Heute möchte ich mal etwas aus der Werkstatt vorstellen. Das eigentliche Produkt, die Chrome Sheets von AMMO, hat Michael ja schon vorgestellt – aber wie lässt sich damit arbeiten?
Ich denke, dem geübten Modellbauer von Fahrzeugen der „Chromära“ ist die Bare-Metal Foil (BMF) ein Begriff schlechthin, wenn es um die Darstellung von Chrom auf frisch gelackter Karosserie geht.
Natürlich gibt es auch Alternativen wie Alclad Chrom für die Airbrush oder auch relativ neu das Liquid Chrome in Pushstiften von Molotow, das man ebenfalls zum Lackieren verwenden kann. Nun hat AMMO by Mig uns eine weitere Alternative beschert.
Die AMMO Chrom Folie, die auf den ersten Blick ein Vergleich mit BMF entgegenstehen kann.
Der Optische Vergleich:
Links im Bild das Produkt von AMMO, rechts im Bild BMF „New improved chrome“:
Den optischen Vergleich gewinnt Ammo deutlich.
Bevor ich an das vergleichende Arbeiten gehe, möchte ich meine Arbeitsweise mit BMF als Messlatte vorstellen. Das System bin ich gewohnt, damit kann ich es objektiv betrachten.
Los geht’s.
Grundsätzlich verwende ich für diese Arbeit immer ein neues Cuttermesser, das ich ausschließlich für BMF-Arbeiten verwende. Ich schneide mir in schwäbischer Manier (nur nicht zuviel, immer sparen ? ) Streifen in benötigter Breite, ohne das Trägerpapier zu verletzen:
Danach messe ich ca die Länge ab und lege den Streifen an die gewünschte Stelle am Modell:
Anlegen mit Wattestäbchen …
… danach das feste Andrücken in den Kanten mit angeschliffenem Schaschlikstab …
… und abschneiden der überstehenden Teilchen …
… ist eine flotte Arbeit, die mir wirklich so schnell von der Hand geht wie ihr es jetzt gelesen habt. Erster Rahmen fertig:
Da sich BMF sehr schön auch an Rundungen verarbeiten lässt, habe ich den oberen Scheibenrahmen gleich mit belegt:
Nach ca. 8 Minuten ist das Resultat in gewohnter Qualität:
Auf zum neuen Produkt.
Ich habe die Chromfolie in gleicher Art und Weise in Streifen geschnitten …
… und schon hier festgestellt, dass ich bei gleichem Druck das Trägerpapier mit angeritzt habe.
Danach habe ich den Streifen abgezogen und stelle fest, dass die Folie stabiler ist. Zum Vergleich die AMMO:
-> Unverändert stabil abgelöst
Und die BMF:
-> Nach dem Ablösen „drillt“ sie sich. Je länger, je doller. Aber das ist mir bekannt.
Bei diesem Verhalten der AMMO Folie habe ich eine Vorahnung …
In gleicher Weise habe ich den Streifen angelegt und mit dem Wattestäbchen fester angedrückt …
… und wie zu sehen wirkt sie steif. Auch nach mehrmaligen guten Zureden änderte es sich nicht. Nach etwas Probieren und Bearbeiten mit dem Schaschlikstab (um die Kanten anzudrücken) löste sie sich wieder:
Den Test hat sie nicht bestanden!
Da ich die Flexibilität auch sehen wollte, habe ich den oberen Scheibenrahmen ebenfalls belegt:
Gut: Radius geht, Anlegen: Fehlanzeige. Keine Chance.
Hier stelle ich fest:
Für solche filigranen (bei mir alltäglichen) Verzierarbeiten ist sie wegen der gewissen Stabilität nicht geeignet.
Ich gebe so schnell nicht auf. Mir kommt der Schweller in den Sinn. Gesagt getan, die Folie da aufgebracht:
Sooooo siehts schon besser aus. Die Chromwirkung gefällt mir!
Ich lege das Augenmerk auf den Schweller an sich – die Schwellerleiste mal nicht betrachtet (das war Absichtlich so angesetzt), denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich die Folie mit entsprechenden Werkzeug zum Andrücken hier nicht in Form bringen lässt. Schweller ist stabiler als die Fenterrahmen ? . Aber:
Anlegen an „komplizierte Formen“ klappt nicht. Aussichtslos.
Ich habe die Folie wieder entfernt – rückstandslos – und stelle einen weiteren Unterschied zu BMF fest:
Die AMMO-Folie bleibt steif auf dem Tisch liegen, auch nachdem ich sie abgezogen habe:
BMF verhält sich so …
…wenn man Glück hat und sie abgezogen werden kann! Meistens kann ich sie mit dem Schaschlikstab abkratzen, dann bleiben Klumpen übrig. BMF haftet schon verdammt gut, wenn es sauber aufgebracht ist!
Nochmal:
Das hier …
….ist mit AMMO Chrom Foil nicht möglich. Sie legt sich nicht so geschmeidig an.
Jedoch, da sie sich so sauber vom Trägerpapier ablösen lässt …
…kam mir noch eine andere Idee. Verwende sie doch als Zierstreifen! Gesagt, getan:
Das klappt. Oder auch sowas:
Hier geben mir nur die Streifenbreite und der Radius die Grenzen vor. Zu enger Radius bei zu breiten Streifen:
Da die Folie vom Ammo deutlich stabiler erscheint habe ich definitiv den perfekten Einsatz für sie gefunden:
Der Außenspeigel ist 1/18 und ich habe drei Versuche und ca. eine halbe Stunde damit herumgebastelt, bis es so ist.
Das war erst einmal das Handwerkliche.
Wo liegen nun die Vorteile, wo die Nachteile von der AMMO Chrom Foil, gemessen an dem Hausherren BMF?
AMMO ist eindeutig dicker, stabiler, weshalb ich ihren Einsatz nur auf geraden Flächen sehe. Das können im Fahrzeugbereich Schweller oder Spiegelflächen sein.
Weiterhin kann sie für Zierstreifen, dünnste Chromleisten oder auch so Customzierleisten z.B. an HotRods genutzt werden. Mit der AMMO-Folie sehe ich zum Beispiel auch Zierleisten im Innenraumbereich an Türen oder Amaturenbrettern als machbar.
Die Materialstärke macht ein Zurechtschneiden auf lackierten Oberflächen beinahe unmöglich, ohne die Lackschicht nachhaltig zu verletzen. Sie ist schlichtweg zu dick! Während ich mit BMF kaum druck auf die Folie zum Schneiden ausüben brauche, muss man bei AMMO schon kräftig hinlangen. Das hat sich mir beim Zuschneiden des Spiegels gezeigt. Anlegen um Rundungen? Mir ist es nicht gelungen.
Der Glanz auf geraden Flächen hat mich jedoch überzeugt. Und, was nicht zu vernachlässigen ist:
BMF verzeiht keine Lackfehler, wo man die Folie aufbringt – man sieht alles. Durch die Materialstärke hat hier AMMO ebenfalls einen leichten Vorteil. Feinste Schleifspuren, kleinste Staubrückstände machen ihr nichts aus.
Weiterer Vorteil von AMMO:
Sie verzeiht ein Ablösen ohne Probleme, solange sie nur ein wenig angelegt wurde, solange man das korrigieren muss, wo sie angedrückt werden soll (z.B. beim Spiegel). Sie ist deutlich unempfindlicher bei dem Hantieren mit der Pinzette.
Und: sie lässt sich einfacher ablösen, hat bei mir keine Rückstände hinterlassen. Ich hatte eher sorgen, dass die Klebeschicht der AMMO-Folie bei meinem Testobjekt den eh schon schlechten Klarlack mit abzieht.
Meine abschließenden Worte:
Ich bin nicht ganz überzeugt von dem Material. Wer wie ich mit BMF gut umgehen kann, für den kann diese Folie für filigrane Arbeiten keine Alternative sein. An Schriftzüge belegen oder die Verwendung der Folie für Abklebearbeiten vor dem Lackieren möchte ich nicht denken.
An geraden Flächen, zum Einsatz als Zierstreifen wo keine Zierleisten zum Folieren sind, da kann ich mir die AMMO Folie vorstellen. Und für Spiegel ?
Und wer nun selbst experimentieren möchte:
Bei Nimpex kann man einen 5er Pack dieser Chrome Sheets für grade einmal 8 Euro bestellen!
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen