Revell hat nach dem BMW i8 nun ein weiteres elektrisch betriebenes Fahrzeug als Modell heraus gebracht. Der Audi RS E-Tron GT gehört mit der sportlichen Ausführung und dem Hauch von Luxus sicher zu den attraktivsten Optionen, heutzutage rein elektrisch zu fahren.
Um die Hürde für den geneigten Modellbauer niedrig zu halten, hat Revell schon zuvor Modelle als Easy-Click, also ohne Klebstoff zu verbauen, herausgebracht. Das ging auch öfter ganz gut auf. Hier jedoch gibt Revell ein Modell heraus, dass ohne technisches Know-How im Bereich Lackierung und Ausgleichsmassen kaum zufriedenstellend sein dürfte. Dazu später mehr.
Beim Öffnen des unpraktischen Kartons purzelt zuerst die ungeschützte Karosserie heraus. Sie ist in einem blaumetallicfarbigen Kunststoff gegossen, der erheblich zu Schlierenbildung neigt. Außerdem sind im Muster bereits Stellen aufgrund der mechanischen Reibung beim Transport stumpf geschabt.
Die Türgriffe sind angegossen, oberflächlich scheint alles in Form und an Ort und Stelle zu sein.
Genauer betrachtet gibt es allerdings an zwei prominenten Stellen, Frontschürze und Heckkotflügel deutliche Sinkstellen im Kunststoff:
Insgesamt weist die gesamte Karosserie Schlieren auf, ein oft beobachtetes Phänomen von US-Kits der 80er Jahre:
Diese Schlieren sind leider oft auch beim Lackieren problematisch, da sie dazu neigen, sogar durch Profi-Grundierung hindurch sichtbar zu bleiben, auch durch mehrere Lackschichten.
Die Basiskonstruktion ohne Motoren ist schnell gezeigt:
Leider auch hier wieder störende Sinkstellen an relativ gut sichtbaren Teilen: Die Scheibenbremsen sollen Silber lackiert werden, damit sie auffälliger in der Felge sind.
Bei den Sitzen hingegen eine sehr schöne Struktur:
Und dann noch ein paar Teile in Blau. Und mit sehr deutlichen Sinkstellen auf dem Heckspoiler:
Die Klarteile sind dagegen makellos.
Wie meist bei Revell muss entweder per Hand an der Kante des stumpfen Areals entlanggemalt werden oder man erstellt selbst Lackierschablonen. Auch nichts für Anfänger!
Es folgt ein absolut unnötiger Chromteilbogen:
Die Reifen sind OK, allerdings ohne Herstellerkennung:
Die farbige Bauanleitung lässt keine weiteren Fragen offen, hier versteht Revell sein Handwerk:
Decals sowie Sticker sollen dann wieder den Profi und den Anfänger befriedigen. Ein Carbondach als Decal ist auf dem Stickerbogen nicht dabei, da solche Flächen mit Stickern nicht gehen.
Leider hat meiner Ansicht nach Revel hier beim Versuch, es allen Recht zu machen, letztlich einen Zwitter zwischen Anspruchsvoll und einfach geschaffen, der dann niemandem mehr richtig Spass machen wird.
Als Snapkit gebaut weist das Fahrzeug zu viele Fehler, Nachlässigkeiten und Materialschwächen auf und bleibt ein Spielzeugauto, kein annehmbares Standmodell. Als aufgewertetes, lackiertes Modell sind die bausatzbedingten Hürden einfach zu gravierend.
Somit muss ich leider meine Kaufempfehlung verweigern, und zwar für ein Modell, auf dass ich eigentlich gefreut habe.
Wer sich aber selbst überzeugen möchte, kann das z.B. bei Modellbau König.
Karsten Schulz
Modellbaustammtisch Recklinghausen