Der polnische Hersteller IBG hat uns schon des Öfteren mit 1:72er Bausätzen exotischer Vorbilder erfreut – seien es nun schwedische oder ungarische Panzer oder eine ganze Serie japanischer Panzer – allesamt hervorragende Kits!
Und mit der italienischen Selbstfahrlafette M41M setzten unsere Freunde aus Warschau diese Serie weiter fort …
Da die Semovente M41M zu den eher unbekannten Fahrzeugen zählt, soll hier kurz die Geschichte des Vorbildes angerissen werden:
Die Semovente M41M da 90/53 war ein bei Ansaldo gebauter Panzerjäger mit der 90mm FLAK.
Die Ursprünge dieser Semovente datieren zurück auf das Jahr 1940, als italienische Militärs den Einsatz der 8,8cm FLAK auf Halbkettenfahrzeugen als Panzerabwehr beobachten konnten.
Die Idee, ein solches Fahrzeug auch in Italien zu bauen, befeuerte den italienischen Generalstab:
Am 12. Januar 1941 erging der Befehl, die 90mm FLAK 90/53 auf einem Fahrzeug zu montieren. Da die italienische Armee jedoch keinerlei Erfahrung mit Halbkettenfahrzeugen hatte, erfolgte die Montage auf einem Lancia- oder Breda-LKW, die im März 1941 vorgestellt wurden. Diese Fahrzeuge (von denen es übrigens einen IBG-Bausatz gibt!) waren jedoch nur sehr bedingt geländegängig und der Generalstab befahl daher im Dezember 1941, dass Ansaldo ein Vollkettenfahrzeug entwickeln sollte.
Im Januar 1942 stellte Anslado sein Holzmodell des 90mm Kannenträgers vor und die Cannone Anti-Carro auf einem stark veränderten Panzerfahrgestell des Carro Armato M14/41 war am 5. März 1942 testbereit.
Um die Kanone hinter einem gepanzerten Schild zu montieren wurde der Motor des M14/41 in die Mitte verlegt. Fahrer und Kommandant befanden sich somit VOR dem Motor, die Kanone mit zwei Kanonieren HINTER dem Motor.
Bereits im April 1942 verließen die ersten sechs von insgesamt nur 30 Semovente M41M die Fabrik – für diese Zeit jedoch nur mit einer dürftigen 30mm Panzerung versehen. Als Panzerjäger wäre das definitiv zu wenig gewesen!
Auch die Motorleistung von 145 PS war für das fast 16 Tonnen schwere Fahrzeug viel zu dürftig – eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h war 1942 schlicht nicht mehr zeitgemäß!
Die Cannone da 90/53 Modello 1939 war das einzige wirklich Positive an diesem Panzerjäger – mit einem Kaliber von 90mm konnten auch die Panzerungen schwerer sowjetischer Panzer durchschlagen werden und die Reichweite von 17 km war für den Abwehrkampf ausreichend.
Allerdings gab es ein den Kampfwert minderndes Problem:
Das Fahrzeug selbst konnte nur 8 Granaten mitführen – für einen effekltiven Feuerkampf zu wenig.
Um dieses Problem zu umgehen, wurden leichte Panzer L6/40 zu Munitionstransporter Carro Armato L6/40 Trasporte Munizioni umgebaut. Diese konnten weitere 26 Granaten transportieren. Zusätzlich diente die Besatzung der Carri Armati als Ladekanoniere der Semovente. Und weil auch diese zusätzlichen 26 Granaten zu wenig waren, entwickelte man noch einen Anhänger, der nochmals 40 Granaten fasste.
Ein insgesamt recht umständliches System, dass die Effektivität der Semovente nicht unbedingt steigerte!
Die insgesamt 30 Semoventi, 30 Carri Armati L6/40 Trasporto Miunizioni und noch einmal 15 Carri Armati Commando M41 wurden in drei Gruppi aufgeteilt und der 8. Armee, der italienischen Armee in Russland, unterstellt.
Zum Training verlegten alle Semoventi nach nach Nettuno. Statt jedoch nach Russland, wurden die drei Gruppen im Oktober 1942 nach Sizilien verlegt, wo alle Fahrzeuge nach der Landung der Alliierten im Juli 1943 bei den Kämpfen verlorengingen.
Die sechs in Nettuno verbliebenen Semoventi wurden nach der Kapitulation Italiens im September 1943 als Beute gepanzerte Selbstfahrlafette 9,0cm KwK L753 801 (i) übernommen. Ob und wie sie dann noch eingesetzt wurden, bleibt unklar.
Doch nun zum Inhalt der praktischen und stabilen Stülpschachtel:
Der erste Spritzling mit dem Chassis, der Motorraumabdeckung und dem Kanonenrohr:
Wanne und Abdeckung sind, wie ich finde, ansprechend detailliert:
Die Motorraumabdeckung wird noch weiter durch vier winzige Flügelschrauben aufgewertet:
Falls sie nicht vorher von der Pinzette springen! Man sollte also vorsichtig zu Werke gehen!
Das einteilige Rohr hat nur minimalen Trennnähte, die leicht zu versäubern sind und ist an Werk schon aufgebohrt:
Der Clou sind die beiden Fahrwerke, die fast komplett vormontiert sind:
Zur weiteren Montage der Rollenwaqgen und der Stützrollen dienen diese beiden Rahmen:
Weitere Details für das Fahrwerk finden sich am nächsten Teileträger, der auch eine Unmenge an Kleinteilen für den Rest der Semovente bereithält:
Der letzte Rahmen beherbergt den Schild der Kanone, die Basis der Lafettierung sowie den Aufbau der Wanne:
Zum krönenden Abschluss kommt noch eine kleine Ätzteilplatine:
Die Montageanleitung lässt leider jeglichen historischen Hintergrund der Semovente vermissen – dafür gibt es eine Farbtabelle mit immerhin sechs unterschiedlichen Farbsystemen:
Auf der folgenden SEite finden wir eine Teileübersicht …
… bevor es dann auf drei Seiten zum eigentlichen Bau der Selbstfahrlafette geht:
Mit dem kleinen Decalbogen …
… lassen sich drei Semoventi realisieren:
Es wäre natürlich schön gewesen, auch eine von der Wehrmacht erbeutete M41M bauen zu können – aber letztlich unterschieden sich die nur durch die Anbringung von Balkenkreuzen auf dem Schild der Kanone. Das sollte für uns Modellbauer keine große Hürde sein!
Fazit
Ein wirklich erstklassiger Bausatz, perfekte Passung, sehr schön detaillierte Kleinteile und zudem ein recht exotisches Vorbild:
Für alle Fans italienischer Militärfahrzeuge eun „MUSS“ und für 72er Bastler eine Möglichkeit, einen Exoten in der Vitrine zu haben.
Also eine klare Kaufempfehlung!
Erhältlich direkt im IBG online-shop oder bei Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen