Heller liefert jetzt neu den Bausatz des französischen Trainers nicht aus eigenen Formen, sondern als Kooperationsausgabe mit Kinetic. Gleich vorweg: Das ist eine gute Entscheidung. Der Kinetic-Bausatz ist erstmals vor etwa 10 Jahren erschienen und wurde seinerzeit auch in den bekannten Wingman-Bausätzen verwendet. All diese Ausgaben sind heute nur noch schwierig erhältlich. …..
Das Deckelbild ist eine Zeichnung, die gleich alle drei Ausführungen aus dem Bausatz zusammenfasst. Durch verwischte Konturen soll wohl ein Eindruck von Geschwindigkeit vermittelt werden. Diese Darstellung ist nicht unbedingt mein Fall, aber sie ist bestimmt Geschmackssache. Auf der Kartonrückseite gibt es wieder mehrsprachige Hinweise zum Hintergrund des Vorbilds, den Farbangaben und dem Decalbogen, sowie einige Hinweise auf digitale Angebote:
An einer Kartonseite sind dann die Lackierungs- und Markierungsoptionen aus dem Bausatz zusammen abgebildet:
Im modellbauerfreundlichen Klappkarton gibt es den Bausatz (diesmal in der sicheren Verpackung von Kinetic), den Decalbogen und die Bauanleitung:
Darüber hinaus sind einige Zugaben enthalten: Ein kleiner Hellerkatalog, eine Postkarte vom Deckelbild (die allerdings hinten schon mit technischen Daten bedruckt ist) und einen Türklinkenanhänger für das Bastelzimmer mit Eintrittsverbot in der Bauphase auf der einen Seite und einer Einladung zur Besichtigung auf der anderen Seite. Schöne Ideen!!
Der Kinetic-Bausatz besteht aus drei mittelgroßen grauen Spritzästen (das Vorbild ist ja auch eher ein kleines Flugzeug) und einem Klarsichtast sowie einer Ätzteilplatine Dieser Bausatz gehört nicht zur „Gold“-Serie von Kinetic und ist daher nicht in der allerhöchsten Kategorie zu verorten. Die Spritzqualität ist jedoch auf einem sehr erfreulichen oberen Maß, dies schon mal vorausgeschickt:
Spritzast A enthält die beiden Rumpfhälften, zwei alternative Bugspitzen (von denen hier nur eine benötigt wird), große Teile für den Innenraum und die durchgehenden Lufteinläufe:
Die Rumpfhälften haben gute Details, müssen aber auch durch wesentliche Anbauteile für die Ein- und Auslässe der Triebwerke vervollständigt werden:
Von Nahem betrachtet sehen wir einige feine kleine Details, aber auch etwas Gussgrat:
Das gilt auch für die zweiteilige Bugnase:
Die Cockpitwanne ist brauchbar detailliert und kann einige farbliche Verfeinerungen noch vertragen, zumal aus dem Decalbogen dazu keine Unterstützung kommt:
Sehr schön ausgeführt sind dagegen die hintere Abschlusswand des Cockpits und eine Wartungsklappe für die Rumpfoberseite:
Die Treibwerklufteinläufe sind sauber tief und durchgehend konstruiert. Das ist ja bei anderen Bausätzen immer noch nicht selbstverständlich. Beim Zusammenbau werden sie noch mit Darstellungen der Verdichterschaufeln und des Triebwerkauslasses komplettiert, die erstaunlich nahe zusammenliegen. Das eigentliche Triebwerk war tatsächlich recht klein und erzeugte mit einer sehr hohen Drehzahl ein stark pfeifendes Geräusch, das zum Beinamen „Mäuseschreck bzw. Mäusetöter“ führte:
Spritzast B bringt dann die Teile für die Tragflächen, deren Klappen und Ruder und für das charakteristische Schmetterlingsleitwerk auf den Basteltisch:
Die Tragflächen sind komplett mit angespritzten (nicht in jedem Falle verwendeten) Tiptanks hergestellt:
Die Detaillierung ist mit der Darstellung auch der Wartungsöffnungen und Tankdeckel (auch auf den Tiptanks) sehr ansprechend, wenn auch nicht so knackig scharf, wie nach den Möglichkeiten allerneuster Formbautechnik:
An den Vorderkanten der Tiptanks sind Öffnungen für Positionsleuchten vorhanden:
Auch an den Teilen für die Klappen und Ruder sowie das Leitwerk sind recht ansehnliche Details vorhanden, z. B. auch für die Klebepositionen der Anlenkungen. Die Landeklappen können abgesenkt oder in Flugstellung dargestellt werden:
Schließlich liefert der Spritzast C eine ganze Menge an kleineren, kleinen und kleinsten Teilen, die hier gar nicht alle aufgezählt werden können:
Daher hier nur ein paar Fotos mit einer Auswahl. Zunächst zwei alternative geschlossene hintere Abdeckungen, von denen die Rechte für die rote belgische Magister aus diesem Bausatz Verwendung finden muss. Die beiden anderen Möglichkeiten bekommen ein Klarsichtteil. Auch hier ist die Ausführung recht ansehnlich:
Die Sitze sind dagegen recht rudimentär ausgeführt und ähneln eher Fernsehsesseln der 50-er Jahre und das passt ja dann auch wieder. Hier ist auch zu beachten, dass die Magister in der Serienausführung noch keine Schleudersitze hatten. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fouga Magister recht unfallträchtig war, war dies ein bedenklicher Zustand:
Die Instrumentenbretter sind wieder schön dreidimensional ausgeführt. Zusammen mit den Decals und etwas Trockenmaltechnik lassen sich hieraus recht gute Wiedergaben herstellen:
Für die Luftbremsen auf und unter den Tragflächen ist eine offene Darstellung (unter Verwendung der Ätzteile) möglich. Für die geschlossene Darstellung gibt es auch entsprechende Teile:
Die Fahrwerkbeine sind zeittypisch für die Erstausgabe recht ansehnlich, weisen aber Gussgrat auf:
Die Klarsichtteile sind ein einem Ast versammelt. Freundlicherweise ist die mehrteilige Cockpithaube für die offene Darstellung mehrteilig und zusätzlich einteilig ausgeführt. Das erleichtert die Arbeit ganz erheblich; Gut So!! Auch die kleinen Verglasungen sind gut repräsentiert:
Die Ausführung ist auf den Oberflächen mit guten Details an den Rahmen versehen:
Die Bezeichnung als Klarsichtteile ist gerechtfertigt. Diesbezüglich ist die Ausführung sehr gelungen:
Zum Bausatz gehört auch eine kleine Ätzteilplatine für die Luftbremsen und für Aktuatoren am Schmetterlingsleitwerk (dort sehr gut sichtbar und typisch für die Magister) und den Querrudern. Diese Platine ist übrigens keine Zugabe als Ersatz für Spritzgussteile, sondern ein notwendiger Bestandteil für den Bausatz, da nur die Luftbremsen ersatzweise aus Spritzgussteilen (dann aber geschlossen) hergestellt werden können:
Der Decalbogen ist für ein Flugzeug dieser geringen Größe sehr groß. Dies liegt daran, dass große Farbflächen bei den blauen und roten Maschinen als Decals vorhanden sind. Auch hier wird damit dem Modellbauer die Arbeit enorm erleichtert. Zum Ausgleich enthält der Teil für die getarnte Luftwaffenmaschine einen umfangreichen Anteil an Wartungsmarkierungen. Die Ausführung des Bogens macht einen hervorragenden Eindruck. Ein Hersteller ist nicht genannt. Es ist ein deutlicher Träger- bzw. Abdeckfilm erkennbar, der vermuten lässt, dass dieser nach dem Trocknen der Decals abgezogen werden kann und dann einen sehr guten Eindruck „wie lackiert“ hinterlässt:
Die Bauanleitung präsentiert sich auf den ersten Seiten im typischen Heller-Gelb mit einer Wiederholung des Kartons, Werbung für das eigene Farbsystem, das bei den Farbhinweisen leider nur noch durch Querverweise aus dem Revellprogramm auf der Kartonrückseite ergänzt wird und einer Wiederholung der Texte von der Kartonrückseite. Auch auf der Rückseite gibt es noch Informationen über die digitalen Angebote:
Die Übersicht über den Bausatzinhalt ist ungewöhnlich auch am Ende platziert. Ich habe sie hier mal nach vorne gezogen:
Die eigentliche Bauanleitung beginnt dann nochmals mit einer zusammengefassten Übersicht der drei möglichen Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten aus dem Bausatz, den zusammengefassten konkreten Farbhinweisen aus dem Heller-Sortiment und geht dann über zum Zusammenbau des Bugfahrwerks, des zugehörigen Fahrwerkschachts und damit der Bugspitze. Hiervon ist jedoch abzuraten, da nach Erfahrungen aus dem Zusammenbau des Kinetic-Bausatzes der Rumpf erst komplett nur mit den beiden Bugspitzen „flach auf dem Tisch“ zusammengebaut werden sollte. Vor dem Zusammenfügen der beiden Rumpfschalen sollte dann das Schott zum Bugrad schon in einer Hälfte angeklebt und daran das Strebenwerk für das Bugrad verklebt werden:
Vor dem Zusammenbau der Rumpfhälften ist jedoch noch der Löwenanteil der Modellbauarbeit erforderlich, der in den nächsten Schritten der Bauanleitung beschrieben ist. Natürlich geht es erst mal um das Cockpit, zeitgleich um den Einbau der schon angesprochenen Triebwerkluftkanäle innen und den außen liegenden Abdeckungen für die Einläufe und Auslässe. Quasi nebenbei sind noch einige Lufteinlässe und Verkleidungen an den Rumpfseiten anzubringen:
Mit der Komplettierung des Rumpfes geht es auch nach dem Zusammenbau der Rumpfhälften noch weiter:
Wie zu erwarten, geht es dann zur Konstruktion der Tragflächen. Hier gibt es in der von Kinetic übernommenen Anleitung missverständliche Hinweise für die Montagen der abgesenkten Ruder und Klappen an den Tragflächenhinterkanten. Die Klappen innen und in der Mitte sind Start- und Landeklappen, diese können geparkt abgesenkt sein. Nach Fotos scheint dies aber nicht die Regel gewesen zu sein. Die Querruder können natürlich nicht beide gleichzeitig abgesenkt sein (es sei denn, sie wären defekt), wie die Anleitung das beschreibt. Auf Fotos sind sie abgestellt überwiegend in Nullstellung:
Der Zusammenbau der großen Komponenten schließt dann den Bau schon fast ab, bevor die Möglichkeiten zur Gestaltung der Cockpitabdeckung beschrieben werden:
Wie schon geschrieben, gibt es drei Lackierungs- und Markierungsoptionen, die aus dem Bausatz möglich sind. Los geht es mit einer getarnten Magister der Bundesluftwaffe (in der Anfangszeit waren sie in Naturmetall) der Flugzeugführerschule A in Landsberg aus dem Jahre 1964. Heller beschränkt sich an dieser Stelle in den Farbangaben leider auf das eigene Farbsystem mit den dortigen Bezeichnungen und gibt keine in diesem Falle einschlägigen RAL-Farbschlüssel an. Daher: Seiten- und Höhenruder sowie die Zusatztanks sind hier in Leuchtorange RAL 2005 ausgeführt, um die Erkennbarkeit im Luftraum zu erhöhen. Die Tarnfarben sind RAL 6014 Gelboliv in der frühen stark bräunlichen Ausführung und RAL 7012 Basaltgrau für den Segmentanstrich auf den Oberseiten. Die Unterseiten waren im Original in RAL 9007 Weißaluminium ausgeführt. Es handelt sich also um die Standardtarnfarben, in der auch die zeitgleichen Starfighter lackiert waren:
Da Heller ja einen französischen Hintergrund hat, ist die nächste Ausführung einer Magister der Kunstflugstaffel „Patrouille de France“ obligatorisch. Die blaue Grundlackierung und die roten Flächen an den Tragflächen- und Leitwerkhinterkanten müssen lackiert werden. Die weißen Flächen und Streifen sind als Decals vorhanden:
Auch Belgien hatte zwischen 1964 und 1977 eine Kunstflugstaffel mit Magister; die „Red Devils“ (wie die dortige Fußballnationalmannschaft). Die Lackierung ist dann natürlich in Rot und ähnelt stark der französischen „Patrouille“, selbstverständlich ist am Leitwerk und an den Tragflächen die belgische Trikolore dargestellt und das Staffelwappen ist auch ein anderes. Bei den Rumpfstreifen sind ebenfalls geringe Unterschiede. Hier sind die schwarzen und die gelben Flächen ebenso wie die weißen Streifen als Decals vorhanden. Heller hat hier also ebenfalls umfangreich vorgearbeitet:
Heller hat hier ein sehr gute Kooperationsentscheidung getroffen, die sich nach Ankündigungen noch fortsetzen dürfte. Abgesehen von der mangelnden Verfügbarkeit der älteren Kinetic-Bausätze ist diese Ausgabe auch unter Preis-Leistungs-Gesichtspunkten ein gutes Angebot, da die einzige andere Alternative in diesem Maßstab hochpreisig und schwieriger zu bauen ist. Also Kompliment an Heller!! Und Empfehlung an diejenigen Modellbauer, denen noch eine Magister (der Bundesluftwaffe??, mit anderen Decals wäre sogar eine Maschine der Marineflieger möglich!!) fehlt: Hier ist alles drin, das benötigt wird.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Hermann Geers, Wietmarschen