MiniArt ist unseren Lesern als Hersteller exzellenter Figuren und Fahrzeuge sowie als Produzent verschiedenster Zubehörsets bekannt.
Was uns Dmitrij Kail jedoch im Folgenden vorstellt, hat mir echt die Sprache verschlagen …
Heute geht es um eine Neuheit von MiniArt – ein sowjetischer „Sharotank“ in 1/35 aus einer (vielleicht ausbaufähigen!) „What if“-Serie.
Aber was so extrem phantastisch ausschaut, basiert auf durchaus vorhandenen Ideen und auf einem „Kugel-Panzer“, welcher im Panzermuseum Kubinka steht.
Da wir es mit einem mehr als exotischen Bausatz zu tun haben, sind einige einleitende Bemerkungen angebracht …
Zunächst einmal: Der angebliche deutsche „Kugelpanzer“ („Exponat No. 37“ in Kubinka) soll 1945 in der Mandschurei erbeutet worden sein! Die Legende will es, dass der deutsche Kugelpanzerprototyp aufwändig nach Japan verschifft worden sei, wo er wiederum in der Mandschurei von sowjetischen Truppen erobert wurde!
Das klingt schon seehr weit hergeholt und letztlich weiss man NICHTS Gesichertes über das „Exponat No. 37“ in Kubinka!
Wenden wir uns lieber den verwertbaren Fakten zu! In der Zeitschrift Popular Science vom Juni 1936 erschienen einige Beiträge zur Idee kugelförmiger Kampfwagen im Zusammenhang um die Diskussion über die Kriegführung der Zukunft:
Was hat man sich nicht schon alles einfallen lassen, um die hohen Menschenverluste der Materialschlachten des Ersten Weltkrieges zu vermeiden – auch kugelförmige Fahrzeuige zum Niederwalzen von Stacheldrahthindernissen waren im „Inventar“ der Planer vorgesehen!
Aber bemannte Kugelpanzer?
Alleine schon die Steuerung und die Koordination des Einsatzes hätten von Mensch und Technik einiges abverlangt!
Insbesondere in der Sowjetunion, während der 1920er Jahre ein El-Dorado für Modernisierungsfanatiker, schossen solche Ideen um futuristische Kugelpanzer in´s Kraut – so gab es mehrere Vorschläge (Zaitsev 1925, Mayer 1927 und Lukin 1928) zur praktischen Umsetzung kugelförmiger Panzerwagen – ob jedoch irgendetwas davon TATSÄCHLICH erprobt wurde, bleibt Spekulation!
Ebenso wie die angebliche „Einsatzgeschichte“ von „Exponat No. 37“ in Kubinka!
Fazit: Wir haben es mit rein spekulativen Geschichten zu tun, die um eine faszinierende Idee herum gesponnen wurden und natürlich heute, im Zeitalter des alles-gläubigen Internetusers, rasante Verbreitung finden …
Doch zurück zum Bausatz von MiniArt!
Auch wenn „Sharotank“ und „Kugelpanzer“ reine Phantasie sind – der Bausatz ist Modellbauqualität vom Feinsten!
In einer schönen glänzenden Box finden wir insgesamt 23 Spritzlinge aus grauem Plastik, einen Klarsicht Spritzling, einen Decalbogen und die Bauanleitung. Die Bauteile sind sehr fein und ohne Defekte gegossen:
Einige Teile haben eine Trennnaht, welche sich leicht entfernen lassen. Alle Spritzlinge sind in einer Umtüte eingepackt – leider waren ein paar Teile beschädigt und gelöst:
Auf der Box kann man die 6 Markierungsvarianten sehen:
Viele der Spritzlinge sind doppelt vorhanden – so zum Beispiel Spritzling A:
Er enthält Teile des Rahmens, Türen und Sitze:
Die Teile sind fein gespritzt und sehr detailliert:
Leider war beim Transport eine Türveriegelung kaputt gegangen:
Der Gussrahmen Ab -ebenfalls zwei Mal vorhanden – …
… enthält die Munition und die Laffetten der Bordkanonen:
Die Teile sehen überzeugend aus …
… und zum BEispiel der Hülsensack hat sehr schöne Falten:
Spritzling Ad ist 2x vorhanden …
… und beinhaltet die 3 Teile welche die Stützräder bilden:
Am Gussrahmen Ae (ebenfalls 2x in der Packung) …
… befinden sich ein Kanonenrohr mit Kugelblende:
Das Rohr ist schon vorgebohrt – allerdings muss man die Formentrennnaht am Rohr entfernen:
Zwei Mal vorhanden – der Spritzling B:
Hier finden wir die Sekundärwaffen samt Munitionskisten dafür:
Die MGs sehen sehr filigran aus …
… und verfügen über extra gegossene Mündungsbremsen:
Für die Kugelblenden der MGs ist Gussrahmen Bc vorgesehen:
Neben der Bewaffnung ist natürlich auch noch das gesamte Innenleben unseres fiktiven Kugelpaners/Sharotanks in der Box vorhanden – es handelt sich ja um einen „INTERIOR KIT“!
Insgesamt 4x finden wir deshalb Gussast Bd:
Hier sind die Sitze, Führungsrollen, Bremsen und Befestigungsringe für die Kugelblende:
Der Spritzling Be …
… enthält die Teile Rahmenteile, Kühlung, Scheinwerfer und Motorteile. Und hier kann man einige Teile mit Trennnaht finden, das soll aber kein großes Hindernis sein:
Am Gussrahmen Bh (4x vorhanden) …
… haben wir die Teile für die Antriebskette:
Und damit kommen wir zu Spritling C mit der einen Hälfte des „Panzers“, Motor mit Teilen, Führungsrad und Auspuff:
Und hier ist alles fehlerfrei gespritzt:
An Spritzling Ca dann die zweite Hemisphere mit den restlichen Motorteilen und dem Getriebe:
Und wie man sehen kann, hier sieht alles akkurat aus:
Leider ist ein Bauteil abgegangen:
Aber trotz dieser minimalen Defekte bleibt es ein Bausatz vom Feinsten mit wirklich toll gespritzten Teilen und einem wohldurchdachten Aufbau!
Der Spritzling Ei beherbergt eine Scheibe für den Scheinwerfer und eine Lampe für Panzerbesatzung:
Auf dem Bogen mit den Nassschiebern finden sich Abziehbilder für 6 verschiedene Varianten:
Alle Varianten sind natürlich ausgedacht und nicht real.
Die Bauanleitung ist auf 12 Din A4 Seiten gedruckt. Auf der zweiten Seite sind die ersten 3 Markierungen farbig wiedergegeben und auf der folgenden Seite wird uns der Bausatzinhalt aufgelistet. Durch die Montageanleitung in den folgenden 40 Schritten kommen wir schnell zum Ziel. Auf den letzten Seiten sind eine Farbtabelle mit 9 Farbsystem und Farbennahmen auf Russisch und Englisch, drei weitere Markierungen sowie eine Blanko-Seite, mit deren Hilfe man den Sharotank präsentieren könnte:
So könnte das dann aussehen:
Einfach die Seite auf einen Holzsockel kleben – fertig!
Fazit: Der neue Bausatz von MiniArt „Soviet Ball Tank Sharotank“ im 35er Maßstab ist ein faszinierendes Modell: Mit komplettem Interieur ergeben sich für die Fantasie des Modellbauers viel Freiheit und unendliche Möglichkeiten. Für Modellbauer, die mal etwas Anderes als den hundertsten T-34 bauen wollen und sich gern mal vom Modellbau-Alltag ablenken lassen möchten, ist dieser Bausatz eine perfekte Lösung. Und weniger erfahrene Modellbauer werden bestimmt viel Spaß damit haben. Sehr Empfehlenswert!
Erhältlich ist dieses ungewöhnliche Modell im online-shop von Modellbau König.
Dmitrij Kail, Kamp-Lintfort