Wer eine Caudron Goëland im Maßstab 1:72 bauen wollte, war in der Vergangenheit immer auf den einzigen Spritzgusskit von EUROKIT angewiesen – ein Bausatz, der für seine Zeit durchaus ok war, aber heutzutage nur schwer zu bekommen ist.
Robert Schneider aus der tschechischen Republik kommt uns Modellbauern nun auch hier mit insgesamt drei Bausätzen der C-445 zu Hilfe …
Bevor ich die beiden mir vorliegenden Bausätze vorstelle, wie immer einige kurze Hinweise zum Vorbild selbst:
Die Caudron C-445 Goëland (Möwe) war ein zweimotoriges Reiseflugzeug für insgesamt sechs Passagiere. Hergestellt in Gemischtbauweise Holz/Metall wurde unsere Goëland ab 1936 u.a. für die AIR AFRIQUE und die AIR BLEU hergestllt, die sie im interkontinentalen Liniendienst zwischen dem „Mutterland“ Frankreich und seinen damals noch bestehenden Kolonien einsetzten.
Ihre beiden Renault 6Q-„Bengali“ Motoren mit je 220 PS beschleunigten die Maschine auf 300 km/h bei einer Reichweite von 1000 Kilometern.
Erst mit dem heraufziehenden Zweiten Weltkrieg wurde die Goëland in größeren Stückzahlen produziert – und zwar sowohl für die französische Armée de l´Air, als auch für die (mit den Deutschen kollaborierende) Vichy-Luftwaffe und natürlich in erheblichen Stückzahlen (752 Maschinen!) für die deutsche Luftwaffe. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden nochmals 319 Exemplare in Frankreich produziert.
Doch zurück zu den Bausätzen aus der tschechischen Republik:
Da sich alle drei Bausätze letztlich nur durch die jeweiligen Markierungs-varianten unterscheiden, will ich sie hier auch zusammen vorstellen.
Die drei Gussrahmen beherbergen insgesamt 75 Spritzgussteile in beigem Plastik:
Der Spritzling mit den Rumpfhälften:
Die beiden Rahmen mit Tragflächen- und Motorteilen:
Hinzu kommt noch ein Gussrahmen mit den Klarsichtteilen …… mit einem mäßig transparenten Kanzeldach:
Die Seitenteile der Kanzel, die man eigentlich am Bauteil selbst vemutet hätte, liegen in Form von einzelnen Fenstern vor, die eingeklebt werden müssen – eine „normale“ Kanzel wäre mir persönlich lieber gewesen!
Die beiden Rumpfhälften geben die Strukturen des Vorbildes recht gut wieder:
Und im Inneren der linken Rumpfhälfte findet man Markierungen, die die Platzierung der Einbauteile vereinfachen …
… wie man hier gut sehen kann:
Bei den kleineren Teilen merkt man recht schnell, dass man es mit einem „short-run“-Produkt zu tun hat:
Überall sind etwas unsaubere Begrenzungen erkennbar und eine minimale Gussgratbildung.
Leider sind an wenigen Teilen die Kanten etwas unsauber:
Bei den beiden Propellern ist viel Entgratarbeit angesagt:
Nichts wirklich „Wildes“, aber halt zusätzliche Arbeit!
Die Teile für das Fahrwerk sind gut wiedergegeben, müssen aber ebenfalls entgratet werden:
Die beiden Reifen liegen jeweils zweigeteilt vor …
… auch hier gilt: Nach dem Verkleben Entgraten!
Motorgondeln, Abgassammler und die Andeutung der ersten beiden Zylinder der Renault „Bengali“-Motoren sind gut getroffen und passen perfekt:
Das Instrumentenbrett -auch nach dem Einbau gut sichtbar- schreit geradezu nach Photoätzteilen:
Die achtseitige Bauanleitung ist zwar etwas einfach gehalten, aber dennoch ausreichend, um einen komplikationslosen Bau zu gewährleisten:
Vielleicht sind wir Modellbauer einfach viel zu sehr von fernöstlichen „instruction manuals“ mit ihren tausend Querverweisen und bunten Bildern verwöhnt!
Was mir sehr gut gefällt und was gerade die RS-Bauanleitungen immer wieder auszeichnet sind die durchgängigen Farbangaben auch für Detailbemalungen – da könnte sich so mancher Hersteller eine Scheibe abschneiden!
Kommen wir nun zu den Markierungsvarianten. Die Bausatznummer 92178 ermöglicht mit den beiden beiliegenden Bögen …
… die Darstellung zweier französischer (1x davon in Vichy-Markierungen), einer jugoslawischen sowie einer Goëland der republikanischen Luftverkehrs-gesellschaft LAPE während des Spanischen Bürgerkrieges:
Mit den Nassschiebebildern der Nummer 92174 …
… sind diese vier Markierungsvarianten darstellbar:
Zuletzt noch ein Wort zur Maßhaltigkeit des Bausatzes.
Die Hauptmaße der Goëland waren 13,68 Meter Länge (= 190 mm im Maßstab 1:72) bei einer Spannweite von 17,59 Metern (= 244,30 mm im Maßstab 1:72).
Das Modell misst 192 mm Länge sowie 249 mm Spannweite – bei allen möglichen und wahrscheinlichen Messfehlern meinerseits nahe dran am Original!
Mein Fazit nachdem ich innerhalb von nur zwei Bastelvormittagen wesentliche Baugruppen montiert habe: Ein immens hübscher Bausatz, der einen sehr guten Eindruck macht und durch die Beigabe von Resinteilen und die vielen unterschiedlichen Markierungsvarianten ein echtes „Must Have“ ist!
Er lässt sich sehr gut bauen, fast alle Teile passen perfekt zueinander und nur das etwas lästige Entgraten der Kleinteile fällt hier negativ in´s Gewicht.
Aber mal ganz ehrlich:
Eine Caudron Goëland in 1:72, noch dazu in Spritzguss und mit wirklich vielen schönen Bemalungsvarianten – wer würde da nicht zugreifen! Zumal bei einem Preis von ca. 25 Euro!
Erhältlich direkt im online-shop des Herstellers:
92171 Caudron Goeland Frankreich
92174 Caudron Goeland Luftwaffe/Slovakei
92178 Caudron Goeland Frankreich/Spanien