Hawker Spanish Fury im Maßstab 1:72 von A-Model (# 72139 )

In unserer kleinen Serie zum 80. Jahrestag des Ausbruches des Spanischen Bürgerkrieges möchte ich heute auf einen Bausatz eingehen, der sich schon länger in meinem Fundus befindet – die speziell für Spanien gebaute Hawker Fury …

A-Model-72139-Hawker-Spanish-Fury-9 Hawker Spanish Fury im Maßstab 1:72 von A-Model (# 72139 )

Doch bevor ich etwas näher auf den Bausatz eingehe, kurz einige Informationen zur „Spanish Fury“, deren Existenz während der Frühphase des Spanischen Bürgerkrieges eine wirkliche exotisch-spannende Story ist:

Die vom späteren Konstrukteur der Hurricane, Sidney Cam, entworfene Hawker Fury war zwar ein in herkömmlicher Bauweise erstelltes Doppeldecker Jagdflugzeug, aber andererseits derart schnell (322 km/h), dass sie alles bislang Dagewesene in puncto Einsatzmaschinen in den Schatten stellte.
Am 25. März 1931 zuerst geflogen, wurden ab Mai 1931 jedoch nur sechs Squadrons mit der schnellen Fury ausgestattet (einige davon mit der Fury II).
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges waren die Fury-Doppeldecker technisch überholt.
Insgesamt wurde gerade einmal 275 Exemplare gebaut.

Drei „Spanish Furies“ mit Hispano-Suiza 12XBrs Motoren anstatt des Rolls Royce Kestrel II sowie einem vereinfachten Fahrwerk und geändertem Kühler wurden 1935 als Muster für eine Lizenzproduktion von weiteren 50 Furies bei Hawker geordert.
Am 11. Juli 1936, also kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges geliefert, wurden die drei unbewaffneten Maschinen sofort mit den Abzeichen des republikanischen Spanien versehen, um die Moral der Bodentruppen durch schnelle Überflüge zu heben.
Nach und nach mit Maschinengewehren aus abgestürzten Maschinen ausgestattet, flogen die drei Furiey „4-1“, „4-2“ und „4-3“ Kampfeinsätze hauptsächlich über der Madridfront.
Die „4-3“ musste aufgrund von Treibstoffproblemen hinter den faschistischen Linien notlanden und wurde als „44 o 1“ in die nationalistische Luftwaffe eingereiht.

Der Bausatz von A-Model kam in drei Varianten heraus:

Unter der Nummer 72138 wurde zunächst eine britische Fury Mk.I bzw. Mk.II herausgebracht; mit der Nummer 72140 wurde eine jugoslawische Fury bedacht, die auch als italienische „Beute“ dekoriert werden kann und unter der Nummer 72139 erschien „meine“ spanische Fury.
Die letztgenannten beiden Versionen sind vom Plastik her identisch.
Der Gussrahmen mit den beiden Rumpfhälften, der oberen Motorraumabdeckung, Propeller, Hauptbereifung und Kühler macht einen mehr als ordentlichen Eindruck:

A-Model-72139-Hawker-Spanish-Fury-11 Hawker Spanish Fury im Maßstab 1:72 von A-Model (# 72139 )Minimale, wenn überhaupt vorhandene, Gussgrate, gute versenkte Paneellinien (die teilweise jedoch noch einmal nachgraviert werden sollten), gut wiedergegebene Strukturen und, wie unten zu sehen, eine für den Maßstab mehr als ausreichende Innendetaillierung stellen schon mal die meisten Modellbauer zufrieden:

Die bereits angesprochenen Oberflächendetails nochmal am Beispiel der backbordseitigen Rumpfhälfte:

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Der Spritzling für die Cockpitdetails und die Verstrebungen der Tragflächen:

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… sowie die Trag- und sonstigen Steuerflächen:

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Ich würde sagen: Die Oberflächen sehen doch ganz ordentlich aus und bilden eine gute Basis für eine lebendige Lackierung:

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Die winzige Windschutzscheibe:

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Die auf schlechtem Papier und noch dazu schlecht photokopierte Bauanleitung ist heutzutage nun wirklich nicht mehr „state-of-the-art“:

Das wirkt sich insbesondere bei den Bemalungshinweisen negativ aus:

A-Model-72139-Hawker-Spanish-Fury-6 Hawker Spanish Fury im Maßstab 1:72 von A-Model (# 72139 )Wie soll man bei der schlechten Qualität die Farbunterschiede erkennen?
Die Nassschiebebilder beinhalten einen wirklich peinlichen Fehler:
Die rot-gelb-roten Kokarden sind die Kennzeichen der Monarchie!
Die republikanischen Kokarden müssten analog der richtig wiedergegebenen Seitenruderfarben rot-gelb-lila sein!

A-Model-72139-Hawker-Spanish-Fury-10 Hawker Spanish Fury im Maßstab 1:72 von A-Model (# 72139 )Man kann diese falschen Kokarden jedoch prima für Maschinen der monarchistisch-faschistischen Luftwaffe nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges verwenden – also auf alle Fälle schon mal kein Verlust!
Aber für die Fury 4-2 muss man dann für Ersatz sorgen!

Mein Fazit ist ein wenig zwiespältig:
Zum Einen haben wir es mit einer „wirklichen“ Spanish/Yugoslav Fury zu tun;
zum Andern ist es immer noch ein typischer „short-run“-Bausatz und insbesondere die doch mehr als schlechte Bauanleitung sowie der Fehler bei den Kokarden verschafft der Fury nur 6 von 10 möglichen Punkten!

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen