Eine Weile hat es gedauert, bis Revell die gelungene Umsetzung des Land Rovers von 2019 unter Zugabe einiger Teile als Variante anbietet. Leider ist dies in Teilen weniger gut gelungen, als zu wünschen wäre …
Die Vorstellung der Teile ist hier bereits erfolgt, dennoch zeige ich die Spritzlinge aus Gründen mit neuen Bildern, dazu später mehr.
Zunächst die Karosserie, an der nichts auszusetzen ist. Sehr schön gegossen, keine gravierenden Verformungen, Robust und grade wie das Vorbild:
Die abweichenden Fenster und Front haben wohl eine komplett neue Form bekommen. Gußgrate sind nicht vorhanden oder gut verborgen.
Die Gussrahmen sind teils neu, teils dem Kit von 2019 entnommen.
Gleich im ersten Bild am Differential massive Gußgrate, die eigentlich nur durch einen Fremdkörper in der Form an ungünstiger Stelle entstanden sein können. Daher vermute ich hier eher einen Einzelfall.
Die Sinkstelle in der Feder wird eher „Serienmäßig“ sein. Konsequenterweise ist sie bei allen Federn vorhanden und wird aber am fertigen Modell wenig auffallen. Weiter Aussetzer dieser Art sind mir aber nicht aufgefallen.
Bei den Gittern, die als Scheinwerferschutz gedacht sind, blieb mir doch kurz der Atem weg.Die Umsetzung ist leider absolut unterirdisch. Ich verstehe, dass aus Kostengründen ein Ätzteil nicht in Erwägung gezogen wird, aber eine so grobe Ausführung hätte beim heutigen Stand der Spritzgusstechnik nun auch nicht sein müssen. Proportional umgerechnet sind die Streben des Gitters so etwa 2,5 cm dick. Die Scheinwerfer dahinter sind kaum noch zu sehen.
Wie das in der Konsequenz am Modell dann aussieht, zeigt Revell auf den Kartonillustrationen ebenso, wie das Deckelmotiv zeigt, wie es aussehen sollte:
Leider sind in allen möglichen Aussenspiegeln Sinkstellen:
Bei den Klarteilen liefert Revell gewohnt gute Qualität:
Die Reifen sind ohne Herstellerkennung und mit schönem Profil:
Der Decalbogen mit etlichen Kennzeichen ist erfreulich scharf, auch bei den kleinen Decals im Motorraum sind winzige Schriftzüge gut lesbar.
Die gut nachvollziehbare Anleitung ist gewohnt bunt und diesmal muss kaum gemischt werden:
Fazit:
Wieder einmal stehen Licht und Schatten bei den Eigenprodukten von Revell dicht beieinander und man fragt sich, ob verschiedene Personen bei der Entwicklung und Produktion sehr abweichende Motivation haben, gute Modelle auf den Markt zu bringen. Anders ist diese parallel am gleichen Modell erkennbare Akribie in manchen Aspekten mit der gleichzeitig gezeigten Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit in anderen eigentlich nicht zu erklären.
Das Problem dabei bleibt, dass das geneigte Publikum die guten Aspekte eines Modells schnell vergisst, die schlechten aber im kollektiven Gedächtnis lange Zeit gespeichert bleiben.
Ich persönlich fände es sehr schade, wenn irgendwann in naher Zukunft mehr Freude aufkommt, wenn Revell neue Modelle ankündigt und man insgeheim hofft, dass es Kooperationen sind und das Gußwerk nicht aus Bünde stammt. Es kann ja nicht so schwierig sein, sich ein Modell in der Entwicklungsphase einmal kritisch anzusehen und dann die Dinge nachzubessern, die einfach gar nicht gehen.
Übrigens erwähne ich den immer noch blöden Stülpkarton diesmal nicht, weil ich denke, Revell hat inzwischen gravierendere Probleme als die Verpackung.
Erhältlich ist der Land Rover z.B. bei bessere Preise.
Karsten Schulz
Modellbaustammtisch Recklinghausen