ICM ist zweifelsohne mittlerweile ein HighTech-Hersteller!
Und dass man in Kiev eine Schwäche für die etwas exotischeren Vorbilder hat, beweist unsere neueste Bausatzvorstellung …
Den Ford Model T hat ICM ja sowohl in 1:24 als auch im klassischen Militärmaßstab gut mit Bausätzen abgedeckt – da wären zum Beispiel der Roadster, und der Delivery Car im Automaßstab sowie in 1:35 die Ambulance.
Nun legt man einen wirklich seltenen Panzerwagen in erstklassigem Spritzguss nach – und weil das Vorbild den meisten Lesern unbekannt sein dürfte, zunächst eine kleine historische Einführung:
Im Dezember 1915 wurde eine Abteilung Lanchester Panzerwagen des RNAS (Royal Naval Air Service) als Unterstützung der russischen Alliierten auf den Weg von Großbritannien nach Russland geschickt. Zwar war das russische Hauptquartier nicht unbedingt begeistert von der „Hilfe“ durch die Alliierten und wäre die Briten gerne wieder losgeworden, aber der Kommandeur der RNAS-Einheit war nicht nur Soldat, sondern auch Politiker und mit den höchsten KReisen in London bestens bekannt und so wurde die Einheit, nachdem sie mit neuen Panzerfahrzeugen aufgefüllt worden war, in den Kaukasus geschickt – nicht nur, um gegen türkische Einheiten zu kämpfen, sondern auch gegen kurdische Rebellen: Die Briten, so nahm man an, kannten diese Art der Kriegführung aus Indien und tatsächlich glänzte die Einheit im Kampf gegen Stammeskrieger und die türkische Armee.
Was allerdings gar nicht glänzte, waren die Lanchester-Panzerwagen:
Das Gelände verlangte den Fahrzeugen alles ab und viele Panzerwagen blieben mit mechanischen Schäden liegen. Die Situation wurde derart dramatisch, dass die Einheit darum bat, mit anderen Fahrzeugen ausgestattet zu werden – und die Heimatbasis in Großbritannien wurde aktiv. Unter dem Kommando von Petty Officer L. Gutteridge entwickelte die Firma W. G. Allen & Sons insgesamt neun Panzerfahrzeuge auf dem Fahrgestell des Ford Model T (mit Rechtssteuerung, versteht sich!), gepanzert durch 5mm Platten und bewaffnet mit einem auf der Ladepritsche montierten Maxim-MG.
Sechs dieser Fahrzeuge wurden im Herbst 1916 nach Russland geschickt – allerdings war die RNAS-Einheit mittlerweile nicht mehr im Kaukasus eingesetzt, sondern an der westlichen Grenze zu Bulgarien, um dort den drohenden Durchbruch der Mittelmächte zu verhindern. Zunächst von den „richtigen“ Panzersoldaten verspottet, konnte die RNAS-Einheit mit ihren kleinen Model T Panzerfahrzeugen dadurch überzeugen, dass sie trotz der unpassierbaren matschigen Straßen vorankamen, während die schwereren russischen Panzerwagen regelmäßig liegenblieben! Die Position des MG auf der rückwärtigen Ladepritsche erwies sich zudem bei den Rückzugskämpfen von Vorteil, weil die Fahrzeuge sogar auf der Flucht noch ihre MGs zum Einsatz bringen konnten.
Nach der russischen Februarrevolution wurden die verbliebenen Fahrzeuge weiter intensiv genutzt, aber gegen Ende der verlustreichen Frühjahrsoffensive der provisorischen russischen Regierung mussten die letzten Fahrzeuge aufgegeben werden.
Eine wahrhaft exotische Einsatzgeschichte und es freut mich ungemein, dass man bei ICM den Mut hatte, auch weniger bekannte, aber umso interessantere Vorbilder als Bausatz herauszubringen.
Und was für ein Bausatz!
Das fängt schon mit der Verpackung an:
Eine ungemein stabile Klappbox beinhaltet alles, was wir für unseren gepanzerten Model T brauchen:
Einen Basisspritzling, der allen Model T beiliegt:
Die Model T Klarsichtteile (von denen nur die Lampengläser benötigt werden):
Sowie die notwendigen Gussrahmen für den Panzerwagen …
… und das MG:
Die Teile des Bausatzes sind von allerhöchster Qualität – wie die folgenden Bilder zeigen:
MOdel T Basisspritzling:
Der Panzerwagen:
Und das MG:
Die Klarsichtteile:
Ganz ehrlich: Ich finde absolut nichts Negatives! Das ist ein Bausatz auf allerhöchstem Niveau und ICM kann mit Fug und Recht von sich behaupten, auf einer Höhe mit fernöstlichen Herstellern zu sein (auch wenn man das in Kiev, bescheiden wie man nun mal ist, nie sagen würde!).
Die Montageanleitung
Danach folgt eine Teileübersicht, bei der auch zu sehen ist, dass viele Teile des Model T für unseren Panzerwagen keine Verwendung finden …
… bevor dann auf Seiten die Montage des RNAS Model T erläutert wird:
Der Bogen mit den Nassschiebebildern …
… ist wirklich winzig, wie man auf dem Vergleich mit dem Bauplan sehen kann:
Er enthält die notwendigen Markierungen für einen dieser gepanzerten Ford im Einsatz in Russland:
Farbangaben wie immer bei ICM nach Tamiya und Revell:
Für den Gussrahmen mit dem Vickers- bzw. Maxim-MG liegt ein gesonderter Bauplan bei, der eigentlich selbsterklärend ist:
Fazit: Ein superdetailliertes und einfach zu bauendes passgenaues Modell eines mehr als exotischen Fahrzeuges.
Schön zu sehen, dass ICM das vorhandene Ford Model T um immer weitere militärische Varianten ausbaut und dabei auch wenig bekannte Versionen berücksichtigt.
Ich habe meinen kleinen Panzerwagen fast fertiggestellt und bin restlos begeistert von der Passgenauigkeit – sogar ich habe das Modell zusammenbekommen. Also ist es auf jeden Fall „idiotensicher“!
Erhältlich bei Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen