Aus der erst in diesem Jahr ohne großes Tamtam erschienen neuen Form von Eduard gibt es nun das erste ProfiPack. ….
Gegenstand der Ausgabe ist die frühe Version der Camel in der Ausführung BR-1, was Bentley Rotary No. 1 bedeutete und auf den Bentley Umlaufmotor als Antrieb hinwies. Hiermit stand ein Antrieb mit rd. 150 PS zur Verfügung. Diese Ausführung wurde fast ausschließlich durch die Staffeln des Royal Naval Air Service RNAS (ja, die Briten hatten schon seinerzeit eine Marineluftwaffe!) eingesetzt. Die Kollegen des Royal Flying Corps als Vorgängerin der RAF mussten sich mit den teilweise erheblich schwächeren und unzuverlässigeren Versionen mit Le Rhone bzw. Clerget Motoren zufriedengeben. Daher ist dieses ProfiPack praktisch eine Ausgabe für Modelle des RNAS, deren fünf Lackierungs- und Markierungsmöglichen an der Kartonseite zusammengefasst dargestellt sind. Das wird also eine recht bunte Angelegenheit. Die einleitende Dual-Combo-Ausgabe von Eduard mit etwas breiterem Themenspektrum hatten wir hier schon vorgestellt.
Im kleinen, aber stabilen Karton finden wir die Spritzäste in einem Beutel zusammengefasst, eine Ätzteilplatine, einen Maskenbogen, den Decalbogen und die Anleitung. Also den Standardinhalt ohne Besonderheiten:
Die Ausführung der Spritzäste und ihre Durchbuchstabierung geben wieder einen Hinweis darauf, dass die hier begonnene Bausatzfamilie sehr umfassend durchgeplant ist und uns noch viele weitere Varianten aus der Entwicklung des Originals erwarten. Hier dürfte die „Spitfire des Ersten Weltkrieges“ ihrer zeitlich später angesiedelten Eduard-Bausatzschwester in nichts nachstehen. Aber sehen wir erst mal in die vorliegende Ausgabe.
Spritzast A enthält die nötigen Teile für den Rumpf mit zwei alternativen rechten Hälften und beinahe die kompletten Tragflächen:
Die Rumpfhälften sind bestens detailliert, die Unterschiede zwischen den metallbeplankten und den bespannten Bereichen sind fein herausgearbeitet. Innen ist eine Grundstrukturierung enthalten, die durch weitere Teile ergänzt wird:
Auch die vordere Rumpfabdeckung in zwei alternativen Ausführungen (Hauptunterschied ist die Ausführung der Cockpitöffnung) entspricht diesem hohen Standard:
Ganz besonders gut gelungen sind die Tragflächen mit feinsten Einzelheiten der Befestigung der Bespannung an den Spanten auf allen Einzelteilen, kräftigen Befestigungen für die Streben, Löchern für die Verspannung und Kontrollfenstern, die im Laufe des Baus mit Klarsichtteilen verschlossen werden:
Spritzast D bringt die Streben, das Heckleitwerk, das Fahrwerk und vier alternative Motorhauben, von der hier nur eine benötigt wird:
Die Streben sind stabil ausgeführt, haben aber gleichzeitig schöne Einzelheiten:
Die Teile für das Heckleitwerk sind ebenso fein detailliert wie die für die Tragflächen:
Die Räder in zwei alternativen Ausführungen geben die bespannte Speichenstruktur schön wieder:
Schließlich gibt es noch den Spritzast E mit vier alternativen Motoren, vielen Kleinteilen für den Innenraum und dem Propeller:
Aus drei Einzelteilen entsteht eine sehr ansehnliche Nachbildung des Motors. Der Stern ist hier doppelt abgebildet:
Auch die anderen Teile an diesem Ast vermitteln einen sehr guten Eindruck:
Von dem kleinen Klarsichtast werden nicht alle Teile benötigt. Hier werden nur die Abdeckungen für die Sichtfenster in den Tragflächen, ein kleiner Windschutz und eine Visierung benötigt:
Die Ätzteilplatine enthält farbige Teile für das Instrumentenbrett, den Korbsitz, das Gurtzeug und die Bombenhalterung. Ganz kleine Teile sind auch noch für die Ruderhörner, die Bombenzünder, einen Fahrtmesser an einer Strebe, Abzugshebel an den MGs und für die Propellernabe vorhanden:
Der Maskenbogen ist recht umfassend für die Räder, die Sichtfenster und die Windschutzverkleidungen ausgestattet:
Der Decalbogen ist von Eduard selbst gedruckt und macht einen sehr guten Eindruck. Auch die kleinsten Markierungen sind gut gelungen:
Die Edaurdtypische Bauanleitung – diesmal im kleineren Format von etwa DIN-A5 – beginnt wieder mit einer umfangreichen historisch-technischen Einleitung zum Thema. Man kann das nicht oft genug loben, das ist wirklich vorbildlich!!
Es folgt die Übersicht über den Kartoninhalt mit klarer Markierung der nicht benötigten Teile, die man weglegen kann, um damit nicht so gute Bausätze anderer Hersteller auszustatten (so quasi als Entwicklungshilfe):
Dann geht es an den Zusammenbau (gleich zum Anfang muss bestimmt werden, welche der 5 aus dem Bausatz möglichen Alternativen hergestellt werden soll) beginnend mit dem Cockpit, der Lafettierung für die MGs mit den Verschlüssen obenauf und dem Ausbau der Rumpfinnenseiten. Dann kann schon der Rumpf zusammengebaut und der Motor mit der Haube angeklebt werden. Hier bitte den Hinweis beachten, dass der Cockpitboden nicht eingeklebt werden soll:
Die Vervollständigung der Bewaffnung mit der Visierung und die alternative Anbringung des Windschutzes folgt als nächster Schritt:
Dann geht es an die Konstruktion der Tragflächen und des Leitwerks. Hier sind auch Klarsichtteile und winzige Ätzteile für die Ruderhörner zu verarbeiten. An der vorderen Strebe rechts innen kann aus Ätzteilen der Fahrmesser in sehr feiner Ausführung konstruiert werden. Hier ist eine spitze Pinzette und eine ruhige Hand erforderlich. Diese Arbeit ist nichts für Anfänger, für diese ist jedoch das Bauteil D40 verwendbar. Also diesbezüglich keine Angst. So wie ich im Moment die Bauanleitung sehe, sollte man vor der Montage der oberen Tragfläche diese und den Rumpf mit der angeklebten unteren Tragfläche getrennt lackieren:
Ebenfalls getrennt lackieren sollte man das zusammengeklebte Fahrwerk, dessen Zusammenbau den nächsten Schritt bildet. Hier kommt auch die Bombenbeladung ins Spiel, die nach der Anleitung nur für die Maschine C vorgesehen ist:
Knifflig wird es wie bei nahezu jedem WK-1-Doppeldecker bei der Verspannung und der Anbringung der Steuerseile, der sich die nächsten beiden Seiten der Anleitung intensiv widmen. Das ist für Anfänger in diesem Themenbereich sicher eine besondere Herausforderung. Hier plädiere ich zu dem Mut, das, was man nicht kann auch einfach wegzulassen. Das Modell sieht auch ohne Verspannung gut aus. Zuraten würde ich jedoch zur Montage der Steuerseile zum Heckleitwerk, diese ist vergleichsweise einfach und hier kann man für ein späteres Projekt auch üben:
Bei den Lackierungs- und Markierungsoptionen haben wir eine komplette Übereinstimmung bei allen fünf Möglichkeiten bei den Rumpf- und Tragflächenunterseiten. Unterschiedlich wird es bei den Tragflächenoberseiten. Das ist hier noch einfach handhabbar. Anspruchsvoller wird es bei den sehr unterschiedlichen Rumpf- und Leitwerksmarkierungen mit natürlichen Metall- und Holzflächen und weiteren lackierten Rumpfteilen. Hier muss teilweise sehr kleinteilig lackiert werden.
Letzteres gilt besonders bei Möglichkeit A vom Deckelbild mit dem Windhund an den Rumpfseiten. Das Vorbild ist nur unzureichend dokumentiert, lt. Eduard ist auch die Lackierung der in Holz ausgewiesenen Rumpfteile in dem dahinter gezeigten Rot möglich:
Möglichkeit B ist lackiertechnisch etwas einfacher. Aber Vorsicht mit der Abbildung in der Anleitung: Das Flugzeug ist nicht komplett schwarz! Es sind große Flächen in Mahagoni zu lackieren. Ich habe das Foto daher etwas bearbeitet, um die Unterschiede herauszuarbeiten. Es ist übrigens die Maschine eines der größten Fliegerasse aus dem Ersten Weltkrieg. Mit 60 Abschüssen steht der Kandier Raymond Collishaw an fünfter Stelle aller Piloten. Er musste seine Fliegerausbildung selbst bezahlen, flog im Russischen Bürgerkrieg auf der Seite der „Weißen“ und war im Zweiten Weltkrieg Kommandeur der britischen Luftwaffenkräfte in Nordafrika. Er schied als Air Vice Marshal (Generalmajor) aus dem Dienst:
Der alliierte Pilot mit der bekanntesten Abschusszuordnung des Ersten Weltkrieges war auch zeitweise beim RNAS und flog dort eine Camel. Version C gehört zu Arthur Roy Brown, der bis vor etwa 20 Jahren als der Pilot galt, der Manfred von Richthofen tödlich abgeschossen hatte. Umfangreiche wissenschaftliche Nachforschungen haben allerdings ergeben, dass der Abschuss des „Roten Barons“ wohl eher einem MG-Schützen am Boden zuzuordnen ist. Wie dem auch sei, dies ist die Maschine, die Brown jedenfalls bei dem betreffenden Luftkampf geflogen hat:
„Herzlich“ wird es mit Variante D, denn gleich vier Herzen zieren die nächste Camel mit roter Motorhaube und auch wieder großen Flächen in Mahagoni:
Mit ägyptischen Motiven ausgestattet ist Camel E. Auf dem Rumpf sind Schlangen abgebildet und an den Rumpfseiten sieht uns Kleopatra an (auf den zweiten Blick habe ich sie erkannt). Was Feines für Ausstellungen!
Zu diesem Bausatz gibt es schon eine ganze Reihe von Detaillierungssets von Eduard. Auch diese hatten wir schon vorgestellt, so dass wir es bei diesen Hinweisen belassen können:
Sopwith Camel Rotherham Air Pumps in 1:48 Eduard Brassin #648674
Dieser Bausatz entwertet mit seiner Spitzenqualität nicht nur diejenigen von anderen Herstellern, sondern auch die eigene vorherige Ausgabe von Eduard. Er ist der neue Maßstab und belegt bestimmt auf absehbare Zeit den ersten Platz im 1:48-Ranking.
Es werden bestimmt noch weitere ProfiPacks und auch Weekend-Ausgaben von Eduard folgen, etwa für RFC-Staffeln, oder auch für solche der US-Streitkräfte. Hierauf muss man aber nicht warten, diese Ausführung mit sehr attraktiven Vorbildern ist schon ein hervorragendes Angebot und jeden Euro wert.
Erhältlich direkt im Eduard online-shop:
https://www.eduard.com/eduard/plastic-kits/profipack/aircraft/1-48/sopwith-f-1-camel-%28br-1%29-1-48.html?&force_sid=lko58u76mka1ssh8opmccg31mqu9rj7i
Hermann Geers, Wietmarschen