ICM versorgt die Modellbaugemeinde schon seit einiger Zeit mit hochwertigen Bausätzen der zweimotorigen Bomber der Luftwaffe des Zweiten Weltkrieges. Do 17/217, He 111 und Ju 88 sind dabei mittlerweile in verschiedenen Versionen als Bausätze auf dem Markt, und zwar nicht nur in den Standardbomberversionen, sondern auch als Torpedobomber und in diversen Nachtjägerversionen. OK, die He 177 fehlt, aber die ist ja auch eigentlich kein Zweimotorer. Und wer weiß…..?
Den ersten Bausatz der Ju 88 hatten wir hier schon mal vorgestellt.
Hier liegt uns die erste spezielle Aufklärerversion D-1 der Ju 88 vor, die aus dem Standardbomber A-4 entwickelt wurde. Entsprechend basiert auch der Bausatz des Aufklärers auf dem der entsprechenden Bomberversion. Aus dieser wird ein Aufklärer, indem die Löcher für die Kameralinsen selbst gebohrt werden müssen. Das ist zwar eine recht rustikale Lösung, aber sie funktioniert durchaus. In der Bauanleitung sind gleich am Anfang in Baustufe 03 die Maße hierfür angegeben.
Man kann am besten die entsprechende Stelle außen am entsprechenden Rumpfteil mit selbstklebendem Etikettenpapier abkleben, mit den Maßangaben die Mitte der Bohrungen auf dem Klebepapier markieren und dann mit kleinem Durchmesser die ersten Bohrungen machen. Hier kann man ggf. noch etwas mit dem Bohrer fräsen, um die Richtung zu korrigieren, wenn es noch nicht passen sollte. Dann mit steigendem Durchmesser weiter bohren, bis die angegebenen 6mm erreicht sind. Danach die Klarsichtteile von innen einkleben und schon ist die aufklärerspezifische Ausstattung aus dem Bausatz fertig. Ein weiterer Kameraraum ist im Bausatz nicht vorgesehen.
Doch nach diesem vorweggenommenen Bauhinweis zunächst erst mal zum Plastik: Wieder in der mittlerweile üblichen superstabilen ICM-Verpackung mit Innenkarton …
… findet sich ein Beutel mit den Spritzgussästen, in dem die Klarsichtäste nochmals wieder sicher in eigenen Beuteln verpackt sind, der Abziehbilderbogen und die Bauanleitung:
Der Spritzast A ist aus den ersten Auflagen bekannt und liefert die großen Rumpfteile, das Höhenleitwerk mit angelenkt darstellbaren Rudern, die sehr stabilen Unterkonstruktionen für die Fahrwerke und einige kleinere Teile:
Die Ausführung ist auf dem mittlerweile üblichen hohen ICM-Standard. Das Plastik zeigt sich auf sehr gutem Standard, nicht zu rauh und nicht zu glatt, nicht zu hart und nicht zu weich. Die Gravuren sind ebenso ICM-typisch ordentlich scharf ausgeführt, nicht superfein, aber auch nicht zu grob; ein sehr guter Kompromiss zwischen den beiden Extremen. Mitunter sieht man ein wenig „Flash“, erfahrungsgemäß ist dieser aber nach Grundierung und Lackierung ohne Auswirkungen. An den oberen Tragflächenansätzen sieht man hier auch die großen Klebelaschen, die ebenso wie die am Unterrumpf angespritzten inneren Tragflächen für eine sehr gute Festigkeit der Konstruktion sorgen:
Hier noch von nahem die Funkgeräte an der Rückwand des Besatzungsraums und die fein detaillierten Innenwände. Die Auswerfermarken sind später nicht mehr zu sehen bzw. verschwinden unter Anbauteilen:
Ebenfalls bekannt ist der Tragflächenspritzast B:
Auch hier wieder die sehr gut gelungenen Gravuren. An der Unterseite sollten die Befestigungen der Luftbremsen weggeschnitten/-geschliffen werden:
Vom Ast C werden die meisten Teile für die Version D-1 nicht benötigt. Hier sind noch die Motorgondeln für die frühen Jumo-Motoren vorhanden, ebenso die schmalen Propeller (die mit den späten Jumos eine D-5 ergeben können):
Für die Herstellung nach Bauplan werden unter anderem die Räder, die Motorbrandschotte und ggf. das kleine Seitenleitwerk benötigt:
Für die Ausführungen mit den späten Jumos und den breiten Luftschrauben (wie hier) ist der Spritzast C1 gedacht. Die Motorgondeln haben hier die typischen Ausbuchtungen an den Unterseiten:
Auch hier wieder ein Blick auf die Detaillierung, auch der Antenne im Oberrumpf, die mit einem Klarsichtteil verschlossen wird:
Ast D liefert die Teile für die Landeklappen und einiges für den Innenraum und die Fahrwerke:
Die insgesamt nicht so ganz gelungenen teilweise längs geteilten Sitze kann man z. B. durch diese hier ersetzten. Ansonsten ist die Detaillierung aber auch hier wieder sehr ansprechend:
Schließlich ist Ast E mit den wesentlichen Motorteilen doppelt vorhanden:
Die Motoren sind hervorragend gelungen und wirkliche „Modelle im Modell“. Schade, dass man von ihnen – wenn überhaupt – nur noch wenig sieht, wenn das Modell fertig ist. Einbauen muss man die Motoren jedoch auf jeden Fall, da sich sonst keine Gelegenheit ergibt, die Luftschrauben zu befestigen:
Vom kleinste Spritzast G werden nur vier MG’s benötigt, die so schön gelungen sind, dass keine Nachrüstteile benötigt werden. Wer möchte, kann hier noch die Abzugsbügel aufbohren:
Die Klarsichtteile an zwei Spritzästen sind von hervorragender Qualität. Der kleine Spritzast F1 liefert die Hauptverglasung ohne Loch für ein MG in der Frontscheibe:
Alle weiteren Teile der großzügigen Verglasung kommen aus dem Spritzast F, von dem etliche Teile nicht benötigt werden:
Die Verglasung ist sehr kleinteilig und bedarf einer aufwendigen Abklebung, insoweit ist es tröstlich, dass der größte Teil der Einzelflächen rechteckig bzw. quadratisch ist.
Der Decalsatz auf dem ICM-typischen blauen Trägerpapier enthält die großen Markierungen für die verschiedenen Markierungsalternativen, eine ganze Reihe von Wartungshinweisen, Instrumente und einen vollen Satz an Begehmarkierungen. Der Druck ist fehlerfrei und ohne Versatz. Früher waren die ICM-Decals ja öfters mal problematisch. Das hat sich in letzter Zeit allerdings behoben. Der Satz ist somit völlig in Ordnung:
In der Bauanleitung findet sich eine schwarz-weiße Übersicht zur Anbringung der Markierungen an den Ober- und Unterseiten. Hier wird auch das Grundfarbschema in den Standardfarben beschrieben:
Es folgen zwei Seiten mit den vier Markierungs- und Farbalternativen jeweils in zwei Seitenansichten wiederum mit den Farb- und Markierungshinweisen. Es sind zwei Maschinen in Wintertarnung über der Standardtarnung (man wird sich sicherlich auch in der grün/grün/hellblauen Standardtarnung herstellen können), eine nur in Standardtarnung und eine im Afrikaanstrich im Angebot. Die Oberseitentarnungen der Winter- und Afrikaversionen sind nicht besonders erwähnt. Die Afrikamaschine ist auch auf den Oberseiten rotbraun, die Wintermaschinen auch auf den Oberseiten weiß getarnt:
Die eigentliche Bauanleitung enthält nach einigen Hinweisen zu technischen Daten und den Farben (Angaben zum Revell und Tamiyaprogramm, aber auch mit RLM-Nummern und generischen Bezeichnungen, die sich in anderen Farbsystemen ohne große Probleme finden lassen) …
… eine Übersicht über die Spritzäste und kommt dann in etlichen Schritten auf das Wesentliche. Die Darstellung ist auch hier wieder ICM-typisch in schwarz-weiß gehalten und enthält in jedem Einzelschritt die Farbhinweise mit den entsprechenden Buchstabenangaben. Die Bauphilosophie sieht dabei häufig vor, das große Bestandteile erst getrennt zusammengebaut werden (die Fahrwerke und die Motorgondeln) um später im Ganzen zusammengefügt zu werden. Das ist eine gut gewählte Vorgehensweise:
Ab Baustufe 89 empfiehlt die Anleitung die Anbringung der Bombenschlösser und von Bomben. Nun, dies sollte man doch eher unterlassen. Spezialisierte (Fern-)Aufklärer – und das sind die hier vorgesehenen Maschinen – waren zu allen Zeiten und an allen Fronten zwar „allein und furchtlos“ unterwegs, aber nur in seltenen Fällen so dumm, sich auch noch mit umfassenden Bombenlasten der Flughöhe und -geschwindigkeit zu berauben, die sie für die Durchführung ihres Auftrages brauchen. Ausnahmen – auch durch unverantwortliche Befehle – bestätigen die Regel. Im Gegenteil wurde sogar gelegentlich noch die Bodenwanne abgebaut und verkleidet, um bessere Flugleistungen zu erzielen. Das wäre noch eine Alternative für eine weitere Version.
Insgesamt ist der Bausatz in der Ausstattungsfülle grundsolide, wenn auch ohne Ätzteile und ohne Abklebemasken. Dafür ist dann allerdings auch der übliche Verkaufspreis für den sehr umfangreichen Bausatz eines großen Modells nicht im obersten Level angesiedelt. Das was drin ist, ist auf bestem Niveau und macht es dem Modellbauer leicht, ein sehr ansehnliches und vollständiges Modell auf die Beine zu stellen. Unter jedem Qualitätsaspekt ist der Bausatz damit sehr empfehlenswert.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen