Die Tatsache, dass andere Hersteller spezifische themengebundene Farbensets anbieten, hat wohl auch in Ostwestfalen die Erkenntnis reifen lassen, dass dem eigenen Programm solche Sets gut zu Gesicht stehen könnten …
Was liegt uns nun hier vor?
Offenbar will Revell nun auch in den Farbset-Markt einsteigen mit einer Auswahl von Farben für die spezifische Bemalung der Flugzeugmodelle des jeweiligen WWII Kombattanten.
Groß prangt auf der Verpackung „READY for painting“ und „READY for spray“:
Aus eigener Erfahrung traue ich diesem Versprechen der „eierlegenden Wollmilchsau“ so irgendwie gar nicht: Eines von beiden bleibt auf der Strecke – ob das wirklich so ist, sehen wir gleich.
Leider ist auf der Verpackung nicht ersichtlich um was für eine Art von Farbe es sich handelt. Aqua (Wasserbasis) oder Enamel (Lösungsmittel). Wer im Chemieunterricht nicht aufgepasst hat, dem hilft auch nicht die Zusammensetzung auf der Rückseite. Ein Hinweis gibt die Schneeflocke auf der Rückseite, die davor warnt die Farben nicht in der winterlichen sibirischen Tundra draußen zu vergessen. Es handelt sich also wohl um wasserbasierte Farben. Wo wir gerade bei der Rückseite sind, da lachen uns jeweils 3 Serviervorschläge an aus dem eigenen Hause mit der dazugehörigen Bemalung an:
Auf dem deutschen Set hat man sich auf die RLM-Farbraumskala geeinigt.
Das ist per se cleber, da die meisten Farbangaben in Bausätzen bei deutschen Flugzeugen die RLM-Farben angteben.
Aaaaber:
Eine Bf 109 G mit den Farben RLM71 und RLM 75 zu lackieren (die Unterseite wird gar nicht erst erwähnt!) ist, gelinde gesagt Unfug!
Eine FW 190 A8 in RLM 76 (Unterseite) und RLM 75 auf der Oberseite macht auch nur bedingt Sinn – wo ist das RLM 74?
Den Vogel schießt jedoch das Modell der Ju 88 A1 „Battle of BRitain“ ab: Unterseite RLM 65 (stimmt!9, Oberseite in RLM 82? Nie und nimmer nicht: Diese frühen Ju 88 waren auf den Oberseiten in RLM 70/RLM 71 lackiert!
Interessant auch: Das orginal gebaute Modell wies tatsächlich diese Farben auf – warum hat man dann das Muster mit dem Computer so derart falsch verschandelt?
Beim RAF-Set ist man auf das Federal Standar 595 Farbschema ausgewichen:
Bleibt die Frage warum?
Britische Flugzeuge des Zweiten Weltkrieges waren im BS-Sytsem lackiert – FS ist das US-amerikanische Federal Standard und hat bei RAF-Maschine nichts zu suchen!
Auch hier wieder teilweise blühender Unfug auf der Rückseite:
Die Tempest hat keine Unterseitentarnfarbe und auf der Oberseite einen Mix aus FS 34226 und FS 36152 – das kommt so uuungefähr hin.
Die Spitfire hat ebenfalls keine Unterseitentarnung, und die Oberseiten sind annähernd mit Dark Earth/Dark Green Äquivalenten angegeben.
Der Knüller ist wieder die Beaufighter Nachtjäger-Bemalung in Hellgrau, Dunkelgrau – die originalen Nachtjäger waren schlicht Schwarz lackiert. Und der Clou: Das originale 1:48er Modell der Beaufighter war tatsächlich in Night/Black lackiert – warum hat man dieses Bild dann künstlich auf Zweifarbtarnung umfrisiert? Vielleicht wollte man die Beaufighter TF. X darstellen und hat aus Versehen den Nachtjäger zur Illustration heranzgezogen?
Kommen wir nun zum eigentlichen Kern dieses Reviews. 8 verschiedene Farben werden uns hier in handlichen Fläschchen mit einer Füllmenge von jeweils 18ml an die Hand gegeben:
Und siehe da auf den Fläschchen findet sich der Hinweis „Acryl-Paint“ also: Wasserverdünnbar.
Folgende Farben sind enthalten:
RAF WW2 | German Airfirce WW2 |
FS 30118 | RLM 65 |
FS 34079 | RLM 70 |
FS 34504 | RLM 71 |
FS 30266 | RLM 74 |
FS 35450 | RLM 75 |
FS 36152 | RLM 76 |
FS 36270 | RLM 81 |
FS 34226 | RLM 82 |
Schön ist, das die Einfüllspietze gleich vorhanden ist, was das Befüllen der Airbrush erleichtert:
Für Modellbauer, die den Pinsel bevorzugen ist das wieder etwas anderes. Hier muss ein Gefäß her, um die Farbe mit dem Pinsel aufnehmen zu können.
Mein Tipp am Rande: „Immer genügend Toffifees im Hause haben.“
Farbauftrag mit dem Pinsel
Erstmal kräftig Schütteln, damit sich die Farbpigmente wieder verteilen, die sich auf dem Boden der Flasche abgesetzt haben. Das kann gar nicht oft genug betont werden. Nach Abfüllen von ein wenig Farbe in ein Gefäß, fiel auf, dass diese etwas dickflüssig sein zu scheint. Was für Arbeiten mit dem Pinsel von Vorteil sein kann ist für die Airbrush wieder nachteilig. Schon hier ein Anzeichen für den Ausgang des Versuchs? Nun gut ich habe ein Stück Plastik genommen die Oberfläche nur grob gereinigt mit Alkohol und kein Primer aufgetragen. Warum? Ich wollte im Grunde nachstellen wie ein Anfänger damit umgehen würde der sich mit diesen Details noch nicht beschäftigt hat.
Nach den ersten Strichen schwante mir schon, das mit der allround Farbe wird wohl nichts. Sie deckt nicht gut was mehrmalige Wiederholungen nach dem Trocken nach sich ziehen wird.
Farbauftrag mit der Airbrush
Der schon etwas länger tätige Modellbauer hat sich eine Airbrush gegönnt und möchte nun seine ersten Versuche mit dieser und seinem Modell der Wahl unternehmen. Das ist Basis dieses Tests – also habe ich meine schon etwas betagtere Rüssel Airbrush (Saugbecher Pistole) aus dem Schrank ausgepackt und angeschlossen. Etwas Farbe in den Saugbecher und los geht es. Ich war überrascht! Wider Erwarten gar nicht mal so schlecht. Die Farbe läßt sich klaglos mit der Airbrush flächig deckend auftragen.
Auffällig ist die Corona, was darauf hindeutet, dass die Farbe zu dickflüssig ist. Dieses Problem sollte aber relativ leicht mit etwas Verdünnung in den Griff zu kriegen sein. Aber für den spontanen Versuch ist das gut und man kann damit arbeiten.
Im Vergleich
Links gepinselt, rechts mit der Airbrush aufgetragen
Fazit
Für Arbeiten mit dem Pinsel sind die Farben ungeeignet, da Sie nicht gut decken, was mehrere Durchläufe der Farbaufträge erfordert. Das kann dazu führen, dass Details so mit Farbe zu gekleistert werden, dass diese einfach verschwinden. Mit der Airbrush sieht die Welt schon wieder etwas anders aus. Leicht verdünnt können damit sehr gute Ergebnisse erzielt und somit guten Gewissens empfohlen werden. Fortgeschrittene Modellbauer werden diese Farben wohl nicht in Ihr Sortiment aufnehmen, aber für den Anfänger, und mehrfach Modellbauer sind sie eine gute Alternative! Durch die Zusammenstellung der Farben für die jeweilige Luftstreitmacht ist alles vorhanden, um seinem Modell das passende Farb-Kleid zu verpassen.
Mein Rating: Eine Solide 5 von 10 Punkten.
Erhältlich bei Modellbau König.
Sascha Müller, Modellbaufreunde Lingen