Revell überrascht Jahr für Jahr uns Modellbauer mit sogenannten „Platinum“-Ausgaben – also altbekannte Bausätze mit einigem an Zubehör, wie hier beim Königstiger in 1:35 …
Der Kampfpanzer Tiger hat sich zu einer echten Legende entwickelt – da spielt es auch keine Rolle, ob es der Tiger I,mit einer Masse von 57 Tonnen oder der Tiger II mit einem Gewicht von 69 Tonnen ist. Für viele ist es der „Super-Panzer“, vor dem jeder Gegner Angst hatte und der alles niederstreckte, was er auf dem Schlachtfeld erspähte…
Dass die Wirklichkeit eine andere war, könnte man vielleicht daran erahnen, dass kaum ein Tiger das Kriegsende erlebt hat. Der Tiger I war mehr oder weniger ein Produkt der 1930er Jahre, die Motorleistung war dem Gewicht nicht gewachsen, die Wartung der Technik war aufwendig. Der Tiger II wurde in der Hoffnung, den Kriegsverlauf noch ändern zu können entwickelt. Man war der Meinung, dass man nur eine starke Panzerung haben mußte (die Frontpanzerung der Wanne hatte eine Stärke von 150mm) gepaart mit einer 88mm Rohrbewaffnung, die alleine schon 1,6 Tonnen wog. Und alles würde sich zum Besseren wenden. Die Vorteile im Gefecht wurden durch die Nachteile wieder aufgefressen:
Die Motorleistung war dem Gewicht von 69 Tonnen nicht gewachsen und der Verbrauch lag bei annähernd 860 Litern Treibstoff für 90-120 Km im Gelände – oder anders gesagt: 10PS pro Tonne.
Das Gewicht lies auch keine großen Manöver zu, es gab kaum Brücken, die dem standgehalten hätten. Auch war die Beweglichkeit eingeschränkt, der Gegner konnte leicht ausweichen.
Die Rohstoffe reichten nicht für eine große Produktion, es fehlte an Molybdän, was man versucht hat mit Vanadium auszugleichen. Die Folge davon war, dass die Panzerung unter Beschuß gerissen ist. Es gab auch gefährliche Absplitterung im Kampfraum und hat die Besatzung empfindlich getroffen.
Revell hat sich den ICM Tiger II mit Inneneinrichtung geschnappt und daraus eine Platinum Edition mit reichlich Zubehör gezaubert. Das gleiche Modell, in einer abgespeckten Version mit Gummiketten, findet man unter 03249 im Revell Programm. Das Design des Stülpkartons (!!) ist nicht gerade der Knaller: Der sieht so „nüchtern“ aus … besser gesagt: langweilig. Der Inhalt zeigt sich aber von der besten Seite, die Details sind knackig und gut ausgeformt.
Beim ersten Blick im Karton stellt man fest: Da ist noch reichlich Platz:
Platinum Edition = hochpreisig = ideales Weihnachtsgeschenk! Da darf der Karton auch gerne was hermachen!
OK, Kritik beiseite: Der Inhalt macht echt was her! In jeder Hinsicht.
Man stellt auch fest, dass einige Gussäste mehrmals vorhanden sind – wie dieser gleich 4mal:
Was mir auch gefällt: Die Schweißnähte sind klar zuerkennen:
Die Flächen kommen ohne Zimmerit daher – das kann für den einen oder anderen zum Problem werden:
Die leidige Gummikette der „Günstigversion“ ist hier durch eine Einzelgliederkette (ebenfalls von ICM) ersetzt worden:
Die Abschleppseile sehen sehr gut aus – hoffentlich liegen die nicht wie ein Fremdkörper auf dem Panzer:
Man erkennt die scharfen Details:
Nicht so toll gelöst – das zweiteilige Rohr der Hauptbewaffnung:
Aber dafür gibt es in dieser Platinum-Edition gedrehtes Metall:
Eine große Ätzteilplatine:
Und das Rohr der Hauptbewaffnung:
Für einen Flugzeugbauer wie mich ist der der Decalbogen sehr übersichtlich:
Bei mir wird es wohl die US-Beute werden – mal was anderes als der hundertste deutsche Tiger!
Die Bauanleitung weiß zu gefallen – und ist noch im alten Stil gemacht:
Fazit:
Wie der geneigte Modellbauer feststellen konnte, ist in den letzten Jahren eine wahre Flut an Raubkatzen auf dem Markt gekommen. Tiger, Panther in schier unüberschaubarer Zahl! Da stellt sich die Frage, ob Revell da mithalten kann: Aus der Sicht eines Panzerbauers wird die Antwort eher „Nein“ lauten angesichts der Konkurenz aus China! Aus der Sicht eines Flugzeugbauers kommt ein klares „Ja“: Ich fühle mich trotz der annähernd 1000 Bauteile nicht überfordert oder gestresst. Das Zubehör wertet das Modell enorm auf, ob da nun das Zimmerit fehlt, muss jeder für sich entscheiden. Für mich persönlich ist diese Edition genau richtig, ein versierter Panzerbauer wird aber eher zu Takom greifen.
Michael Schröder, Emden