Modelcollect, ein Hersteller aus China, hat sich im Wesentlichen auf „What if“-Projekte konzentriert und insbesondere die Serie „Fist of War“ hat unser Interesse geweckt. Neben diversen Panzerprojekten in 1:35 gibt es auch einige 1:72er Flieger …
Auf der Modelcollect Seite steht zur Untermarke Fist of War:
Fist of War ist eine Marke, die in einem Paralleluniversum spielt und fortschrittliche Ausrüstung und Technologie bietet, die sowohl von historischen als auch von neu imaginären Konzepten inspiriert ist. Es stellt Projekte neu vor, die in der Realität nie realisiert wurden, wie das Nazi-Deutschland P.1000 und der amerikanische A-12 Avenger, und umfasst Elemente wie Roboter, Mechs und Aliens. Es beinhaltet auch reale historische Themen mit einigen Modifikationen, die eine reiche und einnehmende Welt für Fans schaffen, die es zu erkunden gilt.
Tatsächlich findet man dort eine Vielzahl exotischer Modelle. So auch den Horten XVIII A Amerikabomber. Seit erscheinen des Bausatzes 2023 ist dieser Kit in 5 Variationen erhältlich. Der Grundbausatz ist immer gleich. Die Unterschiede liegen in den Decals und den beigelegten Waffensets. Dieser Bausatz ist der umfangreichste der Reihe, da alles an Abwurflasten beigelegt ist.
Der sehr stabile Karton zeigt auf dem Stülpdeckel drei Horten Bomber über dem brennendes New York. Mehr „what if“ geht nicht. Außerdem ist links auf dem Deckelbild aufgelistet was alles an Abwurflasten enthalten ist. Das ist schon ordentlich Zubehör und macht diesen Kit so besonders und leider auch teuer.
Auf den Deckelseiten wird kurz der (fiktive) geschichtliche Teil wiedergegeben, sowie die Features angepriesen. An den kurzen Deckelseiten wiederholt sich die Boxart:
Nach öffnen der großen Schachtel zeigt sich der Kasten gut gefüllt:
Die größen Teile wie Mittelstück und Außenflügel sind in Tüten verpackt. Alles ist gratfrei, Gravuren gibt es bei der Größe wenige. Die Klappen und Ruder sind einzeln und können in unterschiedlichen Winkeln angeklebt werden. Die Bauanleitung weist nicht darauf hin, aber ihr wärt sicher auch so draufgekommen:
Rahmen C beherbergt die Innereien des Riesenvogels. Cockpit, Radschächte und Klappen:
Die Teile auf Rahmen D sind hauptsächlich für Triebwerke und Fahrwerke gedacht:
Die Fahrwerkbeine en détail:
Rahmen E enthält die Räder und schön gemachte Heinkel Hirth He S 011 Triebwerke. Es besteht die Möglichkeit die Wartungsklappen für die Triebwerke geöffnet oder geschlossen zu zeigen. Gleiches gilt für Rad – und Bombenschacht:
Die Gussrahmen G, F und H sind der eigentliche Mehrwert des Kits und beinhalten die Abwurflasten:
Die Kabinenhaube ist glasklar:
Die Decals sind von Cartograf und machen einen guten Eindruck. Auch kleinste Beschriftungen sind in der Vergrößerung lesbar:
Der Bombenschacht hat auffällige Auswerfermarken. Ein Umstand den man je nach gewählter Bewaffnungsoption vielleicht nicht berücksichtigen muss. Bei leerem Bombenschacht oder bei Verwendung der SC 2500 muss man diese Löcher aber irgendwie füllen….
Die Radschächte sind ordentlich gemacht. Spanten und Kabel sowie Gasflaschen sind erkennbar. Auch die Klappen lassen Rippen erkennen und es sind sogar Streben zum Einfahren der Klappen vorgesehen. Das sieht man bei 1:72 Kits selten:
Die Teile für das Cockpit machen richtig was her. Die Anzeigen sind im Guss schon ablesbar! Leider gibt es keine Decals für die Armaturen, so dass man versuchen muss das mit der Bemalung hinzukriegen. Viel Glück! Das ordentlich detaillierte Cockpit fällt dann qualitativ bei den Sitzen stark ab. Mindestens Gurte sollte man noch ergänzen, oder aus der Restekiste besser Sitze zusammensuchen. Durch die großzügige Verglasung wird später jeder Winkel bestens einsehbar sein. Da lohnt sich etwas Mehraufwand:
Das Schaufelrad ist ausreichend für den tiefen Einbau in der Flügelnase. Etwas Kontrastbemalung sollte für eine gute Optik sorgen:
Die ferngelenkte Fritz X Fallbombe ist mit hervorragenden Details ausgestattet. Hier ein Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_X
Dem aufmerksamen Beobachter ist sicher aufgefallen das die Fritz X im Orginal nicht angetrieben war. Die schönen Düsen sind also entweder eine 1946 Weiterentwicklung oder zu verspachteln:
Die BV 246 „Hagelkorn“ Gleitbombe hat schöne dünne Tragflächen. Der Bombenkörper wirkt stimmig in seinen Proportionen. Eine deutliche Verbesserung zum Revell Hagelkorn aus dem Fw 190 F-8 Bausatz:
Noch ein Link zu Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Blohm_%26_Voss_BV_246
Die nächste Gleitbombe ist die Hs 293 für Seeziele. Wie ich finde ist sie sehr gut wiedergegeben:
Was Wikipedia dazu meint: https://de.wikipedia.org/wiki/Henschel_Hs_293
Bleiben noch die Ruhrstahl X-4 Luft – Luft Raketen. Wieder eine ferngelenkte Waffe:
Schon wieder Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrstahl_X-4
Hier die Aufhängungen für die ferngelenkten Waffen zur Montage unter den Tragflächen…
… und die Aufhängungen für die kleineren konventionellen Bomben (SC50, SC250, SC1000 sowie SC2500) zur Montage im Bombenschacht:
Nun zur Bauanleitung. Auf der ersten Seite ist ein kurzer Text zur (fiktiven) Geschichte des Horten XVIIIA Bombers in chinesisch und englisch zu lesen sowie eine Auflistung der technischen Daten:
Auf der ersten Doppelseite ist eine Teileübersicht und die Cockpitmontage zu sehen:
Die Baustufen sind durchweg übersichtlich gehalten. An keinem Punkt tauchen große Fragen auf:
Die Lackieranleitung gibt eine Variante vor, allerdings mit dem Hinweis das man machen kann was man möchte 😉. Auf der Rückseite ist die Boxart etwas weniger bunt als Poster abgedruckt. Schöne Idee:
Als letzte Beigabe liegt ein Blatt als Konsumanregung für andere Fist of War Produkte bei:
Mit dem Bau habe ich noch nicht begonnen, aber beim Anhalten einiger Teile scheint es, als ob alles gut passen würde. Qualitativ macht dieser fiktive Bomber einen guten Eindruck. Daraus entsteht aus dem Kasten raus sicher ein imposantes Modell aus dem „what if“ Genre. Mit der üppigen Menge an Beigaben (Bomben, ferngelenkte Bomben und Raketen) wird ordentlich was geboten – leider aber auch deutlich teurer als die anderen (auch schon teuren) Amerikabomber mit weniger Klimbim.
Fazit
Für die „what if“/ alternative Zeitlinie und Luft 1946 Freunde ein Fest. So wie sich die Marke Fist of War versteht passt der Amerikabomber bestens ins Konzept. Leider etwas teuer aber auch schon fast durch die schiere Größe des fertigen Modells zu entschuldigen. Der Bau macht bestimmt Spass. 8 von 10 Punkten.
An dieser Stelle könnte der Rewiew fertig sein. Ich möchte aber noch einen Teil für die „Nietenzähler“ unter uns anhängen. Schwierig von Nietenzählerei zu sprechen, wenn es um ein Flugzeug geht das nur als Zeichnungen existierte. Vieles bleibt Interpretationssache….
Den Bausatz der Horten XVIIIA von Sharkit kenne ich nicht, darum kann ich zur Qualität nichts sagen. Mir sind auch keine Rewiews bekannt. Aber die für diesen Kit verwendeten Zeichnungen sehen mir stimmiger aus.
https://warhistory.org/media/2024/01/1706482853_730_Horten-HXVIIIB.jpg
Die größten Abweichungen sind grob zusammengefasst:
*falsche Anordnung der Triebwerksauslässe
*ovale statt runde Triebwerksauslässe
*Lufteinlauf für Triebwerke hat komische Lippe
*stark vereinfachtes Hauptfahrwerk
*zu kleines Bugrad/falsches Fahrwerksbein
*zu großer Waffenturm, zu große MG151 Rohre, falsche Position des Turms
*fehlender Kinnturm
*fehlendes Periskop für Turmsteuerung
*abweichende Verglasung
*fehlende Störklappen an den Flächenenden
Ein spannender Baubericht im Modellboard der die aufwändige Anpassung an einen Horten Entwurf behandelt ist hier zu finden:
https://www.modellboard.net/index.php?topic=68986.msg1053760#msg1053760
Es bleibt festzuhalten das einerseits OOB ein großartiger „what if“ Bomber zu bauen ist,. Andererseits aber viel Aufwand betrieben werden muss, um den Entwürfen der Horten Brüder näher zu kommen. Trotzdem eine solide Grundlage aus der sich was machen lässt.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Hartmut Koßmann, Badbergen