Eine veritable Tischbohrmaschine für den Modellbau?
Ist das nicht ein wenig „overkill“?
„Nein! Definitiv nicht!“ meint Michael Hoffmann und zeigt uns, warum …
Ich möchte hier meine Ansichten zu der kleinen Modellbau Tischbohrmaschine von Trumpeter vorstellen.
Lieferung in einem stabilen Karton, Beschädigungen während des Transports sind kaum zu erwarten.
Mein erster Eindruck, gute Verarbeitung.
– Sockel aus Guss, mit sauber gefräster Oberfläche – falls man den Mini Schraubstock von Trumpeter mitbenutzt kann man ihn gut verschieben und positionieren. Natürlich funktioniert das auch mit jedem anderen Bohrmaschinenschraubstock, nur viel größer sollte der nicht sein.
– Säule aus dünnwandigem Rohr – stabil genug für die meist doch recht kleinen Bohrungen in modellbautypischen Dicken. Ich habe meine später gegen ein längeres Stück einer 28mm Welle getauscht, nicht wegen mehr an benötigter Stabilität, nur wegen dem Mehr an Länge weil ich einen kleinen Koordinatentisch/Kreuztisch montiert habe und der nochmal 8cm der vorhandenen Höhe wegnahm.
– Gehäuse aus einem stabilen Kunststoff. Völlig ausreichend bei bestimmungsgemäßer Verwendung.
Als nächstes 2 Bilder für den Grössenvergleich, einmal mit Tamiya Farbglas, einmal mit einem durchschnittlich großen Akkuschrauber.
Man kann unschwer erkennen, dass sie viel kleiner ist als die handelsüblichen Baumarktbohrmaschinen. Sie ist auch leicht genug um sie schnell auf dem Tisch/Werkplatz aufzustellen und nach Gebrauch wieder wegzuräumen.
Die technischen Werksangaben auf dem Karton:Ich weiß nicht woher die Angabe „Bohrdurchmesser 3mm“ kommt, auf dem montierten Bohrfutter ist definitiv der Bohrbereich von 0,6 bis 6mm angegeben (und es passen auch wirklich Bohrer mit 6mm hinein). Auch wenn hobbybedingt vermutlich doch eher kleinere Bohrer verwendet werden:Dazu ist anzumerken, dass die Drehzahlen des Bohrers sehr gut geeignet sind, um damit Plastik zu bohren – gefällt mir so deutlich besser als die hohen Drehzahlen von Proxxon/Dremel o.ä.
Mit etwas Gefühl sind auch kleine Löcher in Alu oder Messing machbar – solange man sie nicht mit einer deutlich grösseren verwechselt und versucht die Löcher mit Gewalt zu stanzen.
Durch die 2-fache Untersetzung hat sie auch deutlich mehr Kraft als die bauartbedingt im unteren Drehzahlbereich schwachen Proxxon und Konsorten:Die Bedienung ist denkbar einfach: Auf der linken Seite der Ein/Aus Schalter sowie der Drehzahlsteller für die stufenlose Geschwindigkeitsregelung:Und auf der rechten Seite der Sterngriff für rauf und runter, sowie die Skala/Verstellung des Bohrtiefenanschlags:
Die kleine Knebelschraube mit dem grünen Griff im hinteren Bildteil benutzt man um den Bohrkopf hoch und runter zu verstellen, je nachdem ob man etwas flaches oder etwas mit mehr Höhe unter dem Bohrer positionieren möchte.
Mein Fazit: Ich bin begeistert – solange man sie bestimmungsgemäß verwendet gefällt sie mir viel besser als ihr Proxxon Gegenstück (von den Handgeräten mit passenden labberigen Bohrständern gar nicht erst zu reden). Die hohe Untersetzung mit den damit verbundenen niedrigen Drehzahlen bei viel Kraft verpasst ihr ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal, eines das ich lange gesucht und bisher nie gefunden hatte.
Braucht man eine solche Tischbohrmaschine? Bedingt. Ich möchte nicht mehr auf dieses Maschinchen verzichten, würde aber nicht soweit gehen zu behaupten jeder Modellbauer bräuchte eine. Für Dioramenbauer und Modellbauer die viel scratch bauen oder modifizieren ist sie sicher von Vorteil. Für den Modellbauer der nur mal ein Loch ins Modell bohren möchte wäre sie vermutlich etwas „zuviel des Guten“. Für mal ein einzelnes Löchlein in MG-Lauf oder Auspuff benutze ich immer noch meine Handbohrer, bei vielen Bohrungen in unregelmässig geformten Teilen oder Ecken (entweder viele Bullaugen öffnen, oder wenn viele Lichtleiter gesetzt werden sollen) benutze ich am liebsten den „Electric Handy Drill“ (74041) von Tamiya.
Erhältlich ist diese kleine Schmuckstück im online-shop von Modellbau-König.
Michael Hoffmann, Nordhorn