Revells letzte Neuheit, der Shelby Cobra, ist, wie wir schon ahnen, keine wirkliche Formenneuheit, auch wenn werbewirksam „NEW“ auf dem Karton steht …
Habe ich vor ein paar Jahren die Cobra von Revell (Shelby Cobra 427 S/C , KitNr. 07367) gebaut – die mir sehr gut gefiel in Passung und Optik – muss hier ein anderer Bausatz zu Grunde liegen. Optisch unterscheidet sich dieser Bausatz „nur“ durch die anderen Stoßstangen und einer anderen Scheibe. Jedoch wird es unter dem Blech interessant. Hier sind die beiden Kits völlig verschieden. Unter Anderem haben mich die Stahlachsen beim Auspacken sofort überrascht…doch dazu im Folgenden mehr.
Revell legt den Level 5 anhand der „hohen“ Anzahl von Bauteilen fest. 119 Bauteile? Kommt mir etwas viel vor da die Schachtel nur halb voll ist und ich Zähle nach…und es stimmt. Viele Kleinteile am Chromast machen es aus.
Etwas Recherche, bevor ich zu diesem Bausatz komme:
Mir kommt die Cobra dennoch bekannt vor und stoße auf sein Ursprungsjahr. Zum ersten Mal erscheint dieser Bausatz unter dem Label Sunny Tri-S (KitNr.SN-1500). Noch nie gehört? Ich auch nicht – interessanter wird der nächste Hersteller: Academy! Sie brachten den Kit 1990 (KitNr.1509) raus, legten ihn nochmal zwischendurch auf und letztendlich liegt derselbe Bausatz nun von Revell auf unserem Tisch. Also die dritte Auflage nach dem Erscheinungsjahr? Dann lasst uns mal schauen, wie es um die Formen steht.
Was finden wir jetzt in der Schachtel?
Auf den ersten Blick ist die Schachtel nur halb voll. Dennoch haben die einteilige Karosserie, 3 Spritzlinge in grau, ein Spritzling in Chrom, einer mit Klarteilen, die Reifen und zwei Stahlachsen. Dazu die mittlerweile gewohnt farbig gestaltete Bauanleitung und sauber gedruckte Decals:
Die Karosserie bei meinem vorliegenden Exemplar hat nicht nur eine zu öffnende Motorhaube, sondern glänzt auch mit einem Kofferraum:
Die Karosserie zeigt jedoch viele Trennnähte auch an unschönen Stellen. Die Karosserie ist schön rund und es bedarf hier viel Nacharbeit.
Allerdings ist mir ein Fehler aufgefallen:
Die Karosserie ist keine „289er“, sondern vielmehr eine „427er“!
Der ursprüngliche Bausatz von Sunny hatte das richtig bezeichnet, aber schon bei der Wiederauflage von Academy hat sich der Fehler mit der „289“ eingeschlichen und wurde dann weitergegeben.
DIe „289er“ müsste eine gänzlich andere Karosserie haben:
Schmal, ohne Sidepipes, mit flacher Haube – um nur die auffälligsten Unterschiede zu nennen!
Die Qualität der gesamten Gießästen ist jedoch gut, mir gefällt das verwendete Plastik von der Haptik. Betrachtet man es aus der Sicht von Fischhäuten oder Sinkstellen, fallen nur ein paar kleine Überhänge an Sitzen oder Gurten auf, was soweit vertretbar ist. Die Details trösten über die wenige Nacharbeit hinweg. Lenkrad, Gurte, Armaturenbrett oder Motorteile sind sehr detailliert:
Zwei Dinge muss ich dennoch „Reklamieren“: Die Innenraumwanne hat massive Auswurfmarken auf den super strukturierten Fußmatten:
Das ist ärgerlich, da die Cobra nur als offene Variante baubar ist. Hier kommt man nicht umhin, diese zu beseitigen. Selbst im Kofferraum sind welche zu finden.
Die Chromteile sind in gewohnt guter Qualität, was Details und Oberfläche betrifft:
Viele Kleinteile wie die Centerlocks (Nr.5), Stoßstangen oder Rückleuchten (im Bauschritt 36) haben ungeeignete Angussstellen. Die Nacharbeit wird nicht einfach, da diese Teile mehr oder weniger gut am fertigen Modell gesehen werden.
Was mich schon immer gestört hat sind verchromte Scheibenrahmen in die Klarsichtteile eingesetzt werden sollen. Obendrein gibt’s hier am inneren Scheibenrahmen zwei wirklich unschöne Angussstellen. Doof.
Die Klarteile sind üblicherweise separat verpackt:
Sie sind frei von Kratzern, wirken jedoch etwas milchig und verzerrt:
Da ich jetzt wegen des Chromrahmens eh ins Zweifeln komme, ob das sauber gebaut werden kann, ist durch Weglassen der Scheibe und dem Bau eines Rennwagens das Problem gelöst.
Was gibts noch in der Box?
Das sind noch die Reifen. Tolles Profil und mit erhabener Reifenaufschrift – Super!
Das würde mich für künftige Modelle wünschen, dass die geprägten Reifenaufschriften wieder zurück kommen.
Komme ich noch zu den Decals. Gezeichnet sind sie sehr scharf ohne Versatz. Kennzeichen gibt’s diesmal keine – dafür Rennstreifen, Nummern und Decals für Gurte:
Schlussendlich bleibt noch die Bauanleitung übrig. Hier ist schon fast alles beim Alten. Klar aufgegliedert von Hinweisen zur Symbolik und Sicherheit, Übersicht der benötigten Farben mitunter benötigten Mischungsverhältnissen und Übersicht der Spritzlingen und schließlich die Bauschritte. Mischungsverhältnisse – damit müssen oftmals wir leben:
Mein Fazit:
Ich bin skeptisch bei diesem Kit. Der Bausatz hat aus meiner Sicht mehrere Schattenseiten. Ist er doch gravierend anders zu dem eingangs erwähnten, wirklich sehr gut zu bauenden und stimmigen Bausatz (Shelby Cobra 427 S/C , KitNr. 07367 und deren Auflagen), den man vielleicht beim Kauf erwartet.
Augenscheinlich mit übersichtlichen Bauteilen was einen schnellen Bau vermuten lässt, aber die Formentrennähte an der Karosserie, die kleinen Chromteile mit ihren Angussstellen und aus meiner Sicht die Montageweise der Frontscheibe können das Bauerlebnis etwas vermiesen. Nun, wenn man sich für einen Hardcore-Rennwagen entscheidet können viele der Chromteile weg gelassen werden und der Ärger macht sich vielleicht nur unter dem Blechkleid bemerkbar, denn die Passgenauigkeit wird sich erst beim Bau zeigen.
Erhältlich bei Modellbau König.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen