Was liegt heute auf dem Tisch – was wird besprochen?
Mal wieder eine komplette Neuentwicklung von Revell im Autosektor …
Kurzer Abriss zum Original
Über diese neue Corvette in der 8. Generation gibt es sicherlich viel zu schreiben. Ich verliere aber nur ein paar Worte, denn das Besondere an dieser Generation ist einfach der hinten verbaute Mittelmotor. Mit dem neuen Konzept auf Heckmittelmotor umzusteigen, konnte bei der Corvette ein Leistungszuwachs und auch ein extrem gutes Handling erzielt werden, welches bei der Vorgängerin (der C7) einfach nicht mehr zu bewerkstelligen war. Hier waren die Leistungsgrenzen des Frontmotor-Heckantriebkonzept erreicht. Es war unumgänglich, dass dieser Schritt nun endgültig gemacht werden musste. Wer nun denkt, dass das eine super Neuerung ist, der täuscht sich. Das Mittelmotorkonzept geistert schon seit frühestens 1959 immer wieder durch die Entwicklungsabteilung General Motors (und später der Corvette-Division).
Die Historie des Bausatzes ist schnell erzählt: es ist eine neue Entwicklung. Es liegt uns hier die Erstausgabe der Corvette C8 vor.
Die nüchternen technischen Angaben des Bausatzes gebe ich wie immer gerne anfangs auf den Weg.
Der Bausatz ist in 1/25 dem original nachempfunden. Angegeben mit 144 Teilen soll die C8 knapp 19 cm fertig messen.
Schauen wir uns den Karton doch gleich in Gänze an. Die Kartonaufdrucke begrenzen sich voll auf den enthaltenen Bausatz. Seitlich betrachtet fällt er sehr nüchtern aus. Die Rückseite liefert uns dann eben ein paar wenige Zeilen über das Original, eine Übersicht der Spritzlinge und den Farben, die wir zum Bauen benötigen:
Es ist auf dem Karton geschrieben, dass 10 Farben zur Bemalung benötigt werden. Am Ende der Bausatzvorstellung nehme ich mir immer die Bauanleitung vor und diesmal muss ich hier auch einflechten, dass es bei den Farbangaben Abweichungen gibt. Der Karton schreibt von 10 Farben, die Bauanleitung von 11 Basisfarben und 3 gemischten Farben, bei den gemischten Farben benötige ich drei weitere Farben (31, 34 und 378):
Diese zusätzlichen Farben finde ich dann wieder auf dem Karton aber dafür fehlt mir auf dem Karton klar orange (730), zwei Blautöne (50 und 52) und Anthrazit matt (09). Junge, verwirrend! Am Ende benötige ich also 15 Farben: 07, 09, 31, 34, 50, 52, 78, 80, 90, 91, 99, 302, 378, 730, 731.
Öffnen wir nun der Karton und entnehmen die Teile seitlich. Alle Teile sind in mehreren Tüten eingeschweißt. Die zwei Bögen klarer Teile sind jeweils in einer eigenen Tüte verschweißt. Ich habe keine gelösten Teile bei meinem Bausatz ausmachen können. Diesmal ist auch der Karton groß genug, um zumindest die Bauteile wieder darin verstauen zu können:
Insgesamt haben wir neun Spritzlinge in weiß gegossen:
Zusätzlich die Karosserie …
…zwei transparente Spritzlinge …
… und die Reifen aus Gummi:
Es fällt auf, dass es keinerlei Chromteile gibt. Der mit „E“ bezeichnete Bogen hätte gut verchromt sein können, da hier die Reflektoren der Scheinwerfer und Rückleuchten aber auch Rückspiegelgläser und Auspuffendrohre enthalten sind …
Auffällig ist der RHD (Right-hand-drive). Warum ist das etwas Besonderes? In der 70jährigen Bauzeit der Corvette, wird mit der C8 erstmals RHD angeboten. Schön ist also, dass dies bei Revell auch beachtet wurde und so die Option integriert ist:
Hat man sich ein wenig im Internet schlau gemacht oder man kennt sich mit der C8 aus, fällt bei der Aufteilung der Spritzlinge sofort auf: die Roadstervariante ist von Anfang an geplant worden. Denn genau die dafür benötigten, unterschiedlichen Teile, sind an kleineren Bögen zu finden (der Bogen „G“ für den Dachbereich mit Heckklappe und der Bogen „N“ für die Verglasung des Coupes). Clever.
Abgerundet ist natürlich noch die Bauanleitung und der Decalbogen enthalten.
Die Details an den Bauteilen
Die Gußqualität ist meines Erachtens sehr gut. Viele Details und Strukturen and sämtlichen Oberflächen lassen sich ausmachen. „Komisch“ finde ich, dass beispielsweise die Frontgitter durchbrochen sind und die Teile für das Heck nicht. Vielleicht doch zu fein?
Die Decals sind super gedruckt. Es sind sehr viele kleine Decals dabei, die auch scharf gedruckt sind. Zu den Kennzeichen muss ich eben wieder einmal mehr schreiben: ich bin kein Fan dieser „das Kennzeichen muss einen Bezug zum Auto haben“-Geschichte. Ich empfinde das als unnötig und wenn ich das schon so machen möchte, sollten diese Kennzeichen auch im Rahmen der länderspezifischen Möglichkeiten sein, das Fahrzeug so zugelassen haben zu können. Da schaue ich leider immer genau hin. Falsch ist das belgische Kennzeichen: seit 2021 muss das Kennzeichen mit einer 2 beginnen und ein „O“ wird nicht vergeben. Bei dem Französischen sind die Ziffern „23“ falsch. Da müssen Buchstaben stehen und zudem ist die Reihe „HP“ noch nicht dran. Bei den Österreichern gibt es nur „ND“ oder „NK“ und am Ende sollten zwei Buchstaben stehen:
Die Bauanleitung ist in gewohnter Revellqualität und -aufbau. Bunt gedruckt und die Farbangaben an den Stellen, wo ich mich gerade befinde:
Nach 59 Abschnitten steht die C8 auf den Rädern. Man sollte sich hier wirklich mit der Bauanleitung gut vertraut machen um vorab zu erkennen, welche Bauteile zusammenkommen und vor allem, welche in Wagenfarbe lackiert werden sollen. Denn es ist nicht so, dass alle karosseriezugehörigen Teile auch zusammen auf einem zu finden gegossen sind. Diese sind auf mindestens 4 Bögen verteilt:
Ich möchte noch auf ein paar Details in der Bauanleitung, bei denen ich Zweifel habe, dass es richtig umgesetzt ist.
- Im Bauabschnitt 41 werden die Hauptscheinwerfer (Bauteile E42 und E155) bemalt. Hier wird ein schmaler oranger Strich für die Blinker eingezeichnet. Im Internet findet man dies teilweise so oder auch einfach in klarer Optik. Es ist nicht klar, ob dieser LED-Streifen, der in den USA gleichermaßen als Sidemarker dient, nur für Europa orange eingefärbt ist oder nicht. Gesehen habe ich das in Deutschland bisher nicht.
- In den Bauabschnitten 45 und 46 werden die Rückleuchten (P27 und P28) bemalt. Hier ist es ganz deutlich falsch, dass der äußere, untere Teil orange eingefärbt wird. Dieser Bereich ist der hintere Sidemarker des Fahrzeugs verbaut und dieser ist immer rot. Hier gibt es nur Varianten, wo die komplette Seite rot eingefärbt ist oder eben nur die untere Hälfte. Aber immer rot. Weiter wird hier mit silber für die Blinker hantiert. Das ist definitiv der falsche Ansatz! Wenn man weiter in den Schritt 47 schaut, wird dort der Reflektor (E43 und E44) dahinter angebracht (die Bauteile habe ich bei den Detailaufnahmen abgebildet). Da diese Blinkerbereiche im Original Klarglasoptik haben, sollte und muss hier keine Farbe auf die klaren Teile! An dieser Stelle muss es genügen, die Reflektoren chromfarben zu bemalen. Dann hat man diesen Rückleuchteneffekt, wie es sein soll. Das sollte beachtet werden.
- Im Bauabschnitt 48 werden die Auspuffendrohre eingesetzt. Wahlweise würde ich hier mit Chrom oder Schwarz hantieren. Gibt es beim Original auch beides.
Mein Fazit
Die Wartezeit hat sich für mich definitiv gelohnt! Der Bausatz trifft voll meinen Geschmack. Die Details sind sehr gut. Ich habe keinerlei Fischhaut oder Gießgrate ausmachen können. Der Bau scheint gut geplant zu sein. Bleibt zu erarbeiten, ob die Karosserie in Gänze vorab zusammengebaut werden kann, um mit dem verkleben verschiedenster Karosserieteilen am Ende nicht noch sein Modell zu versauen.
Mein persönlicher Wehrmutstropfen: ich hätte mir gewünscht, Revell hätte die C8 zu ihrem 70-jährigen Jubiläum auf den Markt gebracht. Das wäre richtig passend gewesen. Auf der anderen Seite aber ist Revell so clever und schiebt die Roadstervariante zeitnah hinterher. Geht doch! Warum hat Revell das bei der letzten Corvette (C7) nicht gemacht? Wie bei der C7 ist Revell der einzige Hersteller, der die C7 und C8 im Angebot hat.
Bleibt noch zu wünschen, dass sich Revell darauf einlässt, die passende Rennversion (C8.R) im Focus zu haben, wie sie es für die C5, C6 und C7 bereits erfüllt haben.
Erhältlich bei Modellbau König.
Christian Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen