Special Hobby hatte seit 2014 in Zusammenarbeit mit Tarangus die Modellbauer mit den seitdem in 1:48 DIE Reverenz bildenden Bausätzen verschiedener Einsitzerversionen der SAAB Viggen erfreut. Schon seinerzeit kam sofort der Wunsch nach Doppelsitzerbausätzen des „Donnerkeils“ auf. Hat doch die einsitzige Viggen schon ein einzigartiges Erscheinungsbild, so setzen die Doppelsitzer mit den beiden gewölbten Hauben schon im ersten optischen Eindruck nochmal etwas Besonderes drauf.
Angeboten wird der Bausatz mit der Bezeichung SK-37E „Stör-Viggen“. Die zusätzliche Beschreibung „Electronic-Warfare-Agressor“ ist dann doch etwas plakativ übertrieben. Die Maschine war grundsätzlich dafür gedacht, den Umgang mit dem Equipment im Flug zu üben, konnte aber auch als aktives Einsatzmittel verwendet werden, der Einsatz sollte aber vorrangig durch Einsitzer erfolgen.
Mit dem Bausatz können sowohl Standardtrainer der Baureihe SK-37 „Skol-Viggen“ (nur 17 Originale mit dem kurzen Rumpf und dem hohen Seitenleitwerk) als auch die Elektronik/Stör-Trainer SK-37E „Stör-Viggen“ (10 Umbauten aus den 17) gebaut werden. Im Bausatz sind die für die E-Version typischen U22 und U95 Störsender-Behälter oder auch Fackelwerfer unter den Tragflächen nicht enthalten. Hier bleibt auf jeden Fall noch Tätigkeitsfeld für die Aftermarket-Hersteller z. B. von Maestro-Models – einem Spezialisten für alles Schwedische.
Enthalten sind neun Spritzgussäste in grau und zwei für die Klarsichtteile, ein Ätzteil- und ein Decalbogen sowie die Bauanleitung:Der ursprüngliche Bausatz ist in einigen Punkten überarbeitet und für den Doppelsitzer ergänzt worden (genauere Hinweise folgen unten). Daher ist der praktische Karton prall gefüllt und man muss nach dem ersten Auspacken schon genau positionieren, um alles wieder hinein zu bekommen.
Der Spritzgussast A …… ist identisch mit dem Einsitzerbausatz. Hieraus werden nur das Radom, die Cockpitwanne und das Instrumentenbrett für das vordere Cockpit benötigt.
Der Gussast B …… ergänzt dann das hintere Cockpit mit Wanne und speziellem Instrumentenbrett und liefert das Vorderrumpfoberteil für den Doppelsitzer.
Gussast C …… bringt die Tragflächenunterseite, die Lufteinläufe und einen Fahrwerkschacht auf den Basteltisch. Die Canardfläche hier wird nicht mehr benötigt.
Spätestens bei Betrachtung dieser Bauteile muss die feine Detaillierung in den Oberflächen und der absolut saubere Spritzguss der Plastikteile besonders erwähnt werden. An wenigen Stellen ist minimaler Gussgrat vorhanden, dieser ist aber kein Problem:
Gussast D …
… bringt wieder die Ergänzung mit Tragflächenoberseiten, dem nächsten Fahrwerkschacht und der Vorderrumpfunterseite, die für Ein- und Doppelsitzer vorgesehen ist.
Die Äste E, F, und G …… enthalten im Wesentlichen die hinteren Rumpfober- und -seitenteile sowie den Triebwerkauslass, der schon im Spritzgusszustand feine Einzelheiten des Nachbrenners enthält. Weiterhin gibt es hier die Teile für Außentanks, Fahrwerk und Fahrwerkabdeckungen.
Hier noch einige Nahaufnahmen, im Triebwerkauslass sind keine Zusatzteile, die Detaillierung ist ooB!
Schlussendlich gibt es den kleinsten Gussast in Grau mit dem Buchstaben H …… für die Plastikteile der Schleudersitze. In Verbindung mit den Ätzteilen hierfür ergibt sich eine auf jeden Fall ansprechende Nachbildung dieser Sitzmöbel.
Die bis hierhin vorgestellten Gussäste sind – naturgemäß bis auf Ast B – identisch mit denjenigen der vorherigen Einsitzerversionen. Die oben angesprochenen überarbeiteten und ergänzten Teile befinden sich am neuen Gussast M:Hier sind dabei
- die spezifischen Lufteinlässe und die Periskope für die Doppelsitzer und Stör-Versionen
- eine neue Blattantenne
- ein offenes Notstromaggregat (Ram-Air-Turbine)
- ein neuer Unterrumpfträger mit Flosse
- komplett neu gestaltete Canardflächen mit abgesenkt darstellbaren korrekt angewinkelten Rudern
- die Seitenruderteile mit neuen Gravuren
Insgesamt sind damit die notwendigen Ergänzungen enthalten und die häufig kritisierten Punkte aus den ersten Versionen behoben. Nachfolgend noch einmal die alten Versionen mit den darüber gelegten neuen Teilen. Die Unterschiede lassen sich klar ausmachen. Hier wurde von Special-Hobby vorbildlich nachgebessert. Da kann sich so manch anderer Hersteller ein dicke Scheibe abschneiden. Hier freut sich das Modellbauerherz!
Auch hier noch ein paar Nahaufnahmen des neuen Seitenleitwerks und der Innereien der og. Turbine.
Weiterhin zu Vergleichszwecken mal die alten und die neuen Versionen neben bzw. aufeinander.
Die Klarsichtteile in den Gussästen K und L sind vorbildlich klar und jeweils einzeln sicher verpackt.
Der Ätzteilbogen enthält – soweit sinnvoll bereits vorgefärbt – alles, um das Cockpit und die Schleudersitze auf höchsten Standard zu bringen:Schlussendlich bietet der Decalbogen in hervorragendem Druck („Cartograf“– mehr braucht man nicht zu sagen) Hauptmarkierungen für vier Versionen und Stencils für ein Flugzeug. Aufgrund der Anzahl der überhaupt möglichen Vorbilder ist das völlig ausreichend. Die Abbildungen auf den letzten Seiten der Bauanleitung geben die Platzierung der größeren Decals und der Stencils genau vor:Im Übrigen:
In der grauen Variante wie auf dem Bausatzdeckelbild gab es nur eine Stör-Viggen, die Nummern 73 und 74 sind das gleiche Flugzeug bei verschiedenen Staffeln. Alle anderen behielten des Splintertarnschema, das natürlich schwieriger zu lackieren ist.
Die Bauanleitung ist gegenüber der beim Einsitzer noch einmal optisch leicht verbessert, da einige Einzelteile mehr in ihrer Endfarbe dargestellt werden. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es, dass alle Teile laufend unabhängig vom Gussast durchnummeriert sind. Das ist aber kein wirkliches Problem, die Anleitung ist folgerichtig aufgebaut, gibt wichtige Positionierungshinweise da wo es erforderlich ist und lässt keine Frage offen. Sauber, Special-Hobby!
Insgesamt ein Bausatz von einem seltenen Vorbild ohne Alternative in diesem Maßstab, der absolut auf der Höhe der Zeit ist; leider ohne die ECM-Pods. Zwar im oberen Preissegment, aber trotzdem auch jeden Cent wert.
Erhältlich direkt im online-shop von Special Hobby oder im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen