Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Hin und wieder erfreut uns Revell mit Wiederauflagen von Bausätzen, die wir Modellbauer lange (oft vergeblich) gesucht haben und deren Preise auf dem „second-hand“-Markt teilweise astronomische Maße angenommen haben.
Ein solcher Fall ist die neue/alte Gorch Fock von Revell im Maßstab 1:150, die Mathias Carl (selbst Matrose auf der Gorch Fock gewesen!) unseren lesern vorstellt … Revell-05417-Gorch-Fock-Deckelbild Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Das Original:

Mit der Neugründung der Bundesmarine in den 1950er Jahren begannen alsbald die Überlegungen zur seemännischen Ausbildung der Offizieranwärter wieder ein Segelschulschiff zu nutzen. Als Grundlage hierfür beschloss man, die Pläne der letzten Klasse von Segelschulschiffen der Kriegsmarine zu Grunde zu legen und den Erfordernissen anzupassen, hatten sich diese Schiffe doch in der Ausbildung auf See bewährt. Da Blohm & Voss bereits die erste Gorch Fock gebaut hatte, wurde beschlossen auch den, ebenfalls Gorch Fock genannten, Neubau dort in Auftrag zu geben. Zumal man dort noch die Masten des letzten, unvollendeten Segelschulschiffes der Kriegsmarine liegen hatte und diese so nutzen konnte.

Die Kiellegung erfolgte im Februar 1958, trotz der aufgrund des tragischen Unterganges der Pamir geführten Diskussion über den Sinn und die Zweckmäßigkeit eines Segelschiffes zu Ausbildungszwecken in der modernen Zeit. Nach 6 Monaten Bauzeit erfolgte im August 1958 der Stapellauf, gefolgt von der Indienststellung im Dezember des gleichen Jahres.

Nach umfangreicher Erprobung des Schiffes sowie Ausbildung der Besatzung trat die Gorch Fock im August 1959 die erste von mittlerweile  über 170 AAR (Auslandsausbildungsreisen) an. Auf ihren zahlreichen Fahrten zur Ausbildung des Offiziernachwuchses und der seemännischen Unteroffiziere machte sie ihrem Beinamen als „Botschafterin in weiß“ alle Ehre, besuchte sie doch z.B. als erstes deutsches Kriegsschiff nach dem zweiten Weltkrieg das polnische Danzig und Split in Yugoslawien.

Im Laufe der Dienstzeit wurde die Gorch Fock mehrfach umgebaut umso den sich ändernden Bedürfnissen des Ausbildungsbetriebs angepasst zu werden. Allerdings sind die Werftliegezeiten dieses Großseglers bis heute stets von erneuten Diskussionen begleitet, sind sie doch stets kostenintensiv. So wurde zum Beispiel alleine die Gallionsfigur des Albatros insgesamt 6 mal erneuert.

Ausgelegt ist die Gorch Fock als Dreimast-Bark mit Stahlrumpf. Die Segelfläche beträgt 2.000m², wovon alleine 200m² auf die Masten samt stehendem und laufendem Gut entfallen. Auch heute noch wird die gesamte Takelage nur mit der Muskelkraft der eingeschifften Kadetten bedient, was eine intensive, 14-tägige Segelvorausbildung bedingt während der man z.B. alle Belegnägel und Segel, die sogenannte Flunder, auswendig lernen muss um auch stets „den richtigen Tampen“ zu erwischen. Als kleine Anekdote sein noch erwähnt, dass in meiner gesamten Marinezeit nie wieder so gut geschlafen habe wie in meiner Hängematte an Bord der Gorch Fock.

 

 

Der Bausatz:

Der vorliegende Bausatz wurde bereits 1983 das erste Mal von Revell aufgelegt. Eine Tatsache, die man bei der Wiederauflage merkt und im Auge behalten sollte, wenn man ihn mit aktuellen Bausätzen anderer Hersteller vergleicht.

Revell-05417-Gorch-Fock-Gesamtübersicht Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Im neu gestalteten, optisch attraktiven,  praktischen Stülpkarton finden sich insgesamt 6 Tüten mit 8 Spritzlingen sowie den beiden Hälften des vertikal in der Längsachse geteilten Rumpfes und dem Ständer.

Revell-05417-Gorch-Fock-Sockel Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Hinzu kommen noch zwei Platten mit tiefgezogenen Segeln aus Kunststoff. Alles ergänzt um vier Spulen mit Garn für die Takelung.

Revell-05417-Gorch-Fock-Decals-Beilagen Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Die beiden Rumpfhälften sind sauber gespritzt und weisen kaum Fischhaut oder Gußgrat auf. Sinkstellen sind ebenfalls keine zu finden.

Revell-05417-Gorch-Fock-Rumpfhälften Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)Die Auswerfermarken sind praktischerweise alle auf der Innenseite platziert. Auch die Bullaugen sind bereits alle geöffnet. Die Heckzier ist gleichfalls auf beiden Hälften mit angespritzt.

Spritzling 1 enthält Teile für das Mitteldeck sowie die Aufbauten. Die Teile sind alle sauber gespritzt und ausgeformt.

Revell-05417-Gorch-Fock-Spritzling-1 Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)Es ist keine Fischhaut vorhanden und die Details scheinen zwar etwas grob, sind aber für diesen großen Maßstab durchaus passend. Zwar ist ein paar Teilen ein wenig Gussnaht von den Formentrennnähten zu finden, aber diese dürfte leicht zu versäubern sein.

Auf Spritzling 2 finden sich die restlichen Teile für die Decks sowie ein paar Details für die Aufbauten wie Schornstein, Anker oder die Auflager der Beiboote.

Revell-05417-Gorch-Fock-Spritzling-2 Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)
Auch hier sind alle Teile sauber gegossen und ausgeformt, so dass kaum Nacharbeit erforderlich sein dürfte.

Revell-05417-Gorcg-Fock-Spritzling-2-Details Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Die jeweils 2x vorhandenen Spritzlinge 3 und 4 enthalten alle Teile für die Masten und auch die Beiboote.

Revell-05417-Gorch-Fock-Spritzling-34 Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Ebenfalls sind hier Teile für die Steueräder und die Davits sowie die Mastgärten zu finden. Leider sind die Masten auf der gesamten Länge längsgeteilt. Dies dürfte einiges an Anpassungen sowie Schleif- und Spachtelarbeit erforderlich machen.

 

Der Spritzling 5 beinhaltet die Teile für den Besanmast sowie weitere, zur Detailierung notwendige, Kleinteile.

Revell-05417-Gorch-Fock-Spritzling-5 Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Leider sind hier die Angüsse teils ungünstig platziert, so dass man auch hier einiges wird versäubern müssen.

Den Abschluss bildet Spritzling 6. Er enthält Teile für die Reling, Nagelbänke sowie ein Motorbeiboot.

Revell-05417-Gorch-Fock-Spritzling-6 Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Auch findet sich hier die separat ausgeführte, zweigeteilte Gallionsfigur. Auch hier sind die Teile sauber ausgeführt.

Die beiden separat beiliegenden Spritzlinge R enthalten die Wanten für alle Masten. die Struktur der Seile ist gut wiedergegeben und die Angüsse sind so platziert, dass kaum Nacharbeit erforderlich. Auch Grate durch die Formentrennnähte findet man hier nur an ein paar vereinzelten Stellen.

Revell-05417-Gorch-Fock-Wanten Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Dem Bausatz liegen noch zwei Bögen bei, die die tiefgezogenen Segel enthalten.

Revell-05417-Gorch-Fock-Segel Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Zwar sind die Formen recht gut getroffen, aber die Struktur ist deutlich zu grob ausgefallen. Zwar wird dies einen Einsteiger nicht sehr stören, aber der erfahrene Modellbauer wird die Segel wohl ersetzen wollen oder im geborgenen Zustand darstellen.

Revell-05417-Gorch-Fock-Segel-Details Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Decals:

Der keine Decalbogen enthält die Namenstafeln sowie die Ahminge und ist sauber und versatzfrei gedruckt.

Revell-05417-Gorch-Fock-Decals Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Er wird noch ergänzt durch, leider auf Papier ausgeführte, Signalflaggen für das Rufzeichen (DRAX) sowie die Seedienstflagge bzw. Gösch.

Revell-05417-Gorch-Fock-Flaggen Segelschulschiff Gorch Fock von Revell 1:150 (# 05417)

Anleitung:

Die farbige Hochglanz-Anleitung führt in 33 klar gegliederten Schritten übersichtlich zum Ziel. Die einzelnen Schritte sind so aufgebaut, dass sich auch ein Anfänger gut zurechtfinden dürfte.

Fünf Schritte entfallen hierbei alleine auf die Takelung des stehenden und laufenden Guts. Eine Ausführlichkeit, die bei der komplexen Takelage auch durchaus geboten ist, werden doch nahezu alle Leinen vorbildgetreu geführt und angebracht.

Aufgrund dieser Komplexität empfiehlt es sich die Anleitung vor Beginn der Arbeiten einmal komplett durchzusehen, um so einen guten Gesamtüberblick zu gewinnen. Sehr hilfreich dürfte auch die Teileübersicht auf den ersten Seiten sein.

Die Farbangaben beziehen sich auf das firmeneigene Sortiment von Revell und geben die Gorch Fock im Farbschema ihrer Indienststellung und ersten Jahre wieder., so dass die Farbgebung zum Rüstzustand des Bausatzes passt.

Fazit:

Mit der Wiederauflage dieses Bausatzes ermöglicht Revell es, die Gorch Fock der Bundesmarine auch im großen Maßstab darzustellen, als Ergänzung zu den Versionen in 1:350/254.  Zwar scheint die Teilezahl mit über 520 recht hoch, aber doch der Größe angemessen. Somit bildet der Bausatz ein durchaus schlüssiges Gesamtpaket.

Bewertung:

Bereits out-of-the-box erhält man ein attraktives Modell, welches die Gorch Fock in ihrem frühen Zustand gut wiedergibt. allerdings ist der Bausatz aufgrund seiner Größe und Komplexität nicht unbedingt für Einsteiger geeignet, ist hier doch das Frustpotential ggf. recht hoch. Der erfahrene Modellbauer findet hier eine Grundlage vor aus der sich einiges machen lässt um gerade die Details anzupassen.

 

Erhältlich im online-shop von Modellbau König.

Mathias Carl

 

Quellen:
www.marine.de
„Die deutschen Segelschulschiffe“ – Koop
„Gorch Fock: 50 Jahre Schulschiff der Deutschen Marine“ – Wildberg
„Faszination See: 50 Jahre Marine der Bundesrepublik Deutschland“ – Hess, Schulze-Wegener

Archiv M.Carl