So hin und wieder versuche ich, über den Tellerrand hinaus zu schauen und mal etwas anderes als immer nur Flugzeuge zu bauen – insbesondere, wenn es sich um solch edlen Karossen wie den Talbot Largo von Heller handelt …
Autos (zumal in 1:24) sind ja nun nicht unbedingt ein Feld, von dem ich Ahnung habe oder in dem ich mit modellbauerischen Höchstleistungen aufwarten kann – aber gerade das macht ja den Reiz unseres Hobbys aus: Mal was Anderes machen und neue Techniken ausprobieren!
Der gerade wiederaufgelegte Bausatz des Talbot ist da für mich das ideale Objekt der Begierde:
Er lässt sich augenscheinlich wirklich gut bauen und sieht einfach edel aus!
„Edel“ ist auch eine gute Beschreibung der schönen Klappbox, in der unsere Edelkarosse daher kommt:
Kein umständliches Zurückpuzzeln der Spritzgussrahmen in eine unpraktische Faltschachtel und man kann gebaute Komponenten prima darin aufbewahren – zum Beispiel beim vorbereitenden Kleinteile-Lackieren ein unschätzbarer Vorteil solcher Boxen!
Und das, was dann zum Vorschein kommt, ist allererste Sahne – zumal, wenn man bedenkt, dass unser Talbot schon aus dem Jahre 1979 stammt!
Und Heller folgt der Firmenphilosophie, diese Tatsache nicht zu verheimlichen und werbewirksam ein „NEW“ auf die Box zu drucken – nein, ganz im Gegenteil: Man erwähnt die Tatsache sogar auf der Rückseite der Box:
Das nenne ich mal Transparenz und Ehrlichkeit dem Käufer gegenüber!
Zumal der Bausatz auch heute, 23 Jahre nach Erstveröffentlichung, noch immer überzeugen kann:
Die Details sind, gemessen am Alter der Formen, wirklich gut geworden:
Was mir besonders gefällt – die Optik der Ledersitze:
Eine geschickte Bemalung kann da viel herausholen.
Ein beredtes Beispiel dafür, dass man bei Heller nicht einfach „ausgelutschte“ Formen weiterverwendet, sondern sich der Mühe unterzieht, die älteren Formen tatsächlich zu reinigen und zu polieren, sodass wir es eigentlich mit „fast“ neuen Formen zu tun haben! Daran könnte sich so manch anderer Hersteller ein Beispiel nehmen…
Die einteilige Karosserie …
… weist formentechnisch bedingt einige Trennnähte (schwer zu photographieren!) auf:
Sie sind aber derart minimal, dass sie wohl mit 1000er Schleifpapier und folgendem Nassschliff mit bis zu 4000er Körnung eliminiert werden können!
Worauf ich gespannt bin: Die beiden Zierrahmen …
… sollen an die Karosserie angeklebt werden:
Da bin ich mal gespannt, ob ich die Chromschicht retten kann oder ob ich das Chrom direkt entferne und mit Bare Metal Foil neu mache!
Die Spritzlinge liegen lose im Karton – einzig zwei Gussrahmen sind separat eingetütet:
Und das macht auch Sinn – die Klarsichtteile bleiben so tatsächlich transparent …
… und der verchromte Spritzling weist keine Kratzer oder Ähnliches auf:
Er ist nur (warum auch immer!) etwas verbogen – was aber den einzelnen Teile keinen Schaden zugefügt hat:
Als Letztes möchte ich noch die (von mir nicht gerade mit Enthusiasmus begrüßten!) Vinylreifen erwähnen:
Das Profil schaut ganz ok aus, aber die dicken Angüsse lassen Versäuberungsarbeit befürchten:
Die hübsch gemachte Bauanleitung …
… hat gleich zu Beginn nicht nur eine kurz gefasste Geschichte des Vorbildes zu bieten …
… sondern gibt auch noch vor Baubeginn die notwendigen Farben an:
Die Montage sollte flott von der Hand gehen – mithilfe der Anleitung sollten keine Frfagen auftauchen:
Einige Teileplatzierungen sind etwas unklar und man muss sich schon genau anschauen, wo sie hinkommen – zum Beispiel beim umfangreichen Lenkgestänge. Da bin ich als „nicht-Autobastler“ echt gefragt! Oder vielmehr: Ich frage bei meinen Freunden vom Stammtisch Recklinghausen, wo was genau hin soll!
Der winzige Decalbogen …
… hat neben einigen Instrumentenskalen hauptsächlich die Logos und zwei Kennzeichenvarianten zu bieten – ziemlich „basic“ das Ganze. Aber ich bin als Flugzeugbastler halt teilweise riesige Decalbögen gewohnt! Man muss sich umstellen …
Ob es bei mir das von Heller vorgeschlagene Blau wird (übrigens anzumischen aus drei Farben!) oder vielleicht doch ein edles weinrot – die Zeit und die Baufortschritte werden es zeigen! Vorbildphotos des Talbot Lago gibt es zuhauf im Internet … da fällt die Farbauswahl schon schwer!
Fazit:
Bei einem Preis von deutlich unter 25 Euro kann dieser „Oldie“ auch heute noch absolut mithalten und ist als Bausatz noch immer auf der Höhe der Zeit. Gewiss, einige Teile würde man heute „knackiger“ spritzen und einige der angespritzten Details könnte man eventuell als separate Bauteile planen – aber für einen Kit von 1979 ist der Talbot Largo auch heute noch absolut überzeugend und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung wert!
Erhältlich bei Nimpex.de
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen