirmen fielen den Besatzern auch eine Unmenge von Heeresmaterial sowie dessen Produktionsstätten in die Hände – und ein Großteil des Materials wurde sofort in die Bestände der Wehrmacht überführt.
Bekanntestes Beispiel dürfte der Panzerkampfwagen 35 (t) sein.
Ein weniger bekanntes Fahrzeug ist das Vorbild unseres heutigen Bausatzes – der tschechische OA vz. 30 (Obrněný Automobil vzor 30 = gepanzertes Automobil 30).
Seit 1926 experimentierte der LKW-Hersteller Tatra mit der Verwendung handelsüblicher Fahrgestelle, um darauf gepanzerte Fahrzeuge zu bauen.
Nach diversen Prototypen stellte man 1933 den OA vz. 30 vor, der mit seinem lediglich 32 PS starken Motor immerhin 60 km/h auf die Straße brachte, allerdings für Geländefahrten stark untermotorisiert war!
Bewaffnet mit einem MG im Drehturm sowie einem weiteren in der Fahrzeugfront und einem optionalen dritten 7,92mm MG, das im Fahrzeug mitgeführt wurde, war der Tatra als typisches Aufklärungsfahrzeug der 1930er Jahre ausgelegt.
Von den insgesamt für die tschechoslowakische Armee produzierten 51 Exemplaren gelangten 23 Fahrzeuge als leichter Panzerspähwagen 30 (t) in die Bestände der Wehrmacht bzw. zu Einheiten der Ordnungspolizei.
Doch kommen wir endlich zum Bausatz, den wir in einer kleinen stabilen Faltschachtel vorfinden:
Ich bin sonst immer ein großer Kritiker dieser Faltschachteln, aber im vorliegenden Fall erscheint sie mir akzeptabel: Der kleine Tatra ist in Windeseile zusammengebaut – da braucht es keine Box zur Aufbewahrung der gebauten Komponenten!
Und hier die Einzelteile des Tatra:
Nicht viel, aber der Aufbau entspricht dem Konzept von First to Fight – schnelle Montage eines stabilen Fahrzeuges – ideal für´s Wargaming!
Ein kleiner Decalbogen vervollständigt den Inhalt:
Begleitend zum Bausatz gibt es ein illustriertes Heft zum Vorbild:
Der einzige riesige Nachteil – der Text ist komplett in … Polnisch! Schade – wenigstens ein englisches „summary“ wäre gut gewesen:
Fazit
Exotisches Vorbild, einfache Montage und mit ein bißchen Arbeit kann dieser hübsche kleine Kit ein absoluter Hingucker auf jeder Ausstellung werden!
Klare Kaufempfehlung!
Erhältlich bei Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen