Nun war es endlich soweit! Der ukrainische Hersteller ICM hat das Rückgrat der japanischen Bomberverbände der Armeeluftwaffe in 1/72 als Spritzgußbausatz veröffentlicht!
Der einzig andere Spritzguß-Bausatz der Mitsubishi Ki.21 (Sally) stammt aus den frühen 70er Jahren von Revell Japan und ist heiß begehrt und nur noch zu teuren Sammlerpreisen zu ergattern. Anfang der 2000er versuchte sich MPM an einer Short run Variante, die jedoch trotz diverser Nachbesserungen vieles schuldig blieb und schliesslich komplett verschwand, und auch nie wieder aufgelegt wurde.
Kein Hasegawa, kein Airfix oder geschweige denn Revell hat sich diesem wichtigen und weit verbreiteten Typ je wieder angenommen.
Umso erfreulicher, gerade für „Hinomaru-Enthusiasten“ wie mich, dass ICM ihre Ankündigung nun trotz aller kriegsbedingten Widrigkeiten und Umstände im Herstellerland umgesetzt hat.
Die erste Veröffentlichung beschäftigt sich mit der frühen Variante, die vor dem Angriff der Japaner auf die USA im Krieg über China und Südostasien eine tragende Rolle spielte.
Kurz zum Vorbild: Die Ki.21 Sally blieb die gesamten Kampfhandlungen hindurch die Säule der japanischen Armee-Luftwaffe bei den Bomberstaffeln. Und das, obwohl sie bereits 1937 Ihren Erstflug absolvierte und lange vor Kriegsende im Pazifik als veraltet galt. Diese lange Diensttauglichkeit war zweifellos der 1936 herausgegebenen Armee-Spezifikation zuzuschreiben, die zu den exaktesten aller Normen jender Zeit zählte.
Sie lief von 1937 bis 1944 in 3 Hauptversionen vom Band und es wurden mehr als 1800 Maschinen produziert.
ICM liefert hier aus einer komplett neuen Bausatzform 163 erstklassig gespritzte Plastikteile auf 7 Gießrahmen verteilt, in auf den ersten Blick absolut vorbildlicher Qualität.
Auch die übliche tolle Verpackung trägt das Ihrige dazu bei, dass wir es hier mit einem erstklassigen Bausatz zu tun haben.
Die Details der Oberflächen und der Bauteile sucht seinesgleichen in dem Maßstab zur Zeit. Wie sich das nachher alles zusammenfügen lässt wird sich zeigen.
Die Modulanordnung der Rumpfteile lässt darauf schliessen das auch noch die spätere Ki-II Varaianten folgen werden, die stärkere Triebwerke einen geänderten Rumpfrücken und eine größere Spannweite besass.
Die wie bei japanischen Bombern üblich, sehr zahlreichen Glasbauteile sind bestechend klar und die Strukturen sind wunderbar angedeutet bzw. wiedergegeben:
Leider liegen dem Kit keine passenden Masken bei, die das Abkleben deutlich erleichtern würden, aber zumindest hat ICM im Bauplan eine Schablone beigefügt, die einem ermöglicht, mit entsprechenden Werkzeugen diese Masken selbst zu erstellen:
Wer das nicht selber bewerkstelligen mag, kann auf ein bald erscheinendes Maskenset von Eduard zurückgreifen.
Der Decalbogen macht einen ebenfalls sehr guten Eindruck und lässt die Auswahl zwischen 3 Maschinen mit frühen Uni-Farbanstrich, vor dem eigentlichen Pazifikkrieg über China oder Südostasien 1940-1942:
Die Bauanleitung ist mehrseitig teils farbig gedruckt und führt den Modellbauer in 70! Bauabschnitten zum fertigen Modell.
Die Bemalungsanleitungen sind ebenfalls farbig gedruckt und jede ist einzeln mit Einheitsbezeichnung und Dienstzeit sowie Einsatzort beschrieben und mit Verweisen auf die entsprechenden Farben von ICM, Tamiya und Revell versehen. Allerdings brauchts für alle Varianten „nur“ eine Grundfarbe für den Uni Tarnanstrich:
Fazit: ICM hat hier einen ganz hervorragenden Bausatz des bis zum Erscheinen der Ki.67 Peggy wichtigsten Bomber der Armeeluftwaffe herausgebracht.
Die Details und Aufteilung der einzelnen Bauteile kann ohne Übertreibung als großartig beschrieben werden. ich würde deisen Bausatz dennoch eher dem erfahrenen Modellbauer empfehlen, da die Komplexität des Kits doch eher als hoch zu bezeichnen ist. Ob die olle Revell-Japan „Sally“ nun endgültig als Sammlerobjekt und Wertanlage in die Tresore der Modellbauer wandern kann, wird sich danach richten, wie sich diese augenscheinlich hervorragende Basis zusammenbauen lässt.
Klare Kaufempfehlung!
Pro: Typauswahl: Endlich ein zeitgemäßer Bausatz der „Sally“ in 1:72
Die Qualität der Bauteile ist hervorragend
Die Detaillierung und durchdachte Aufteilung der Bauteile macht Freude beim Bau
Die Klarsichtteile sind präzise, klar und absolut scharf
Kontra: Relativ viel Schleier vom Trennmittel übrig auf den großen Bauteilen!
Nur eine echte Bemalungsalternative
Bombenschacht ist nur geschlossen darstellbar
Und wer sich einen kleinen Eindruck von der Montage des Bausatzes verschaffen möchte, wird auf der ICM-homepage fündig!
Demnächst erhältlich bei Modellbau König.
Daniel Haak, Köln