KhAI-1?
Kennt kaum einer!
Und auch ich hätte keine Ahnung von der Existenz dieses Flugzeuges, wenn es nicht einen Bausatz davon gäbe.
Modellbau bildet …
Der erste Kit der KhAI-1 kam 2006 durch den ukrainischen Hersteller TEMA auf den Markt und unser Bausatz von A-Model aus dem Jahre 2009 beruht auf diesem Kit, allerdings mit einem völlig neuen Spritzling für das Triebwerk.
Doch bevor wir in die kleine Schachtel schauen eine kurze Geschichte vorweg …
Die Kharkiv KhAI-1 (Харківський авіаційний інститут – Kharkivskii Aviazionii Institut) war Anfang der 1930er Jahre sozusagen „state-of-the-art“ in Sachen einmotoriges Verkehrsflugzeug:
Aerodynamisch gelungen mit Einziehfahrwerk und auch recht schnell wäre diesem Passagierflugzeug andernorts bestimmt eine große Zukunft mit hohen Verkaufszahlen gewiss gewesen (ähnlich der Lockheed Orion oder der Heinkel He 70) – aber leider baute man in der Sowjetunion nur knapp 40 Exemplare dieses durchaus richtungsweisenden Flugzeuges.
Die KhAI-1 war das Ergebnis der Bestrebungen des Konstrukteurs I.G. Njeman, seinen Studenten im Kharkivskii Aviazionii Institut die Möglichkeit zur praktischen Arbeit an einem Flugzeugentwurf zu verschaffen. Ca. 60 Studenten arbeiteten an diesem Projekt, das hauptsächlich mit vorhandenen Ressourcen (Holz) ein modernes Flugzeug schaffen sollten.
Beginn der Arbeiten war der März 1932 und bereits am 8. Oktober 1932 hatte der Prototyp seinen Erstflug! Vom Februar 1933 bis zum Juni des gleichen Jahres fanden umfangreiche Tests in Moskau statt als deren Ergebnis die Empfehlung der KhAI-1 für den Einsatz bei der Aeroflot stand. Diese testete ab November 1934 die KhAI-1 und führte sie Anfang 1936 auf der Strecke Moskau-Sevastopol´ in den Flotendienst ein. Der Typ wurde dann bis 1940 als Passagier- und Postflugzeug auf diversen Flugrouten verwendet.
MIt ihren 319 km/h war die KhAI-1 einigen sowjetishen Jagdflugzeugen haushoch überlegen, weshalb man natürlich auch eine militärische Variante andachte und als Prototyp baute, jedoch nie in den Truppendienst einführte.
In der etwas „labberigen“ und deshalb instabilen Stülpschachtel …
… finden sich, vorbildlich in einer Tüte eingeschweißt, die Spritzlinge:
Wie man sehen kann, befindet sich überall Gussgrat – teilweise ziemlich viel (and den Tragflächenwurzeln), teilweise wenig wie an den Fensteröffnungen:
Diesen zu entfernen, ist keine große Arbeit, aber sollte (insbesondere an den Tragflächenwurzeln) ordentlich ausgeführt werden, damit es nachher keine größeren Passprobelem gibt!
Der einteilige Cockpit-/Passagierraumboden ist verbesserungsbedürftig:
Sehr vorteilhaft: Die einteilige durchgehende Tragflächenunterseite – so ist dir korrekte V-Stellung garantiert:
Die Fahrwerkschachtöffnungen sowie die dazugehörigen Fahrwerkschächte:
Der vorletzte Gussrahmen beherbergt die beiden oberen Tragflächen, das Fahrwerk sowie die Passagiersitze:
Die Tragflächen sind vorbildgerecht ohne Gravuren – sie waren ja aus Holz:
Das Fahrwerk – mäßige, aber noch akzeptable short-run Qualität:
Die Sitze für Pilot und Passagiere sind ganz ok, wenn man sie erstmal vom Gussgrat befreit hat:
Und hier nun der neue Motorspritzling für unsere KhAI-1:
Die Teile sind nicht berauschend, aber ok:
Separat eingetütet – die Klarsichtteile:
Short-run mit gaaanz viel Luft nach oben:
Von Transparenz zu sprechen, wäre leicht übertrieben:
Aber mit ein wenig Schgleifpapier, Polierpaste und einem abschließenden Bad in Future sollte das was werden!
Die Bauanleitung – graphisch keine Meisterleistung, aber ausreichend:
MIt dem kleinen Decalbogen …
… lässt sich eine schöne blau-weiße Maschine realisieren:
Insgesamt ist dieser Bausatz typische short-run Qualität, wie man sie vom ukrainischen Hersteller A-Model gewohnt ist.
Der große Pluspunkt: Es ist der einzige Spritzgussbausatz dieses extrem seltenen Vorbilds und alleine deswegen schon eine Überlegung wert!
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen