Revell produziert von Zeit zu Zeit von erfolgreichen Modellkits sogenannte „Platinum Editions“, bei denen ergänzende Teile das Modell mal mehr, mal weniger aufwerten. Hier ist die Aufwertung sehr erfreulich!
Der Büssing als einer der klassischen Kolosse deutscher Transportwagen existiert aus dem Hause Revell schon seit 1997. In Kombination mit dem hier beiliegenden Hanomag Transportanhänger kann man alleine mit den bereits im Standardmodell enthaltenen Teilen ein sehr gutes Modell bauen, die Detailierung und Detailtreue ist vorbildlich, außerdem ist im Sektor der Lieferwagen das Angebot an Daily Delivery Cars aus den 60er Jahren nicht allzu groß.
Spannend sind die als Aufwertung und Herausforderung beigelegten Teile, die aus dem Modell ein echtes Profipaket machen sollen. Dazu später mehr.
Klar wird beim Öffnen der bei Schachtel sofort: Dies ist kein Anfängerbausatz. Übrigens ein stabiler Stülpkarton. Geht also…
Erst mal ein Blick auf den Büssing selbst:
Die Formen sind offensichtlich in gutem Zustand oder gut gewartet, Versatz oder Gussgrate findet sich jedenfalls keiner. Der Spritzling mit den Rahmenteilen hat einen leichten Twist, ob das diesen aber verzieht, sieht man natürlich erst beim Bau.
Der Aufbau der Pritsche mit Plane ist bei Büssing und beim Trailer identisch, daher sind die folgenden Gussäste je 2 mal beiliegend:
Der Faltenwurf der Plane ist schön dargestellt. Ein Manko, dass ich bereits bei einem anderen gebauten Paar, dem Krupp Titan, der ebenfalls den Aufbau mit Büssing und Hannomag teilt, aufgefallen ist: Die Falten bei Truck und Trailer sind wie Fingerabdrücke identisch. Im echten Leben ist das aber verzeihlich.
Auch die Teile des Trailers lassen keinen größeren Makel erkennen:
Der Decalsatz lässt zwei Dekorationen zu:
Die Reifen sind identisch für beide Teile des Gespanns. Sie haben Profil und Herstellerkennung und sind aus Vollgummi:
Zur Verbindung von Trailer und Anhänger ist ein Stück Schlauch beigelegt:
Mit den bisher gezeigten Teilen lässt sich das Modell bereits bauen. Revell legt nun darüber hinaus eine Schüppe obendrauf:
Teile des Büssing können durch gedrehte Messingteile ersetzt werden:
Da sind Schaltknüppel, Hupe, Antriebsstrang, die „Peilstäbe“ auf den Kotflügeln und
Zwei 3D-gedruckte Rahmen ergänzen die Verschlüsse der Pritsche und die Winkerkästen an der Hauptkabine:
Zwei gigantische Ätzteilbögen sind für die Streben der Pritsche, den Spritzschutz und die Wisch blätter sowie einige Details vorgesehen:
Außerdem kann das gesamte Holz des Aufbaus mit lasergeschnittenem, Selbstklebendem Furnier überzogen werden:
In einer Ergänzung zur Bauanleitung (DOWNLOAD hier) werden die Premiumteile an einem gebauten Modell aufgezeigt.
Demnach muss die Pritsche sozusagen komplett „Rasiert“ und glattgeschliffen werden, damit die Teile Verwendung finden, ohne aufzutragen. Klingt aufwändig, ist es sicher auch, aber sollte auch sehr gut aussehen.
Aus modellbauerischer Sicht sind wir damit bei einem Paket, dass kaum Wünsche offen lässt und wirklich beeindruckt. Ähnlich wie schon beim London Bus in der Premium Ausgabe sind hier sehr schöne Grundlagen für ein großes Bauprojekt.
An diesem Beispiel bemerkt man aber auch, dass Revell seine Preisvorstellungen überprüfen sollte. Ich finde den UVP von 199€ schon etwas hoch, auch wenn die Beigaben üppig sind. Den London Bus für 159€ hat Revell selbst nun auf 99€ gesetzt, dort ist das Verhältnis vom Preis der Platinum-Ausgabe zur „Normalen“ inzwischen angepasst. Von Scherzen wie der Premium Razor Crest wollen wir hier nicht reden, das hat der Kollege hier ja bereits sehr deutlich gemacht.
Ich bin also zerrissen, einerseits freut es mich, solche Modelle angeboten zu bekommen, die Schnappatmung, die der Preis auslöst macht das jedoch zunichte.
Andererseits Weiß ich ja sicher, dass, den Gesetzen des Markts folgend, die Preisreduzierung so gut wie sicher ist und folgen wird. Ich bin mir nur nicht sicher, ob Revell es im ursprünglichen Businessplan so vorgesehen hat. Sollten die Herren in Bünde glauben, das die Modelle sich zum UVP verkaufen und die Umsätze damit geplant haben, gibt es das Projekt „Platinum“ wahrscheinlich über kurz oder lang nicht mehr.
Also lautet meine Empfehlung: Ja, Kaufen, aber nicht zum UVP. Etwas Geduld ist geraten…
Karsten Schulz
Modellbaustammtisch Recklinghausen