Eine „Tonne“ im Quarterscale! In Großserie! Mit exzellenter Passgenauigkeit! Ohne Nacharbeit!
Nicht möglich?
Doch!
Unsere chinesischen Modellbaufreunde machen es (wieder einmal!) möglich …
Bausätze der „Tunnan“ gibt es in 1:72 von Heller (Wiederauflage durch Airfix?), Matchbox sowie als Wiederauflage des Matchbox-Kits von Revell.
Im Quarterscale 1:48 gibt es einen Resin-Kit von NeOmega sowie den Spritzguss-Bausatz von AZ-Model.
Von MAESTRO Models aus Schweden gibt es passend hierzu einen Umbausatz zur Aufklärervariante sowie ein Set mit photogeätzten farbig bedruckten Details, das bereits auf Britmodeller vorgestellt wurde.
Und nun haben wir Modellbauer mit weniger guten Nerven die Möglichkeit, eine Saab J 29 in 1:48 einfach und mehr als zufriedenstellend „aus der Schachtel“ zu bauen.
Doch zuvor ein ganz klein wenig Hintergrundwissen zu diesem pummeligen, aber für damalige Verhältnisse irre schnellen Schweden …
Mit der Konstruktion der Saab J 29 „Tunnan“ (Tonne/Fass wegen ihres gedrungenen Rumpfes) gelang es dem schwedischen Hersteller ein Jagdflugzeug zu produzieren, das zum Zeitpunkt seines Erstfluges am 1. September 1948 auf der Höhe der Zeit war und locker mit vergleichbaren US-amerikanischen (F-86) und sowjetischen (MiG-15) Flugzeugen mithalten konnte.
Über die Ursprünge der J 29 gibt es einige Spekulationen – so zum Beispiel die Geschichte von einem Messerschmitt-Mitarbeiter, der mit geheimen Unterlagen flüchtete und diese Dokumente dann dem Chefingenieur von Saab, Frid Wanström, zur Verfügung stellte.
Parallel arbeitete tatsächlich ein ehemaliger Messerschmitt-Ingenieur bei Saab in Linköping und dieser soll seine Erfahrungen mit verschiedenen Projekten in die Entwicklungsarbeit eingebracht haben.
Wie dem auch sei (und ich werde hier ganz bestimmt nicht den diversen Spekulationen von der „Überlegenheit deutscher Militärtechnik“ bei den verschiedenen Konstruktionen in Nachkriegseuropa das Wort reden!):
Die J 29 Tunnan war ein hochmodernes Jagdflugzeug: Ganzmetallflugwerk, Mitteldecker, Pfeilflügel, Schleudersitz, gedrungener Rumpf zur Unterbringung des britischen Triebwerkes und mit einer Geschwindigkeit von über 1000 km/h ein ernstzunehmender Konkurrent der F-86 Sabre, MiG-15 und anderer Jagdflugzeuge dieser Zeit.
Zweieinhalb Jahre nach dem Erstflug wurden die J 29 (J=Jakt, also Jagdflugzeug) sowie die Aufklärervariante S 29 (S=Spaning) am 10. Mai 1951 bei der Staffel „F 13“ der königlich-schwedischen Luftwaffe in Dienst gestellt.
Berühmt wurde die „Tunnan“ durch den Einsatz von 9 Exemplaren während der Friedensmission der Vereinten Nationen im Kongo vom Juli 1960 bis Juni 1964.
Schon 1960 begann das schwedische Militär die „Tunnan“ zugunsten der Saab J 35 „Draken“ ausser Dienst zu stellen.
Einziger Exportkunde dieses doch recht modernen Jägers war das Österreichische Bundesheer mit 30 aus Schweden gebraucht gekauften J 29F ab 1960.
Insgesamt wurden 224 J 29A und 360 J 29B sowie 76 S 29C (Aufklärer) gebaut. Die späteren Versionen J 29E/F wurden allesamt aus vorhandenen J 29B umgerüstet.
Technische Daten:
Spannweite: 11,00 m (= 229,16 mm im Maßstab 1:48)
Länge: 10,23 m (= 208,8 mm im Maßstab 1:48)
Höchstgeschwindigkeit: 1.035 km/h
Triebwerk: 1 × de Havilland Ghost
An Bewaffnung waren fest eingebaut vier 20-mm Maschinenkanonen;
an den Tragflächenstationen konnten die unterschiedlichsten Luft/Luft- und Luft/Boden-Raketen oder Treibstoffbehälter mitgeführt werden.
Doch zurück zu unserem Bausatz:
In der (ich muss es immer wieder lobend erwähnen!) ungemein stabilen und immens praktischen Kartonage finden wir vier Spritzlinge in hellgrauem Kunststoff …
… sowie einen transparenten Gussrahmen …
… der (auch das werde ich nicht müde zu erwähnen!) separat und unglaublich bruch- und kratzersicher verpackt ist:
Die beiden Hauptkanzelteile sind absolut randscharf gedruckt und verdienen die Bezeichnung „transparent“ zu Recht:
Hier noch einige Details der Bausatzteile:
Das durchgehende Höhenruder:
Der separate Bugeinlauf:
Das kleine Instrumentenbrett …
… wird mit einer Geräteanzeige vom Nassschiebebogen dekoriert:
Für eine geschlossenenhaube absolut überzeugend! Bei geöffneter Haube sollte man photogeätzten Ersatz in Erwägung ziehen!
Mit den beigefügten hochglänzenden Nassschiebebildern …
… lassen sich zwei der typischsten Markierungsvarianten umsetzen:
Bezüglich der schwedischen Hoheitsabzeichen „Tre Kroner“ wäre noch anzumerken, dass die drei Kronen eigentlich noch eine schwarze Einfassung hatten.
Die Bauanleitung „glänzt“ leider – wie alle chinesischen und mittlerweile auch einige deutsche Bauanleitungen!- durch das Fehlen jeglicher Vorbildinfos! Wozu schließlich gibt es das Internet, mag sich mancher Hersteller fragen … aber verbraucherfreundlich ist das nicht.
Ansonsten ist die Anleitung logisch aufgebaut, recht einfach zu verstehen und graphisch ganz ordentlich gestaltet:
Farbangaben wie mittlerweile bei HobbyBoss üblich nach den gängigen Farbsystemen:
Ob das Modell wirklich maßhaltig ist, kann nur eine Vermessung am fertigen Bausatz (mit all ihren möglichen Abweichungen und Fehlern!) zeigen; HobbyBoss gibt eine Modellspannweite von 214,4 mm sowie eine Modelllänge von 195,5 mm an und läge damit weit ausserhalb jeglicher Toleranz und entspräche eher 1:52!!! Zur Erinnerung: Spannweite 11,00 m (= 229,16 mm im Maßstab 1:48) und Länge 10,23 m (= 208,8 mm im Maßstab 1:48)!
Fazit: Im Kasten ein wahrer Traum und einfach zu Bauen. Absolut passgenau macht der Bau der J 29 von HobbyBoss einen Riesenspaß. Nur die doch ziemlich große Diskrepanz bezüglich der Maße macht mich stutzig und sobald meine „Tunnan“ im Rohbau fertig ist, werde ich die tatsächlichen Modellmaße noch einmal prüfen.
Und wenn EDUARD demnächst mit den zu erwartenden Detailsets herauskommt, steht einem absoluten „Showstopper“ nichts mehr im Wege!
Mein Exemplar habe ich direkt bei Kingmodels in Gelsenkirchen bestellt. In nur drei Tagen war der kleine Flieger bei mir und ich konnte natürlich nicht widerstehen, ihn schon mal in Angriff zu nehmen.
Doch davon demnächst mehr …