US ¼ ton Truck ‘n Trailer – hinter dieser ungewöhnlichen Bezeichnung versteckt sich der unter dem Namen „Willys Jeep“ weitläufig bekannte Urvater der Geländewagen …
Über den geschichtlichen Werdegang des Alleskönners von Willys Overland lege ich diverse Literatur, die im Netz zu finden ist, an´s Herz. In dem Fall des Willies hat Heller auf den ersten Seiten der Bauanleitung eine sehr schöne Zusammenfassung dem Modellbauer mit auf den Weg gegeben. Hier erfährt er eigentlich alles, was man dazu wissen möchte. Stückzahl, woher kommt sein Name, was bedeutet eigentlich „Jeep“, wo er eingesetzt wurde usw.
Zwei Stellen möchte ich herausnehmen:
Von den pazifischen Inseln […] über die Ostfront […] bis in die Normandie von 1944, von wo aus sie im Bewußtsein der Öffentlichkeit mit der Befreiung verbunden wurden […].
Er kann alles, kommt überall hin, ist so zuverlässig wie ein treuer Hund, stark wie ein Maultier und wendig wie ein Tor; er hält das Doppelte der zulässigen Höchstlast aus und fährt einfach weiter…“[…]
Auf diversen Militärtreffen habe ich den Willys angetroffen – wer den „Jeep“ einmal gehört hat, vergisst diesen speziellen Klang des Motors nicht.
Ach ja: Der Motor ist laut Beschreibung ein Willys MB4 seriengeschaltete Zylinder 2,2l. Noch nie gehört? Seriengeschaltet ist schlecht übersetztes cylinders in-line. Bitte, Heller, beim Korrekturlesen auch auf Kommas achten ?.
Korrekt wäre Willys MB, Reihen-4-Zylinder, 2,2l
Jetzt aber zum Bausatz.
Das Schachtelbild in meiner geliebten, stabilen Schachtel zum auf und zuklappen ist wieder sehr schön gestaltet und nimmt das Bild der 3ten Auflage mit Anhänger von 2004 wieder auf.
Die Rückseite gibt die Geschichte wieder, hält unter anderem die benötigten Farben bereit und zeigt uns auch ein fertiges Modell:
Auch hier hat Heller einen Verweis auf die ursprüngliche Bausatzform von 1977 gegeben:
Leider haben sie das Bild von der Ersten Ausgabe nicht wieder verwendet, denn es zeigt neben dem Fahrer (der im Karton ist) noch weitere drei Figuren. Das hätte mir noch besser gefallen.
Was erwartet uns:
Angegeben ist er mit 107 Bauteilen. Verteilt sind sie auf 6 hellbraunen und einem klaren Spritzling für die Verglasung. Dann noch die Bauanleitung, die Decals für zwei Varianten und der Bausatz ist komplett. Da die Spritzlinge nicht in Tüten verpackt sind (wiederholter Fingerzeig!) und durch die Größe des Kartons mit den kleinen Spritzlingen beim Transport durcheinandergewirbelt werden, verheddern sich schon mal die Spritzlinge miteinander. Zum Glück sind die Klarteile verpackt, so dass sie zumindest nicht verkratzt werden. Hat man die Spritzlinge auseinander gefriemelt und man kann sie anschauen, so sind sie ohne Fischhäute, für sein Alter in guter Form und haben zumindest kein Formenversatz. Die Klarteile sind von Natur aus nicht viele und dank Pastiktütchen tadellos:
In den Details sieht man jedoch das Alter des Bausatzes deutlich.
Während das Armaturenbrett noch eine nette Oberfläche darstellt – ich habe nicht gewusst, dass der Willys auch mal ein Holzarmaturenbrett hatte. An dem Gesicht des Fahrers sieht man die Strapazen. Er ist leicht verwaschen und heute ist man in dem Maßstab 1:35 schärfer gezeichnetes gewohnt:
Die Darstellung des Motors ist auch eher schlicht, das schulde ich deutlich der alten Form. Was mich jedoch mehr verärgert sind verzogene Bauteile wie die Sitzgestelle oder die Seitenwand der mehrteiligen Karosserie:
Interessant ist für mich die Gestaltung der Reifen, so dass man die Radaufnahme in das Rad mit der Felgeninneseite einsetzt und so die Klebekante nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. Wäre da nicht der umlaufende Gießgrat von dem Ober- und Unterteil der Spritzform, müsste man an der Profilierung nicht Hand anlegen:
Die Decals sind für zwei Varianten, eingesetzt in der Normandie, beigelegt. Recht wenig militärisch übliche Dekorierung, teils zum Ausschneiden. Von guter Qualität und Farbgebung sind sie:
Die Bauanleitung:
Bevor ich zur Bauanleitung komme, muss ich wieder auf meine letzte Besprechung des Bugatti EB110 zurückkommen, wo mich die Farbgebung gestört hat. Auch hier werden die neuen Bauteile farblich dargestellt, alles was nicht bunt ist bezieht sich auf schon verbautes. Bei hell zu lackierenden Modellen mag das noch gehen, womit ich keine Probleme hatte. Aber hier ist es aus meiner Sicht verwirrend und nicht zielführend.
Kann ich hier im ersten Bauschritt die zwei Farben gerade noch unterscheiden, wirkt diese Zeichnung völlig überfrachtet. Teilenummern verwischen sich mit Farbnummern, für mich eine schwer zu entziffernde Nebenzeichnung der Achsaufnahme mit Stoßdämpfer im Halbschnitt…dann noch die Symbolik „Symmetrische Zusammenstellung“…da habe ich wirklich sehr lange das Bild durchsuchen und verstehen müssen. Und das als Kfz’ler!
Das zieht sich bis Baustufe 5 durch, wo zudem vier Farben unterschieden werden sollen. Dann beim Anhänger in Baustufe 8 wird es wieder spannend. Durch die dunklen Farben des Modells macht es das aus meiner Sicht zu unübersichtlich. Tut mir leid, oft ist weniger mehr. Hier ein paar Schritte der Übersichtlichkeit wegen zu trennen und separat zu zeichnen wäre besser. Schauts euch an:
Mein Fazit und abschließende Worte
Grundsätzlich möchte ich den Bausatz weiterempfehlen. Der Neueinsteiger könnte überfordert sein, ich als Routinier tue mich schon in gewissen Bereichen damit schwer.
Die Hürden, die es aus meiner Sicht zu meistern gibt, sind in meinem vorliegenden Modell die verzogenen Bauteile der Sitzgestelle und ich muss mit der Bauanleitung – speziell auch mit den „Detailzeichnungen“ – klarkommen. Da hilft oftmals nur Learning by doing.
Der Bausatz ist in die Jahre gekommen, was man an der Schlichtheit des Motors oder den Details erkennen kann. Er ist nicht mit dem Pendant von Tamiya zu vergleichen, der zwanzig Jahre später auf den Markt kam! Wer den Bausatz kauft, muss sich des Alters bewußt sein und über die optische schwächen hinwegkommen.
Was ich jedoch nicht verstehe ist: schaut man in den Decalplan der Bauanleitung macht mich dann stutzig, das entgegen der ersten nachvollziehbaren Luftlandebrigade die zweite Variante eine „nicht identifizierte Einheit“ darstellt. Das ist seltsam und der Militärhistoriker (der ich nicht bin!) rümpft sich die Nase.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen