Weiter geht es in der Reihe der Wiederauflagen von Special Hobby aus Short-Run-Zeiten. Hier ist das Objekt ein in unseren Breiten recht unbekanntes italienisches Wasserflugzeug, das auch als Bordflugzeug auf großen Kriegsschiffen eingesetzt wurde …
Diesmal jedoch geht es um spanische Dienste.
Ganz so alt ist die Form gar nicht mal, stammt die Erstausgabe doch aus dem Jahr 2015. Es ist der einzige Bausatz des Vorbilds in diesem Maßstab, der marktverfügbar ist.
Im stabilen Karton gibt es die gedruckte Anleitung im kleinen A-5-Format und einen Beutel mit den Bausatzteilen:
Es handelt sich um einen Special-Hobby typischen Multi-Bausatz mit Spritzgussteilen in Grau und Klar, Resinteilen, einer Ätzplatine und einem in diesem Falle recht großen Decalbogen:
Spritzast A liegt in hellgrauem weicheren Kunststoff vor und enthält zwei Rumpfhälften vor denen noch der Motor zu montieren ist:
Innen gibt es umfangreiche Darstellungen an den Wänden, die im Laufe des Zusammenbaus noch weiter vervollständigt werden:
Die äußere Oberflächendarstellung ist recht detailliert mit vertieften Gravuren an den Verbindungsstellen der Bauteile. Weiterhin gibt es Montagelöcher und -punkte für die Anbauten. Die Darstellung der Bespannung ist auch in guter Form gelungen. Lediglich des Short-Run-typische Fehlen von Passstiften und -löchern ist als Manko zu bemerken:
Die weiteren grauen Spritzäste sind aus dunklerem sehr hartem Kunststoff, der sehr glatt und stark glänzend ist. Spritzast B liefert in dieser Form die wesentlichen Teile für den Zentralschwimmer und die untere Tragfläche:
Der Zentralschwimmer weist umfangreiche Details insbesondere auf der Oberschale auf. Die untere Schale enthält die an Schwimmern häufig vorhandene Abstufung:
Für die untere Tragfläche sind drei Bauteile vorhanden, die untere Schale ist durchgehend ausgeführt. Es ergibt sich dann eine stabile Konstruktion:
Die Ausführung ist recht sauber mit einem Anti-Rutschschutz, strukturierten Landeklappen und der Andeutung der Rippen unter der Verspannung:
Weiterhin gibt es an diesem Ast die Teile für die Motorhaube mit Gravuren, den Cockpitboden und weitere Platten für den Innenausbau im Cockpit:
Etwas Besonderes ist hier das Teil B 12 als Montagehilfe zwischen Rumpf und Zentralschwimmer, die natürlich nicht verklebt werden darf:
Am Ast C gibt es dann die Teile für die obere Tragfläche, die Höhenleitwerke und die Stützschwimmer:
Auch hier gibt es eine durchgehende Schale und zwei ergänzende Teile:
Weiterhin sind auch hier die Oberflächen mit Details für Wartungsöffnungen und einer Darstellung der Bespannung versehen:
Auch die Höhenleitwerke und die Bauteile für die Stützschwimmer entsprechen dieser Oberflächengüte. Auffällig und Short-Run-typisch fallen hier die massiven Anspritzungen auf, die eine umfangreiche Nachbearbeitung an den Rändern notwendig machen:
An diesem Ast gibt es auch die Bauteile für zwei Sitze, die beide noch mit Ätzteilen ergänzt werden sollen und dann bestimmt akzeptable Nachbildung ergeben dürften. Der hintere Drehsitz für den Funker/Heckschützen hat schon irgendwie etwas von einer Toilette, aber das wird nach der Bauvollendung nicht negativ auffallen:
Ast D ist ein reiner Kleinteilast:
Hier gibt es neben dem Propeller allerhand Verstrebungen, Einzelstreben und -stiele und ein gut gelungenes Instrumentenbrett. Ansonsten ist die Ausführung ganz in Ordnung, hier ist aber an einigen Teilen an den Angüssen und geringen Gussgraten wieder Nacharbeit erforderlich:
Spritzast E liefert dann die wesentlichen Teile für den Zusammenbau der Motorisierung:
Mit diesen Teilen kann dann eine respektable Nachbildung des Motors erfolgen. Ein Bedürfnis für Nachrüstteile besteht nicht. Hier ist sehr zu begrüßen, dass die Realisierung der Bausatzteile anders als bei vielen von Special Hobbys alten Short-Runs nicht durch Resinteile mit einzelnen Zylindern erfolgt:
Die Klarsichtteile sind an einem kleinen Ast versammelt:
Die Ausführung ist hier nicht so berauschend. Die Bauteile sind recht trüb und benötigen auf jeden Fall eine Nachbehandlung mit einer Glänzerflüssigkeit:
Die Resinteile steuern die Bauteile für die Abgassammelanlage (Auspuff), die MG-Bewaffnung mit Lafettierung und innere Einbauten bei. Auch ein Vorbauteil für die Verbindung zwischen Motor und Luftschraube ist hier vorhanden:
Hier ein paar nähere Betrachtungen die eine feine Ausführung bestätigen.
Der Decalbogen fällt für nur 21 Teile recht groß aus. Das liegt an den großformatigen Markierungen, insbesondere für die roten Streifen auf den oberen Tragflächen der italienischen Version:
Die drucktechnische Ausführung macht einen sehr guten Eindruck mit scharfen und kräftigen Farben. So wie es aussieht, kann auch hier der obere Trägerfilm nach dem Aufbringen und Trocknen der Decals entfernt werden.
Die Ätzteilplatine macht einen ebensolchen Eindruck. Sie trägt wie schon bei den ersten Ausgaben die Herstellerbezeichnung von Hauler. Das ist in diesem Falle ein eindrückliches Qualitätsmerkmal, wie die hochwertige Ausführung wie der Blick auf die Schnallen und Ketten ausdrücklich beweist:
Die Bauanleitung ist kleinformatig und überwiegend in schwarz-weiß gedruckt. Man kann mit ihr allerdings zurechtkommen. Es beginnt mit einer für das Original recht umfassenden historisch-technischen Einführung:
Weiter geht es mit der Darstellung des Bausatzinhalts, an deren Ende die ersten Bauschritte für die Ausrüstung der Innenwände des Rumpfes starten:
Kleinteilig geht es mit der Herstellung der Rumpfinneneinrichtung in 11 Baustufen weiter:
Großformatig folgen die Montagen der Tragflächen und der Höhenleitwerke. Hier geht es auch um den Zusammenbau der Abwehrbewaffnung in Form eines einzelnen MGs:
Knifflig wird es dann mit den Verstrebungen zwischen den Tragflächen und vielen Kleinteilen für den Zusammenbau des Zentralschwimmers:
Ebenfalls knifflig wird es dann bei der Montage der insgesamt drei Schwimmer. Hier ist große Sorgfalt von Nöten. Eine gute Idee ist hierbei der Beistellung einer Montagehilfe für den Zentralschwimmer als Spritzgussteil:
Ganz zum Schluss folgt dann der Zusammenbau und die Montage des Motors mit der Motorhaube, der Cockpitabdeckung und der Kleinteile für Staurohre und einen Generator:
Die beiden Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten stellen einerseits eine Maschine in spanischen Diensten aus dem Jahre 1951 dar. Sie ist über alles in Silber bzw. Alu lackiert und trägt die seinerzeit üblichen wenigen Markierungen mit dem weißen Seitenleitwerk mit dem schwarzen Kreuz, die spanischen Kokarden und die Modexnummern:
Die zweite Maschine zeigt italienische Markierungen. Ggf. war sie ein Bordflugzeug des Kreuzers „Fiume“, der allerdings schon 1941 versenkt wurde. Sie gehörte zu insgesamt sechs Maschinen, die nach dem „Fall Achse“ (der Versuch der Wehrmacht, die italienischen Streitkräfte nach der Kapitulation Italiens zu entwaffnen) im September 1943 von deren Besatzungen nach Spanien geflogen wurden, später dort in spanische Dienste übernommen wurden und dann so aussahen, wie die erste Möglichkeit. Hier gibt es die italienische Trikolore mit dem königlichen Wappen auf dem Seitenleitwerk, die weißen Kreise mit den „Fasces“ als Hoheitsmarkierungen, die schon angesprochenen roten Streifen und die Markierung „FIUME-2“ mit einer im Ergebnis recht farbenfrohen Erscheinung:
Fazit
Zum Preis von um die 40 € im Handel gibt es ein sehr interessantes und selten zu sehendes Modell aus vergleichsweise gutem Short-Run-Niveau mit feinen Markierungen.
Die modellbauerischen Anforderungen sind recht hoch. Eine entsprechende Erfahrung ist dringend erforderlich, wenn der Bau gelingen soll. Eine Darstellung im Wasser kommt dann noch oben drauf.
Der Bausatz ist insoweit seinen Preis auf jeden Fall wert und ergibt eine bestimmt sehenswerte Nachbildung.
Erhältlich direkt im Speciasl Hobby online-shop.
Hermann Geers, Wietmarschen