Revell greift tief in die Mottenkiste der Großmaßstäbe und zieht erfreuliches hervor. Aus den Archiven der US-Kits von Monogram stammt dieser 1969er Camaro.
Erstmals wurde dieses Kit 1988 herausgegeben, mit fast 40 cm Baulänge schon eine Menge Kunststoff. Grundlegend ist die Ausstattung so, als wäre eins der Modelle in 1:24 einfach hochskaliert worden, nur wenige Details sind aufgrund der Größe zusätzlich in die Konstruktion eingeflossen. Weder Türen noch Kofferraum sind als zu Öffnen ausgelegt und auch nur mit erheblichem Aufwand nachzurüsten. Die Lenkung ist ausgeführt, was teilweise bei den kleinen Geschwistern in 1:24 in gleicher Art und Weise schon der Fall ist.
Aber es ist ja ein Standmodell. Werfen wir einen Blick auf die Ausführung:
Eine deutliche Gußnaht verläuft Mittig übers Dach und bedarf ausgiebiger Bearbeitung. Die Form des Camaro scheint mir gut getroffen.
Auch in 1:12 eher überraschend, ist die Rückbank Teil der Innenraumschale
Der Unterboden hat etliche Teile des Unterbaus integriert. An den Holmen sind einige Stellen gußbedingt eingefallen und müssen nachgearbeitet werden.
Die Heckscheibe ist Wellig und hat einen deutlichen Linseneffekt
An der weiteren Verglasung in klar und rot ist nichts auszusetzen.
Ein Beutel mit Schläuchen und Kabeln für den Motor stellt in dieser Größe eine sinnvolle Verfeinerung dar. Alle Reifen sind Hohl und recht weich, an manchen muss eine deutliche Gußnaht verarbeitet werden
Bei den Reifen war Revell recht spendabel, es gibt 2 komplette Sätze sowie 2 Slicks für die Hinterachse der baubaren Drag-Variante.
Es folgen 5 schwarze Gußrahmen mit Motorelementen und Innenraumteilen:
Sowie zwei weitere in Weiß:
Und zwei verchromte Rahmen, die 2 verschiedene Felgenoptionen anbieten. Die offenere davon ist allerdings nicht wirklich ohne deutlichen Aufwand verwendbar, da die innere Hälfte der Felgen geschlossen sind. Man sieht dann auf das Plastik, in dieser Größe keine schöne Lösung.
Der hervorragend gedruckte Decalbogen ist fast DIN A3 und leicht gewölbt. 2 Bögen in Din A4 wären da vielleicht weniger gefährdet. Hier leistet Revell wirklich Details vom Feinsten:
Die Anleitung lässt keine Fragen offen, sogar die Verkabelung des Zündverteilers ist erklärt:
Das Modell, aus 1988 stammend, muss man eher als historisch werten, der Grad der Detaillierung wird heutigen Ansprüchen nicht gerecht. Allerdings wäre ein „Upgrade“ wahrscheinlich zu kostspielig. So freuen wir uns eben über eine nette Begegnung mit der Vergangenheit, als ein Modell mit 168 Teilen schon der Oberen Liga angehört hat. Und man fragt sich leise, ob nicht auch in den 80ern schon Hersteller in diesem Maßstab weniger schüchtern damit waren, detailreiche Kits auf den Markt zu bringen…
Im großen Karton mit Stülpdeckel hat das Modell während des Baus eine sichere Unterkunft.
Die unverbindliche Preisempfehlung von 145 € ist ambitioniert, wobei etliche Händler diese nicht einfordern. So wird er bei BesserePreise z.B. schon unter 100€ gehandelt.
Karsten Schulz, Modellbaustammtisch Recklinghausen