Der ukrainische Hersteller MikroMir, dem wir Exotenliebhaber unter anderem die „FANERA 2“ zu verdanken haben, hat mein langjähriges Flehen erhört:
Demnächst wird ein Bausatz des ersten schweren sowjetischen Bombers TB-1 im Handel sein – und was für ein Bausatz!
Doch bevor ich den eigentlichen Bausatz vorstelle, halte ich es schon für notwendig, einige kurze einleitende Worte zum Original zu schreiben:
Unter der Leitung von Andreij Tupolev begannen am 11. November 1924 die Entwicklungsarbeiten für einen schweren Bomber, die am 26. November 1925 zum Erstflug der ANT-4 führten. Die militärische Bezeichnung TB-1 leitet sich aus dem russischen Тяжёлый бомбардировщик (Tjaschioloi Bombardirovschik – schwerer Bomber) ab und so kann dieses Muster tatsächlich als der erste schwere Bomber der sowjetischen Luftwaffe gelten.
Während der erste Prototyp noch über Napier Lion-Motoren verfügte, war der zweite TB-1 Prototyp bei seinen Erstflug im Juli 1928 mit BMW VI Motoren ausgestattet.
Die Serienproduktion des TB-1 begann im Sommer 1929 und bis zum Ende der Fertigung im Januar 1932 hatten immerhin 216 dieser doch recht beachtlichen Bomber die Produktionshallen der ehemaligen Junkerswerke in Fili verlassen!
Bekannt geworden sind eigentlich nur zwei Varianten derf TB-1:
Die „Strana Sovjetov“ genannte Maschine, mit der 1929 ein Fernflug von Moskau nach New York glückte und eine sogenannte „Zveno“-Variante zum Tragen von zwei Begleitjägern I-4 auf den Tragflächen!
Die Grunddaten
Rumpflänge: 18.01 Meter (= 1801 mm:72 = 25,01 mm)
Spannweite: 28,70 Meter (= 2870 mm:72 = 39,86 mm)
Antrieb: Entweder zwei BMW VI-Triebwerke oder zwei Mikulin M-17 (Lizenzbauten) mit einer Leistung von 680 PS, die eine Höchstgeschwindigkeit von 178 km/h ermöglichten.
Mit 6 Degtjarev-MGs als Defensivbewaffnung in drei Schützenständen ausgestattet, konnten 1000 Kilogramm Bomben von der 6-köpfigen Besatzung 1000 Kilometer weit befördert werden.
Eine veritable Angriffswaffe, die noch dazu recht modern ausgelegt war!
Und dieses Monstrum der sowjetischen Militärluftfahrt präsentiert uns nun MikroMir als Bausatz im Maßstab 1:72!
Schaut man in den Karton lacht einem eine wiederverschließbare Tüte mit einer Unmenge vonEinzelteilen entgegen:
Und diese Spritzgussteile haben es in sich – keine Spur mehr von „short run“! Das, was uns die Herrschaften von MikroMir in den Karton gepackt haben, hat das Zeug zu einem absoluten Spitzenmodell:
Für die Tragflächenmontage sind zwei äußerst stabile Tragflächenholme vorgesehen, deren Positionen im Inneren angegossen sind:
Montiert schaut das dann so aus (ohne die Tragflächen!):
Der transparente Gussrahmen mit der Bugverglasung, der kombinierten Windschutzscheibe, den Fenstereinsätzen und der Abdeckung für den Bug-MG- Stand (für die zivile „Strana Sovetov“):
Was zunächst absolut bemerkenswert ist – die Güte der Oberflächendetails:
Insbesondere, da es sich um das typische „Junkers“-Wellblech handelt, das ja im Modell sehr schwer umzusetzen ist – ich würde sagen: Gelungen!
Sowohl aussen wie auch bei Innendetails wie etwa dem Cockpitboden (oben links) und dem Rumpfspant mit Tür (unten rechts).
Auch die weiteren Details des Bausatzes wissen zu überzeugen:
Die je zweigeteilten Haupträder, der Piloten- und Copilotensitz und das Plastikinstrumentenbrett – fein gegossen:
Für das Instrumentenbrett ist sogar ein Photoätzteil vorgesehen:
Allerdings frage ich mich, ob es wirklich nötig ist: Denn auch dieses Teil muss man weiter mit Farbe und eventuellen Skalen von Decalbögen aufwerten – das kann man auch mit dem Plastikteil tun!
À propos Photoätzteile – insgesamt zwei Platinen liegen dem Bausatz bei:
Die Nassschiebebilder sind auf zwei Bögen verteilt:
Der linke beherbergt die Kennungen für die zivile „Strana Sovetov“, der rechte die Militärkennungen eines Bombers:
Für die „strana Sovetov“ liegt nicht nur die Abdeckung für den Bug-MG-Stand bei (siehe weiter oben bei den Transparentteilen), sondern auch ein Einsatz, der auf die beiden Rücken-Schützenstände geklebt werden soll:
Dass das natürlich nicht ohne Tücken ist und ein wenig Nacharbeit erfordert, sieht man hier:
Einen weiteren Unterschied zwischen normalem Frontbomber und der zivilen „Strana Sovetov“ stellt die geänderte Bombenschachtklappe dar:
links die zivile, rechts die militärische Abdeckung – auch hier ist gefühlvolles Einpassen das Gebot der Stunde!
Der Bauplan ist recht ordentlich gezeichnet, allerdings war er bei meinen beiden Bausätzen verkehrt herum kopiert und einige Teilezuordnungen bleiben eher vage:
Schön, dass man bei MikroMir daran gedacht hat, zu Beginn einen kurzen historischen Abriss zum Original zu geben!
Da ich schon mit dem Bau der „Strana Sovetov“ begonnen habe, kann ich voller Überzeugung sagen, dass es sich bei diesem Bausatz um eine lohnenswerte Anschaffung handelt:
Absolut passgenau, mit einer exzellenten Oberflächenbeschaffenheit und filigranen Teilen vermochte mich dieser bausatz voll und ganz zu überzeugen.