Mit dem Bausatz für diese „Nähmaschine“ schauen wir in den Bausatzentwicklungen von ICM mal etwas zurück, in unserer Rubrik Kit-Archäologie sind wir aber auch noch nicht……
Dieser Bausatz ist die Erstausgabe von ICM aus dem Jahre 2014, die bisher schon einige erweiterte Wiederauflagen erlebt hatte. Es ist der modernste und gleichzeitig auch der einzige Großserienbausatz dieses Originals in diesem Maßstab. Eigentlich erstaunlich, da es sich doch um ein namhaftes Flugzeug, das in großer Zahl hergestellt (wohl über 40.000 Exemplare!) und eingesetzt wurde, handelt. Die Bezeichnung „Nähmaschine“ erhielt sie wegen des entsprechenden Motorgeräusches, das den Wehrmachtssoldaten bei den nächtlichen Störbomberangriffen dieses Flugzeuges den Schlaf und auch die Sicherheit raubte. Es war jedoch auch bis weit in die Nachkriegszeit hinein unter anderem auch als Agrarflugzeug im Einsatz.
Da ICM alle Tragflächen und Leitwerke einteilig hergestellt hat, kommt man recht wenig Bauteilen und Spritzästen aus. So sind im hier noch recht weichen Karton (ICM liefert ja mittlerweile Musterbeispiele an modellbauerfreundlicher stabiler Verpackung) nur drei graue Spritzäste, ein winziger Klarsichtast, der Decalbogen und die Bauanleitung enthalten:
Der erste Ast enthält eine Rumpfhälfte und die wesentlichen Teile für den Motor:
Die Ausführung der Spritzgussteile zeigt schon die Entwicklung auf, die ICM bis heute genommen hat. Hier ist gelegentlich noch etwas Flash vorhanden, der allerdings nach einer Grundierung unsichtbar ist:
Die Beschläge und die Stoffbespannung sind schön wiedergegeben und ggf. hier an einigen Stellen noch etwas kräftig ausgeführt, letzteres lässt sich jedoch einfach beheben. Die Struktur des inneren Rumpfes ist jedoch schon sehr ansprechend ausgeführt. Die etwas ärgerlichen Auswerfermarken sind später kaum noch zu sehen:
Die Motorteile brauchen an den Ventilhebeln etwas Versäuberungsarbeit, ansonsten ermöglichen sie jedoch eine sehr ansehnliche Wiedergabe:
Der Ast mit dem zweiten Rumpfteil …
… enthält noch zwei Teile für das Rumpfvorderteil mit feinen Nietstrukturen:
Der große Spritzast schließlich bringt uns die Tragflächen und Leitwerke, die Stiele und das Skifahrwerk sowie weitere Kleinteile:
Die obere Tragfläche gibt die Qualität und Ausführung vor. Die Bespannung ist schön wiedergegeben. Die etwas rauhe Oberfläche des seinerzeitigen ICM-Plastiks passt dazu auch sehr schön. Die Beschläge sind ebenfalls ansprechend erhaben dargestellt, sehr schön sind auch die Positionierungslöcher für die Stile und Streben, die eine gute Platzierung vermuten lassen. Die Ruderhörner sind allerdings etwas breit ausgefallen:
Die untere Tragfläche hat noch mehr Details (z. B. Trittsstufen, Wartungsklappen und Eingrifflöcher) und liefert den Cockpitboden gleich mit:
Das einteilige Höhenleitwerk leidet daran, dass der linke Außenbogen zu weit ausgeformt ist. Hier muss kräftig nachgefeilt werden, das ist aber nicht besonders schwierig:
Beim Seitenleitwerk ist dann wieder alles in Ordnung:
Die Kleinteile für die Sitze (sogar an der Unterseite detailliert) und die Auspuffanlage benötigen Nacharbeit wegen des vorhandenen Gussgrats. Die dünnen Teile müssen sorgsam vom Ast getrennt werden, sonst gibt es Bruch:
Das Skifahrwerk mit Sporn haben wir noch hier:
Die beiden unterschiedlichen Instrumentenbretter machen einen guten Eindruck. Für die Instrumente selber sind Decals vorgesehen:
Die N-Stiele und die Fahrwerkstreben machen den gleichen guten Eindruck. Auch hier muss man jedoch vorsichtig mit Cutter oder Säge vorgehen:
Am Klarsichtast sind zwei kleine Windschilde vorhanden, die auch gut durchsichtig sind. Alles in Ordnung für diesen Maßstab und die Größe:
Der Decalbogen enthält die roten Sterne in zwei Ausführungen, Skalen für die Instrumentenbretter, Kennnummern und die weißen Streifen für eine der beiden Markierungsalternativen:
Die Bauanleitung ist hier noch vom älteren Stil und insoweit komplett in Schwarz-Weiß. Eine kurze Vorstellung zum Original, Farbhinweise und die Abbildung der Spritzäste eröffnen sie:
Dann geht es an den Zusammenbau des Rumpfes. Farbangaben sind vorhanden und dann ist die Sache recht schnell erledigt. Die Windschilde sollte man erst ganz zum Schluss anbringen:
Es folgt die Vervollständigung des Cockpits auf dem Boden zwischen der unteren Tragfläche und der Zusammenbau des Motors komplett mit Propeller und Auspuffanlage. So kann man den Motor schon sauber lackieren:
Mit den Leitwerken, dem Skifahrwerk und einigen Kleinteilen wird dann unser Modell schon fast vervollständigt …
… bevor die Anbringung der oberen Tragfläche dann schon fast der letzte Konstruktionsschritt ist:
Ganz zum Schluss wird dann noch das Motörchen (115 PS) ergänzt, damit die „Nähmaschine“ ihren Beinamen auch zu Recht trägt:
An dieser Stelle der Bauanleitung ist dann auch eine Front- und eine Seitenansicht für die korrekte Ausrichtung der Komponenten mit Hinweisen zur Verspannung und für die Anbringung der außen geführten Steuerdrähte für die Höhen- und das Seitenruder sowie die Verbindung der oberen und unteren Querruder vorhanden. Für die genannten Drähte sollte man rechtzeitig im Laufe des Baus Löcher in die Steuerhörner bohren, um später z. B. aus dehnbarem Garn die „Drähte“ einfädeln zu können. Vielleicht ist es angesagt, diese Montagen sogar schon vor endgültiger Anbringung der oberen Tragfläche vorzunehmen. Die Superspezialisten werden da bestimmt noch andere Ideen haben.
Abschließend gibt es noch die Lackierungs- und Decalanbringungshinweise, wie schon einleitend geschrieben leider nur in Schwarz-Weiß. Die beiden Optionen sind einmal das grüne Flugzeug mit weißen Streifen vom Deckelbild und eine grüne Ausführung mit weißen Wintertarnflecken:
Hier ist aus diesem Bausatz keine Radversion möglich, es ist jedoch einfach, Räder, z. B. aus einem Ergänzungsset, an Stelle der Kufen zu verwenden. Insgesamt besteht mit diesem Bausatz eine ganz hervorragende Grundlage, um ein sehr ansehnliches Modell auf die Beine bzw. Kufen zu stellen. Dabei ist das fertige Modell gar nicht mal so klein, wie man vielleicht meinen könnte, es ist auf jeden Fall in der Spannweite deutlich größer als z. B. eine Bf-109.
Es gibt von ICM weitere Versionen der U-2 unter anderem aktuell mit Piloten- und Mechanikerfiguren oder als Radversion mit Bomben.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen