`71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Mit dem Bausatz des 1971er Oldsmobile 442 Coupe liegt nun ein wirklich neuer Bausatz von Revell auf dem Tisch, so wie es auf der Schachtel publiziert wird. Wer sich jedoch etwas indem Revellschen Portfolio der US-Cars auskennt, dem kommt sofort der 72er Olds als Cabrio in den Sinn – und darauf basiert nun dieses formschöne Coupe …
Um den Stammbaum etwas zu beleuchten, ein kurzer Abriss:

2009 erschien das `72 Hurst Oldsmobile Cutlass 442 (#85-4244) und wurde schon ein Jahr später in einer Custom-Variante als `72 Olds Cutlass Supreme (#85-4275) wieder aufgelegt. Dieser Bausatz erfuhr 2015 eine erneute Auflage – als `72 Oldsmobile Indianapolis 500 Pace Car (#85-4197) und war nun noch bestückt mit einer Figur von Linda Vaughn. Das waren allesamt Cabrios und dann wurde es erst einmal ruhig um diesen fantastischen Bausatz. Eine nette Nebenbemerkung ist, dass von dem 72er Cabrio lediglich 113 Coupes in der (optischen) Konfiguration des auf dem Deckelbild des Bausatzes dargestellten Modelles gebaut wurden.

Für mich völlig überraschend beschenkt uns Revell mit der Coupevariante des Oldsmobile 442. Wer sich nun fragt, woher die Bezeichnung „442“ kommt, dem werde ich Licht ins Dunkel bringen. Es hat nicht mit cubicinch (er hatte 455), Hubraum oder Leistung zu tun – die Bezeichnung 442 bezieht sich ursprünglich auf seinen 4-fach-Vergaser, sein 4-Gang-Getriebe und seine 2-Rohr-Auspuffanlage. So ist es auch korrekt auf der Rückseite der Schachtel zu lesen.

Der 442 hatte einen respektablen 7,5-Liter-V8 mit 340 netto SAE-PS. Eine stärkere Variante (W30 – dazu komme ich noch im Verlauf des Review) leistete zehn mehr, hier weichen die Angaben auf der Schachtel etwas ab.

Noch eine kurze Info, bevor ich zu dem Bausatz komme. Nur von 1968 bis 1971 war der 442 eine eigene Modellreihe! Deshalb ist das 72er Cabrio, das als Cutlass bezeichnet ist rein Formal richtig, weil die „442“ nur noch ein Ausstattungspaket darstellte.

Der Cutlass oder auch der 442 war in der Musclecar-Ära nicht zu verachten, obwohl für diese Spezies schon dunkle Wolken am Horizont aufzogen.

Jetzt aber zum Bausatz.

Das Schachtelbild auf meinem allzeit ungeliebten Faltkarton, Seitenöffner oder wie auch immer das unpraktische Teil genannt wird, ist wieder ausgezeichnet gestaltet. Diesmal kann ich kein Starlet hinter dem Lenkrad erkennen ?

Die Rückseite gibt etwas der technischen Daten wieder, hält unter anderem die benötigten Farben bereit und zeigt uns auch ein fertiges Modell:

03_Revell-Oldsmobile-442-07695_011  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz aus dem Seitenöffner flott mal ausschütteln statt aus einem Topöffner ordentlich herausnehmen?
04_Revell-Oldsmobile-442-07695_012  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Eine Menge Bauteile, die aber mehr als ordentlich verpackt sind! Das macht Revell nach wie vor sehr gut: Rein in Tüten. So kann weder etwas verkratzen, sich verheddern oder verloren gehen.

Angegeben ist er mit 124 Bauteilen was ich ungezählt glaube. Verteilt sind sie auf 14(!) weißen, teilweise kleinen Spritzlingen, einem klaren Spritzling für die Verglasung und einem Chromspritzling. Dann noch die Bauanleitung, die Decals, Reifen und der Bausatz ist komplett.

05_Revell-Oldsmobile-442-07695_013  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769506_Revell-Oldsmobile-442-07695_014  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769507_Revell-Oldsmobile-442-07695_015  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769508_Revell-Oldsmobile-442-07695_016  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769509_Revell-Oldsmobile-442-07695_017  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769510_Revell-Oldsmobile-442-07695_018  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769511_Revell-Oldsmobile-442-07695_020  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769512_Revell-Oldsmobile-442-07695_021  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769513_Revell-Oldsmobile-442-07695_022  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #0769514_Revell-Oldsmobile-442-07695_023  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Die Bauteile sind durch die Bank sehr sauber, scharf gespritzt. Auch die Klarteile sind bestens. Kein Verzug, kein Lupeneffekt, keine Kratzer:

15_Revell-Oldsmobile-442-07695_024  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Die Reifen warten mit guten Profil auf, haben „wie immer“ beiliegende Decals für die Reifenbeschriftung und (leider) keine erhaben bedruckte Flanken:
16_Revell-Oldsmobile-442-07695_032  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695
Der Vollständigkeitshalber die vier Pins, um die Räder an den Achsen zu befestigen:
17_Revell-Oldsmobile-442-07695_033  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Die Karosserie ist gut. Schaut man jedoch genauer hin, sind die Sicken der Türen und der Heckklappe dürftig und sehr schwach ausgeprägt. Bei meiner lackierweise ohne Airbrush sondern mit Spraydosen und vorherigem Grundieren, kann ein „schwemmen“ der Sicken schon fast vorprogrammiert sein. Aus meiner Sicht sollte hier Hand angelegt werden um die Sicken nach zu arbeiten:

Schauen wir uns die Bauteile etwas genauer an. Details, die überzeugen:

Auf dem Luftfilter ist der Oldsmobil-Schriftzug zu erkennen, Klimaleitungen und Lüfterrad filigran, Lenkrad und die Lufteinlässe der Haube ist durchbrochen. Daumen hoch.

Dann finden wir zwei Getriebe und Mittelkonsolen für die Wahl von Automatik- oder Schaltgetriebe, zwei Deckel für das Differential der verschiedenen Hinterachsen , welche ebenfalls ausgezeichnet sind:

Die verschiedenen Oberflächen der Innenausstattung und der Seitenverkleidungen sind hervorragend:

Bei der Chromoberfläche scheiden sich die Geister. Es wirkt schon sehr chromig, für mich schon fast einen touch zu viel. Aber die Felgen und auch der Grill sind tadellos:

Von exzellenter Qualität und Farbgebung sind die Decals. Wir finden zwei Varianten der Streifen, schwarze und weiße Streifen je nach Karosseriefarbe zu wählen. Und dann sind noch sehr, sehr viele kleine Decals, die das Modell extrem aufwerten. Auch die Holzimitate ersparen eine „lästige“ Bemalung der Holzdarstellung im Innenraum. Perfekt!

 

Die Bauanleitung:

In gewohnter Weise ist mir die Bauanleitung mittlerweile in der bunten Aufmachung vertraut. Die ersten Seiten mit Tipps, Zeichenerklärung gefolgt von den Farbhinweisen:

23 Farben….das ist mal eine Ansage. Dass wieder Mischungsverhältnisse (70/25/5%) oder (95/5%) dabei sind, ist ein leidiges Übel. Ob das Mischungsverhältnis für die Motorfarbe (im Original klares blaumetallic) oder die Karosserie auch so dann raus kommt, wie es „Saturn Gold“ sein soll, wage ich zu bezweifeln…hier hätte ich mir zumindest für die Karosserie eine „einfachere“ Farbe gewünscht:

Auf Seite 7 folgen eine Übersicht der Spritzlinge …

… und dann geht es in 49 Baustufen bis zum fertigen Modell durch:

Die Bemalungshinweise in den einzelnen Baustufen sind ausgezeichnet dargestellt. Hier gibt es keine Unklarheiten. Gut finde ich, dass Revell die Radhäuser in Rot(!) berücksichtigt hat – denn das hatte der 442.

Ein Fehler ist für mich eindeutig die Bemalung des Luftfiltergehäuses (Baustufe 42, Bauteil 45). In der BA in gold beschriftet, finde ich bei meiner Recherche nur Luftfiltergehäuse in glänzendem Schwarz.

Haben wir uns durch die Bauanleitung gearbeitet, schließt sie mit den Decals für die Karosserie ab:

Damit am Ende des Review? Nicht ganz. Auf zwei, drei Auffälligkeiten möchte ich noch eingehen.

Da ist erst einmal die Version A / B zu wählen mit Automatik oder Schaltgetriebe, mit der in Bauschritt 1 schon gestartet wird. Das ist im Laufe des Bauens zu beachten, bis ich zur Baustufe 22 komme:
53_Revell-Oldsmobile-442-07695_087  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695Das ist etwas unklar dargestellt und ich musste einen genauen Blick auf die Bodengruppe werfen – denn dann wird Baustufe 22/23 klar:
54_Revell-Oldsmobile-442-07695_088  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Diese kleinen Rechtecke, da muss die Traverse für das jeweilige Getriebe rein. Möchte man das nun perfekt haben, so würde ich die nicht benötigten Aufnahmen zuspachteln. Dieser Hinweis, nicht benötigte Löcher, Aufnahmen etc findet sich auch als Symbol bei Revell nicht. Andere Hersteller wie Tamiya oder Hasegawa nutzen diesen Hinweis bei verschiedenen Varianten:

55_Revell-Oldsmobile-442-07695_089  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Abschließend komme ich zu der eingangs erwähnten „W-30“ Option:
56_Revell-Oldsmobile-442-07695_090  `71 Oldsmobile 442 Coupe  in 1:25 von Revell #07695

Jetzt kann bei der Hinterachse zwischen W-27 und W-30 gewählt werden, was mich beim ersten Betrachten der Bauanleitung stutzig gemacht hatte…wer vorhin aufgepaßt hat wird feststellen, das speziell bei dem 71er Oldsmobile die Option W-30 von Hause aus zum 442 gehörte wie Tom zu Jerry oder Asterix zu Obelix!

Diese Option verstehe ich nicht. Aus meiner Sicht liegt der Fehler darin, dass dieser Bauschritt aus der Bauanleitung des `72 Olds Cutass (# 85-4275) übernommen ist (Baustufe 5), da die Hinterachse „schon immer“ dieselben Bauteilnummern haben und eine fast identische Zeichnung ist. Hier hat Revell speziell beim 442 geschlampt. Beim `72er Cutlass war diese Option erhältlich (KitNr. 85-4275, wobei aber andere Optionen im Bausatz fehlen!), beim 442 – um den es hier geht – war es im Gesamtpaket enthalten. Will man es authentisch korrekt verbauen, müsste die „W-27“-Option noch andere Swaybars bekommen ? – aber das geht jetzt schon viel zu sehr ins Detail. Übrigens:

Diesen Hinterachs-Fehler hat Revell beim `72er Hurst Olds Cutlass 442 (<- ?442! ) – KitNr. 85-4244 – nicht gemacht. Hier gibt es richtigerweise nur die „W-30“ Option und ist da als „Stock“ – also Serie – gekennzeichnet.

Mein Fazit und abschließende Worte

Grundsätzlich möchte ich den Bausatz weiterempfehlen. Das Cabrio, welche ich eingangs erwähnt habe, ist schon einer der besten Bausätze, die Revell auf Lager hat.

Die Bauteile sind exzellent gespritzt, in herrlichem und neutralen weiß. Ich habe minimale Gießgrate entdecken können. Die Oberflächen sind tadellos, speziell im Innenraum ist es schlichtweg perfekt. Über den Chrom läßt es sich streiten.

Die Möglichkeiten der schwarzen und weißen Decorstreifen lassen zudem die eigene Farbwahl komplett offen.

Was mir etwas missfällt sind die schwach ausgeprägten Sicken der Karosserie. Aus meiner Sicht muss da Hand angelegt werden, um sie zur Geltung zu bringen.

Was mich jedoch stört ist, wenn „eklatante“ Fehler in der Bauanleitung vorhanden sind. Ich beziehe mich auf die Farbmixturen, die bei meinem (Farb-)Verständnis gerade bei diesem Modell die Motorfarbe nicht treffen wird und auch die Karosseriefarbe dann grenzwertig zum Herstellen ist. Ich kann mich auch zu diesem Zeitpunkt täuschen, weil ich die 5%-Mischtixturen noch nie vollzogen habe.

Falsche Bemalungshinweise (Luftfiltergehäuse oder auch Keilriemenscheibe in Wagenfarbe) und vor allem bei dem „442“, die Optionen falscher Bauteile kann ich nicht nachvollziehen. Mag sein, dass ich da etwas zu tief recherchiert habe – aber wenn mir in der Bauanleitung etwas komisch vorkommt so wie die Sinnhaftigkeit einer Hinterachswahl in Baustufe 26, dann lege ich da etwas mehr Augenschein darauf, welcher Hintergrund sich mir eröffnet.

Für diesen Bausatz hätte ich mir noch folgende Option gewünscht, um das „Hinterachsproblem“ etwas zu legalisieren:

Läge die flache Haube aus dem Cutlass (#85-4275) mit in der Schachtel, dann könnte man wunderbar ein Cutlass Coupe oder den 442 wählen. Das wäre ein perfekter Bausatz, die Baustufe 26 gäbe Sinn!

Erhältlich bei Modellbau König.

Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen