Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848

Revell hat mit diesem Bausatz schnell auf den spektakulären und durch Auszeichnungen gewürdigten Sonderanstrich (tatsächlich sind es Klebefolien, keine Lackierungen) des Richthofengeschwaders aus dem Jahr 2019 reagiert …
Im unpraktischen Schlabberkarton, mit einem Originalfoto vorne drauf, finden sich die Spritzlinge des bekannten 2006-er Bausatzes, die Bauanleitung und ein dem Original entsprechender ebenfalls spektakulärer Decalsatz von imposanter Größe:Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-2 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848

Der Bausatz ist bekannt (nicht mit dem ganz frühen Bausatz von ungefähr 2000 verwechseln!) und war auch als Doppelsitzervariante sowie als Bronze-Tiger mit einer anderen Komplettfolierung bereits wieder aufgelegt worden. Die Spritzform hat also über die Jahre schon eine intensive Nutzung hinter sich. Er zeigt nun wohl erste Abnutzungserscheinungen, das ist bedenklich, viel ältere Bausätze z. b. von Hasegawa (auch hier im Revellprogramm) haben sich da offensichtlich besser gehalten.

Der Spritzast A hat die großen Rumpfteile, die Canards, den Lufteinlauf, die Cockpitwanne und ein paar Kleinteile:Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-3 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Der Bausatz hat in der Außendarstellung viele Details in Form von Gravuren und Punktlöchern. Das erzeugt beim fertigen Modell einen schönen und sehr passenden Eindruck. Die Gravuren sind jedoch in einigen Bereichen etwas schwammig, je größer die Gravur, desto runder werden die Ränder. Manchmal verschwinden sie auch im Nichts, wie z. B. am Seitenruder im Rumpfanschluss:

Die Canards und der Grenzschichtzaun am Lufteinlauf machen einen guten Eindruck. Bei den Teilen für den Lufteinlauf selber und rund um das gut gelungene Mittelteil für den Fahrwerkschacht sind jedoch deutliche Spritzgrate vorhanden:

Die Cockpitwanne hat an den Seitenkonsolen schöne erhabene Details, die dem sehr aufgeräumten Original gut entsprechen. Mit den Decals werden noch einige Farbtupfer geliefert. Das ist ausdrücklich zu loben! Natürlich muss man die Decals dann mit reichlich Settingflüssigkeit (oder Essig – aber vorsichtig damit sein!) tränken und ordentlich andrücken:
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Springen wir mal vor zum Spritzast H mit insbesondere den Tragflächenteilen. Auch hier zeigen sich reichlich Gussgrate:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-13 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Wie beim Rumpf auch, können hier die Gravuren unter Anlegung aktueller Maßstäbe nicht mehr so 100-prozentig überzeugen. An der Hinterkante der Tragflächen finden wir? Richtig, Gussgrat:

Die kleinen Teile für Fahrwerkbeine und -klappen machen einen guten Eindruck. Die Schubdüsen waren noch nie ein Highlight des Bausatzes und werden es natürlich auch nicht mehr, auch hier haben wir innen Gussgrat:

Am Ast E finden sich die spezifischen Teile für den Rumpfrücken des Einsitzers:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-19 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die Abdeckung direkt hinter dem Sitz und diejenige darüber in der Cockpithaube haben klare Strukturen, das obere Teil ist noch etwas besser. Das ist ja bei einer geschlossenen Haube auch gerade gut so. Rein theoretisch könnte man auch die Luftbremse offen lassen, die Decals scheinen passend getrennt zu sein. Eine Detaillierung innen ist vorhanden, leider aber auch einige Auswerfermarken, die an ungünstigen Stellen verschliffen werden müssen:

Uns fehlt immer noch der Spritzast B, mit dem Vorder- und Rückwand des Fahrwerkschachtes, die Tragflächenendbehälter, Cockpitausstattung und Schleudersitz sowie Fahrwerkteile auf den Modellbautisch kommen:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-23 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die Teile für den Fahrwerkschacht sind kräftig detailliert, die Pods entsprechend der Rumpfdetaillierung. Letztere werden noch mit weiteren winzigen Anbauteilen – unter anderem auch Klarteilen für die Außenleuchten – vervollständigt. Es werden dann sehr schöne Nachbildungen:

Das Instrumentenbrett und das kleine Paneel für den Steuerknüppel sind sehr fein dargestellt. Für das Brett waren in den ersten Auflagen mehrere sehr kleine und feine Decals vorgesehen, jetzt gibt es nur noch ein eher grobes Abziehbild für die drei Bildschirme (die man vorher bemalen musste). Das ist allerdings ein Rückschritt:

Der Schleudersitz wird aus sechs Teilen zusammengebaut, die ebenfalls sehr fein detailliert ausgeführt sind. Man braucht hier nicht unbedingt ein Nachrüstteil:

Die Fahrwerkteile sind dann wieder eher Durchschnitt. Am Bugfahrwerk ist abermals etwas Gussgrat zu erkennen:

An diesem Ast sind auch die angesprochenen winzigen Teile für die Verfeinerung der Außenpods und anderer Teile. Unten rechts die Fahrwerkscheren – mit unserem Gussgrat:
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Die Zusatztanks, Pylone und einen Teil an Bewaffnung haben wir an Gussast I. Die Mittelstreckenraketen hier passen nicht zum Vorbild. Aus einer Sidewinder-Rakete kann man durch entfernen der Lenk- und Leitflächen eine ACMI-Pod machen, der häufig an der rechten (in Flugrichtung) äußeren Raketenstation getragen wird:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-34 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die Tanks sind komplett mit den Pylonen modelliert und an den Seiten schön detailliert. Es sind gleich drei an der Zahl vorhanden, das ist sehr reichlich. Für den Baron sind nur zwei erforderlich:

Auch die äußeren Pylone für die Kurzstreckenraketen sind gut gelungen, sie werden am Ende noch mit weiteren Teilen für Fackel- und Düppelwerfer vervollständigt:
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Die Spritzästse F und G hängen aneinander und bringen uns für den Baron die IRIS-T Raketen. Die anderen Optionen wie Taurus und Storm Shadow/Scalp, Recce-Pod oder GBU’s haben unter dem Baron nichts zu suchen. Da die Ausführung jedoch ansprechend ist, können sie für andere Projekte, z. B. unter Tornados, Verwendung finden und den Bestand der legendären „Grabbelkiste“ bereichern:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-38 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die IRIS-T sind sehr gut gelungen:

Der Spritzling für die Klarsichtteile ist am Schutzrahmen abgebrochen. Die Teile sind allerdings unbeschädigt und in guter Ausführung. Der übliche Gussgrat über der Kanzel ist hier sehr kräftig ausgefallen:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-41 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die „Durchsicht“ der beiden großen Teile ist sehr gut:

Der Decalbogen ist größer als DIN-A-4 und nur für die eine Markierungsalternative des „Baron Spirit“ ausgelegt. Die Decals sind teilweise sehr großformatig:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-44 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Der Druck ist hervorragend, wie die Portraits des „Roten Kampffliegers“ zeigen:

Auch die vielen Flugzeugsilhouetten am Rumpf und auf den den Zusatztanks und die noch vorhandenen Wartungshinweise sind auf diesem Niveau. Nur die Decals für das Instrumentenbrett fallen wie schon gesagt etwas ab:

Die Bauanleitung ist in der grafischen Darstellung auf dem mittlerweile üblichen hohen Revellstandard. Sie enthält auch die Hinweise auf alle Bewaffnungsoptionen, sogar für den Luft-Boden-Einsatz und bei der RAF, die bei der Bausatzauslegung gar nicht zutreffen können.

Die Einleitung enthält leider wieder keinerlei Hinweise zum Original:
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Überspringen wir mal die Symbolhinweise und die Farbmischanweisung für die wesentlichen Farben. Somit geht es mit der Darstellung zum Bausatzinhalt weiter:

Sodann geht es in 45 sauber erklärten Schritten zur Vervollständigung bis zur Montage der Zusatztanks. Der Bau geht insoweit flott von der Hand. Insbesondere beim vielteiligen Lufteinlauf ist genaues Arbeiten angesagt. Trotzdem ist die Passung hier etwas problematisch. Also mehrfach Probepassen und schon mal Klebeband, Gummibänder und ggf. ein paar Klemmen bereitlegen:

Dann folgen die Hinweise zur Bewaffnung. Da der „Baron“ vorwiegend für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt wird, ist selten Bewaffnung vorhanden. Wenn überhaupt, dürften zwei IRIS-T (oder einmal der oben angesprochene ACMI-Pod ohne die Lenkflächen) die passende Bewaffnung aus diesem Bausatz sein; sehr viel seltener die AIM-9, die eigentlich nur noch aufgebraucht werden. Also ist hier eher Zurückhaltung angesagt. Übrigens entspricht das auch der Bewaffnung der anderen Richthofen-Flugzeuge:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-62 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Die Anleitung für die Lackierung und Decalanbringung startet mit zwei vollständigen Seitenansichten. Bei der grauen Grundlackierung entspricht die Farbe mit Buchstabe A FS 35237 Blaugrau/Grayish-Blue, die für Buchstabe Q ist RAL 7030 Steingrau.
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Es folgen dann die Ober- …
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-64 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848… und die Unterseite:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-65 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Zum Ende der Anleitung gibt es eine sehr nützliche Übersicht für die Vorlackierung der Zusatztanks, da diese mit weißen oder schwarzen Flächen als Untergrund bzw. Ergänzung der Decals vorlackiert werden müssen. Auch die Raketenträger sind hier noch extra beschrieben:
Revell-03848-Eurofighter-Baron-Spirit-66 Revells Eurofighter „Baron Spirit“ in 1:48 #03848Es sind überall sehr viele Decalnummern angegeben, da auch Decals auf anderen Decals bzw. den grauen Grundanstrich aufgebracht werden müssen. Also erst mal die großflächigen Decals aufbringen. Diese sind teilweise an den Grenzen zu Klappen und Rudern unterbrochen und sollten auch entsprechend geschnitten werden. Es ist also reichlich zu tun, um weit über 100 Decals anzubringen.

Zum Schluss kann ich trotz der kritischen Punkte ein positives Fazit ziehen.

Die nicht mehr so ganz „up-to-date“ Ausführung des Grundbausatzes wirkt sich in Anbetracht der großflächigen Sondermarkierungen, die ja im Zentrum der hier angedachten Modelldarstellung stehen, nicht schwerwiegend aus. Außerdem ist dieser Bausatz nach wie vor schlicht die einzige Möglichkeit, einen ansprechenden 48-er Eurofighter zu realisieren.

Insgesamt handelt es sich um eine technisch und preislich äußerst attraktive Zusammenstellung für Liebhaber des Genres der Sondermarkierungen. Revell spielt hier seine Fähigkeiten in der Nutzung vorhandener Bausätze mit neuen Decalbögen bei völlig gerechtfertigten Preisen voll aus.

Erhältlich im online-shop von Modellbau König.

Hermann Geers, Wiertmarschen