Als ich die Ankündigung einer SAAB B-17 in 1:48 von TARANGUS las, war ich Feuer und Flamme: Es gibt einen Bausatz in 1:72 (und der ist gar nicht mal schlecht!), aber 1:48? Bislang Fehlanzeige!
Ob sich die Investition gelohnt hat? Lest selbst und macht euch ein Bild …
Wie schon die 48er Viggen ist auch unsere SAAB B-17B aus einer Kooperation des schwedischen Herstellers Tarangus mit Special Hobby aus Tschechien entstanden und ich war beim Öffnen der praktischen Stülpbox gespannt, was mir wohl entgegenlachen würde:
Da haben wir zunächst den Gussrahmen für die beiden Rumpfhälften:
Diese sind außen ordentlich, aber leider nicht „exzellent“ strukturiert …
… und im Cockpitinneren sind sämtliche Details zwar vorhanden, aber nicht wirklich „knackig“ und randscharf gefertigt:
Ehrlich geschrieben war das schon mal eine Enttäuschung: Angesichts dessen, was Special Hobby in der Vergangenheit an Qualität abgeliefert hat (Mirage F.1, Folland Gnat, Heinkel He 162) fällt die Spritzgussqualität der SAAB doch deutlich ab!
Warum eigentlich?
Auch bei den Instrumentenbrettern muss ich diese Kritik anbringen:
Erstens fehlen die Skalen – nur einfach Vertiefungen! Und Instrumente als Decals, um diese simplen Löcher wenigstens aufzufüllen? Fehlanzeige! Also muss man selbst schauen, wo man entsprechende passende Skalen findet – das ist angesichts des Preises, den Tarangus aufruft, schon wirklich enttäuschend!
Die weiteren Teile für das Flugzeuginnere sind auch nicht gerade eine Augenweide:
Alles ganz ok – aber eben nur „ganz ok“! Bei einem funkelnagelneuen Kit hätte ich schlicht mehr erwartet.
Die Sitze für den Flugzeugführer …
und den Beobachter …
… sind ebenfalls in der Kategorie „ganz ok“ anzusiedeln. Und „natürlich“ bekommen wir ab Werk keinerlei Gurtzeug mitgeliefert! Bei einem Bausatz für 45 Euro ist das schon enttäuschend!
Die beiden Spritzlinge für die Tragflächen und die Höhenflossen:
Solide Hausmannskost – die Strukturierung der Tragflächenhälften ist akzeptabel:
Das gilt auch für die je zweiteiligen Höhenflossen:
Weitere Details:
Der Spritzling mit dem Triebwerk und den verschiedenen Motorhauben/Propellern:
Auch hier fällt mir insbesondere beim Triebwerk die einfache Gussqualität negativ auf!
Aber Gott-sei-Dank benötigen wir für die B-Version diesen Motor nicht! Dafür hat Tarangus einen variantenspezifischen Resinmotor beigelegt:
So weit, so gut! Hoffen wir, dass bei einer späteren A-Version (vielleicht von Special Hobby?) auch der Pratt&Whitney-Motor in Resin beigefügt wird! Das Plastikteil ist ok – aber mehr halt nicht!
Am Gussast befinden sich zwei unterschiedliche Motorhauben:
Die Motorhaube der A-Version (hier nicht benötigt!) weist unheimlich dicke Wandungen auf:
Seltsamerweise ist das bei der Motorhaube der B-Version (links) nicht der Fall!
Glück gehabt!
Aber auch hier hoffe ich mal, dass Special Hobby eine einteilige Resinmotorhaube beilegen wird – oder sich Quickboost&Co. des Problems annehmen!
Die beiden Propeller – naja: „Hausmannskost“ eben …
Sehr schön zu sehen: Die Hauptbereifung aus zwei flachen Teilen – nicht gerade superdetailliert und auch hier kann man nur auf Resinersatz hoffen!
Weiter „ersetzungsbedürftig“ – das MG:
DAS ist mir dann doch allzu simpel! Bei einem 20 Jahre alten Bausatz in 1:72 zu 10 Euro wäre sowas akzeptabel – aber bei einem Kit von 2020 für 45 Euro?
Die separat eingepackten Resinteile (den Motor hatte ich ja schon gezeigt):
In der Mitte ein winziges Plastikteil (Nr. 77):
Es soll eine Antenne darstellen!
Die Klarsichtteile – separat eingetütet …
… und ausreichend transparent:
Aber leider nur für eine geschlossene Kabine! Naja – vielleicht kein Drama angesichts der nicht gerade umwerfenden Innenraumdetails!
Auch die Bauanleitung kommt nicht ohne Kritik davon!
Zunächst das Positive – Tarangus gibt uns auf Seite 1 eine kurze historische Übersicht zum Vorbild:
Dann folgt die übliche Teileübersicht und die eigentliche Montage nimmt dann sieben Seiten im alten Special Hobby-Stil ein:
Immerhin gibt es detaillierte Farbangaben – leider ohne jegliche Zuordnung zu Gunze, Tamiya, Vallejo oder sonst einem Farbsystem!
Apropos Farbe – die vermisst man schmerzlich bei der Lackierungsanweisung:
Aber wenigstens werden für die beiden Tarnfarben Tamiya-, Gunze-, Mr.Paint- und Humbrolnummern angegeben!
Alles in Allem ist dieses kleine DIN A5 Heftchen „a bisserl dünn“! Auch hier wieder: Für 45 Euro erwarte ich da schlicht mehr!
Die Nassschiebebilder – das Nötigste ist vorhanden und sogar einige Wartungshinweise finden sich auf dem Bogen:
Wie sie sich verarbeiten lassen, wird der eigentliche Bau zeigen!
Fazit: Nun – es ist der einzige Großserien-Spritzgussbausatz der SAAB B-17 im Quarterscale! Und daher als Einäugiger im Reich der Blinden ein König!
Ich hätte mir für den Preis von 45 Euro eigentlich eine bessere Spritzgussqualität sowie Decals für die Instrumente, ganz zu schweigen von photogeätztem Gurtzeug, gewünscht!
So ist es ein ganz ordentlicher Bausatz, der in den Händen von Experten zu einem wahrhaft schönen Modell werden kann – aber etwas Eigeninitiative ist schon gefragt.
Verglichen mit Konkurrenzkits (etwa aus China) fällt unsere SAAB doch um Einiges ab!
Dennoch eine klare Kaufempfehlung für Fans der schwedischen Luftfahrt – und hoffen wir, dass Special Hobby „seiner“ SAAB B-17 dann die angesprochenen Decals, Gurte sowie spannende exotische Markierungen (Österreich, Äthiopien) beifügt!
Erhältlich im online-shop von AeroSpezial.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen