Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055

„Schwerter zu Pflugscharen“? Im Modellbau? Wie jetzt?
So könnte man staunend vor´m Bildschirm sitzen und sich fragen, ob die Jungs bei Kitreviewsonline noch ganz bei Trost sind …
Keine Angst: Auch wenn meine Frau oftmals an meinem Verstand zweifelt, wenn mal wieder neue Modelle eintrudeln, so halte ich mich selbst doch für „relativ normal“ und mein Intro mit den Schwertern, die zu Pflugscharen werden, hat im Falle des heutigen Bausatzes schon seine Berechtigung:

Denn unsere M-55 Geofizika startete in´s Leben als Mjasischtschev M-17 Stratosfera, ein sowjetisches Höhen-Abfangjagdflugzeug von 1982. Seit Mitte der 1950er Jahre tauchten hoch am Himmel der Sowjetunion Aufklärungsballone der USA auf, die die sowjetische Luftabwehr nicht bekämpfen konnte. Das OKB Mjasischtschev erhielt dann 1970 den Entwicklungsauftrag für ein Abfangflugzeug, das in extremen Höhen operieren sollte.
Erst 12 Jahre später, am 16. November 1982, hatte dann der Prototyp seinen Erstflug – das Flugzeug selbst blieb jedoch noch eine Zeitlang geheim, bevor dann 1990 erstmals Photos veröffentlicht wurden. Schon Ende 1989 hatte die NATO dem Flugzeug den Codenamen „Mystic“ gegeben.
Auch wenn die M-17 Stratosfera nie als militärische Ballonabwehr eingesetzt wurde, so erhielt sie in Form der M-55 Geofizika eine zweite Chance. Ursprünglich als M-17RM (Rasvetschik Modifizirovanii – modifizierter Aufklärer) bezeichnet, ist sie unter ihrem heutigen Namen wesentlicher Bestandteil der internationalen Erforschung von Wetterphänomenen und sonstigen Forschungsaufgaben.

Wer sich etwas intensiver mit der Geschichte der M-17/M-55 auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich den entsprechenden Beitrag in der FliegerRevue Extra Nr. 67.

Doch zurück zu unserem heutigen Bausatz!
Zunächst, wie immer, die Verpackung – stabiler Karton mit Deckel – perfekt:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-6 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Darin, in einer wiederverschließbaren Tüte die einzelnen Gussrahmen der M-55.
Beginnen wir mit den beiden Rumpfbughälften und dem oberen Triebwerksegment:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-7 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Der Rumpfbug ist konventionell vertikal geteilt und verfügt im Inneren über Platzierungshilfen für das Cockpitmodul und das Bugfahrwerk:

Cockpit und Bugfahrwerkschacht befinden sich an einem weiteren Spritzling:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-20 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Die Detaillierung ist durchweg sehr gut – da gibt es kaum etwas für den Zubehörmarkt zu tun …

… obwohl ich mir dennoch vorstellen kann, dass die „üblichen Verdächtigen“ demnächst mit einigen Resin- und Photoätzsets auf den Markt kommen werden!
Der K-36 Schleudersitz hat einen eigenen Spritzling – und der ist voller filigraner Teile:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-37 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Ich bin wirklich gespannt auf die Montage! Wenn sie hält, was der erste Blick verspricht, dann wird das ein absoluter Hingucker!
Doch noch einmal zurück zum horizontal geteilten Triebwerksegment – die Strukturen und Gravuren sind absolut klasse und versprechen Spaß bei der Bemalung:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-11 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Im Inneren finden wir vier Platzierungshilfen für die beiden Triebwerkschotts:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-10 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Die beiden Gussrahmen für die enorm langen Tragflächen:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-24 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Interessant die separaten Ränder – so erhält man randscharfe Hinterkanten und der unvermeidliche Spalt muss nur minimal verspachtelt werden, wenn er zudem eine im Original vorhandene Gravur darstellt:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-25 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Wie das dann in der Realität der Montage aussieht, wird sich zeigen.

Die beiden Ausleger für das Höhenleitwerk samt der Fahrwerkabdeckung und den Sensorpods (die ein wenig ausschauen wie Hilfstriebwerke):MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-12 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Auch hier finden wir die separaten Hinterkanten sowie feine Gravuren:

Bei den Sensorpods und den Radschächten haben wir ebenfalls sehr gut wiedergegebene Details und Strukturen sowie Platzierungshilfen:

Hier die Lufteinläufe sowie der Auslass (?) der Sonsorpods – der um 90 Grad geknickt werden muss (beachte die tiefe Gravur!):MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-15 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Als Nächstes kommen wir zu den Bauteilen für die Haupttriebwerkabdeckung:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-26 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Im Inneren die Platzierungshilfen für die beiden Triebwerkschotts – korrespondierend mit der weiter oben gezeigten horizontalen oberen Hälfte:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-27 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Am nächsten Spritzling finden wir die beiden Hauptfahrwerkschächte samt Fahrwerken:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-28 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Die Details sind durchweg filigran und randscharf gespritzt – die beiden Schächte müssen an den deutlich sichtbaren Linien zusammenknickt werden; so wird aus einem flachen Teil ein U-förmiger Fahrwerkschacht:

Auch hier wird die Montage zeigen, wie praktikabel das ist!
Der Gussrahmen „H“ beherbergt die Haupttriebwerke:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-32 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Überraschend feine Details auch hier:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-33 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Solch filigrane Details hätte ich vor dem Öffnen der Schachtel wirklich nicht erwartet!
Spritzling „G“ mit dem Sensorbuckel und dem Höhenruder:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-34 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Der kleine Spritzling mit dem vor dem Sensorbuckel liegenden kleineren Sensorenpaket:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-36 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Und zu guter Letzt die massive obere Triebwerks-/Tragflächeneinheit:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-35 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Das verspricht, bei entsprechend guter Passung (auf die wir hoffen!) eine stabile Verbindung des Zentralrumpfes sowie eine einfache Ausrichtung der enormen Spannweite der Tragflächen.
Separat eingetütet – die Klarsichtteile:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-41 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-38 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Und die sind von einer hervorragenden Transparenz:

Aber – die zweiteilige aufgeklappte Haube ist in meinem Exemplar unbrauchbar! Ein durchgehender Riss, der sich unmöglich so verkleben lässt, das man ihn später nicht mehr sieht:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-42 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Also wird unsere Geofizika nur mit geschlossener Haube gebaut – was allerdings den Vorteil hat, dass die elegante Linienführung nicht unterbrochen wird! Und der sehr detaillierte Schleudersitz wird dennoch, dank der hervorragenden Transparenz der Teile, gut sichtbar bleiben!

Einige Photoätzteile für das Cockpit sowie Steuerelemente für die Ruder vervollständigen den Schachtelinhalt:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-5 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055
Halt! Beinahe vergessen – die selbstklebenden Masken …

MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-2 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055… für deren Anbringung im Bauplan eine gesonderte Sektion eingefügt ist:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-51 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Der Bauplan – klasse gemacht:

Eine kurze Geschichte des Vorbildes, ein Teileplan sowie sehr übersichtlich gemachte Baustufen – wirklich gut gemacht! Eine Kritik allerdings habe ich: Auf die Knickerei bei den Fahrwerkschächten und den Sensorpods wird absolut nicht eingegangen – und das könnte Anfänger vor Fragen stellen!
Aber – Hand auf´s Herz – dieser Kit ist NICHTS für Anfänger! Dafür sind m.E. die Teile zu filigran und die Montage dann doch zu aufwändig!
Ebenfalls aufwändig – die Anbringung der unglaublich vielen kleinen Decals und Wartungshinweise:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-4 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Auch für das Cockpit sind viele Nassschiebebilder vorgesehen:MOdelSvit-72055-M-55-Geofizika-3 Schwerter zu Pflugscharen: M-55 Geofizika in 1:72 von ModelSvit # 72055Und selbstverständlich gibt es einen dreiseitigen Plan – inklusive der unzähligen „stencils“:

Abschließendes Fazit?
Wenn der Bausatz sich so bauen lässt, wie der erste Blick in die Schachtel verspricht, dann haben wir es hier mit einem …
1. exotischen Vorbild
2. einer exzellenten Spritzgussqualität
sowie
3. einem enorm günstigen Preis-/Leistungsverhältnis zu tun!

Erhältlich bei Modellbau Universe.

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen