Der osteuropäische Hersteller Copper State hat uns mit der Caudron G.IV eine absolute Perle des Modellbaus beschert. Warum ich das Fazit quasi schon vorweg nehme? Seht selbst…
Vorbild
Die Caudron G.IV wurde ab 1915 als Bomber in beachtlichen Stückzahlen von über 1400 Exemplaren gebaut. Sehr markant ist ihr ungewöhnliches Konzept. Ein kurzer Rumpf für die Besatzung, zwei Motorgondeln links und rechts davon, die Auslegung als Anderthalb-Decker und die in Relation zur Länge enorm große Spannweite machen sie unverkennbar.
Modell
In dem Schuber mit der tollen BoxArt findet sich ein sehr stabiler Innenkarton, der die Teile wirklich gut schützt:
Der Bausatz enthält vier Spritzlinge in grauem Kunststoff mit zusammen etwa 110 Teilen, dazu zwei Platinen mit Fotoätzteilen (eine davon in Kupfer) mit nochmal etwa 120 Teilen und zu guter Letzt ein kleines Stück bedruckte Folie für die Klarsichtteile. Ein recht großer Decalbogen und das Anleitungsheft runden das Ganze ab.
Der größte Gußrahmen enthält die Tragflächen, wobei die größere, obere aus drei Teilen zusammen gesetzt wird. Die Caudron hat auch in 1/48 immerhin fast 36 cm Spannweite, also mehr als eine Su-27.
Für den komletten Bausatz gilt: Die Qualität ist absolut erstklassig. Keine Sinkstellen, kein nennenswerter Grat, keine sichtbaren Auswerfermarken. Dafür feine Details und toll strukturierte Oberflächen, wohin man guckt.
Die Stoffbespannung wirkt schon unlackiert enorm gut:
Die Teile sind recht dünn, wer mag, kann dennoch die Kanten noch einen Tick dünner schleifen:
Auch hier: Klasse, wie die Rippenstruktur herausgearbeitet wurde:
Die Öffnung für die Bedienung des oberen MGs kann wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden:
Der folgende Rahmen ist zweimal vorhanden. Er enthält die Ausleger, die Teile für die Motorgondeln, Propeller und natürlich die Motoren.
Alleine schon die Streben sind ein Genuß:
Das gleiche gilt für die Bordwaffen; man beachte auch die Gleitkufen mit der Befestigung rechts im Bild:
Die feinen Munitionstrommeln. Das geht auch in Resin kaum besser:
Die Motorabdeckung sollte man eventuell an den Kanten noch ein wenig dünner machen:
Auch feine Teile sind perfekt und ohne Versatz gefertigt:
Die Motoren sind feinst detailiert; ein Resin-Ersatz ist eventuell immer noch ein kleiner Gewinn, aber ich persönlich denke, hier kann man sich das Geld dafür getrost sparen, die Teile sind top. Die Ventilstößel und Zündkabel sollte man noch mit Draht ergänzen.
Auch die Propeller sind sauber und scharfkantig gespritzt:
Der letzte der vier Spritzlinge enthält vor allem die Rumpfteile:
Auch hier sprechen die Bilder für sich.
Man beachte die Nähte am Rumpf:
Auch die inneren Strukturen sind wiedergegeben, ohne sichtbare Auswerfermarken:
Der große PE-Bogen reiht sich was die Qualität angeht nahtlos ein.
Die Ösen für die Spannseile werden mit den Streben fest verbunden, eine geniale und einfache Lösung:
Blitzsauber, ohne Fehl und Tadel:
Auch für Cockpit und Sitz finden sich feinste Teile:
Die zweite PE-Platine enthält lediglich drei Teile, vor allem die großen Motorabdeckungen. ALs Besonderheit sind diese in Kupfer gefertigt statt wie üblich in Messing, Edelstahl oder Neusilber.
Für die wenigen Klarsichtteile liegt ein kleiner, aber feiner Foliensatz bei. Von der Materialstärke und Transparenz her ist das sicher hier besser als jedes Spritzgußteil und wiegt die minimale Mehrarbeit mehr als auf:
Die Decals sind von Cartograf gedruckt, das sagt alles. Mit einem Wort: Perfekt!
Das bestätigt auch die Vergrößerung:
Ein Highlight selbst bei diesem hochwertigen Bausatz ist ohne Zweifel die Anleitung. Vom Design her an Wingnut Wings angelehnt, ist sie mit die schönste, die ich je in 1/48 hatte. Alles wird klar und übersichtlich in tollen 3D-Grafiken dargestellt. Alleine schon der Verspannungs-Plan ist ein Hammer. Es lohnt sich wirklich die unten in der Galerie durchzublättern. Ehrlich! Hier ein paar Appetithäppchen:
Und hier komplett zum Durchblättern:
Darstellbar sind diese vier Versionen der Caudron:
Fazit:
Wenn es den perfekten Bausatz auch nie geben wird, so ist dieser hier so verdammt nah dran wie es geht. Die Qualität, die Ausstattung, die Detailierung – alles auf wirklich höchstem Niveau. Zudem bestätigen die bisherigen Bauberichte im Web eine tadellose Passgenauigkeit.
Auf den ersten Blick denkt man: Fast 70 Euro für einen WWI-Doppeldecker? Nun, die Caudron ist weissgott kein kleines Modell, und der Bausatz ist jeden einzelnen Cent wert, zumal man mit anderen Kits mit vergleichbaren Ätzteilen und Decals auch schnell bei der Summe ist.
Copper State zeigt hier den Großen wirklich, wie es geht.
Ich kann zu diesem wunderbaren Rundum-Sorglos-Paket nur eins sagen:
Absolut empfehlenswert!!!
Wir haben das Modell direkt beim Hersteller auf der diesjährigen EuroModelExpo in Lingen gekauft. Erste Anlaufstelle ist sicher der Webshop des Herstellers. Erhältlich sind die Modelle aber auch bei bekannten Händlern wie bei Hannats in UK und beim Sockelshop direkt hier in Deutschland.
KlausH