Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576

Jedem Menschen sollte im Leben mindestens eine zweite Chance gegeben werden – warum sollte das nicht auch für einen Revell-Bausatz aus dem Jahre 1977 gelten?
Wir schreiben das Jahr 1978, genauer gesagt den 24. Dezember – die weihnachtliche Bescherung ist gerade vollzogen und auf meiner „Haben“-Seite sind zwei Bausätze aus Bünde. Vielleicht kann ich jetzt eure Neugier befriedigen, indem ich beide Bausätze genauer benenne: Es waren die Kombination aus der Boeing 747 in Silber mit dem Enterprise Shuttle auf ihrem Rücken sowie das hier nun von mir vorgestellte Flugboot in der Version des französischen Meeresforschers Cousteau.
Man – was war ich ein glücklicher Junge!
Ähnliche Gefühle hatte ich vor wenigen Wochen, zugegebener Weise jetzt um einige Jahre gereifter. Schuld an meine glänzenden Augen war unser Borgentreicher Clubvorsitzender – dieser hatte von einem älteren Herren, oder sage ich lieber älteren Modellbauer, einen großen Karton voll mit älteren Bausätzen bekommen. Sein Gesundheitszustand ließ es nicht mehr zu, unserem gemeinsamen Hobby weiter zu frönen. Seine Bausätze sollten in gute Hände kommen und somit vor der gelben Tonne bewahrt werden.

Genau nach diesem Bausatz hatte ich schon länger gesucht. Nun halte ich ihn in meinen Händen, da ist es nun auch nicht weiter so schlimm, dass der Vorbesitzer diesen Kit vor einiger Zeit schon angefangen hat.
Vielleicht liest er gerade hier meine Zeilen zu seinem (unserem) Flugboot. Auf diesem Wege möchte ich mich bei dir bedanken, dass du mir diesen schönen Bausatz überlassen hast. Ich werde ihn in Ehren halten und auch vollenden.

Der praktische Stülpkarton (ja, so etwas gab es früher aus Bünde!) ist umlaufend mit vielen Informationen versehen …

… und im Inneren verbirgt sich unser altes „Schätzchen“:
Revell-H-576-Cousteau´s-PBY-Flying-Boat-8 Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576Jetzt kann man aber nicht erwarten, dass ein älterer Kit mit den heutigen Modellen mithalten kann. Von der Teileanzahl ist er sehr überschaubar …

Revell-H-576-Cousteau´s-PBY-Flying-Boat-22 Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576Revell-H-576-Cousteau´s-PBY-Flying-Boat-24 Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576Revell-H-576-Cousteau´s-PBY-Flying-Boat-25 Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576

… und seine Details, naja drücken wir es höflich aus, es geht so hat aber viel Luft nach oben. Aber die Taucher samt Schlauchboot haben doch einen gewissen Charme:

Einige Teile haben sich gewollt oder ungewollt von den Spritzlingen gelöst. Nach meiner ersten Durchsicht sollten aber alle Teile vorhanden sein. Und die Tatsache, dass dieser Kit schon angefangen ist, macht mir kein Kopfzerbrechen: Alles im grünen Bereich. Diese angefangenen Bauabschnitte bedürfen aber etwas Nacharbeit sowie sorgfältige TROCKENE Anpassung. Damals bei meinem ersten Bau hatte ich nicht die Erfahrungen und die Augen dafür um gewisse Bauteile zu beurteilen. Heute sage ich einfach mal, dass die transparenten Teile das Gegenteil von zierlich und zerbrechlich sind. Diese weisen doch schon eine gewisse Dicke auf:

Die Inneneinrichtung ist so gut wie nicht vorhanden – bei einem fast 45 Jahre alten Kit verzeihlich!
Wie nun die Decals die Jahrzehnte im Bausatzkarton überstanden haben??????? Es wird sich beim Bau zeigen. Mein optischer Eindruck dieser Decals stimmen mich positiv wenn man die Tatsache des Fehldrucks nicht weiter beachtet. Hoffentlich kommt beim Bau nicht das böse Erwachen:
Revell-H-576-Cousteau´s-PBY-Flying-Boat-18 Kit-Archäologie: Cousteau´s PBY Flying Boat (1:72) von Revell H-576Die Bauanleitung ist im, wen mag es verwundern, im ALTEN Stiel gehalten. Was mir auch auffällt ist die Tatsache, dass die Jahrzehnte an dieser Anleitung nicht spurlos vorbei gegangen ist. Weil die Leser mir am Herzen liegen habe ich alle Seiten optisch etwas aufgehübscht.
In wenigen Schritten wurde schon damals der Modellbauer zum Ziel geführt:

Aber alle Achtung wie sie dieses taten. Nicht nur durch die Bilder und kurzen Hinweise in der Bauanleitung sondern auch mit wohltuenden Textpassagen wurde der Bastler bis zum Ziel begleitet. Klasse.

Komme ich zu meinem Fazit:

Ich kann es nicht verbergen, dieser Kit hinterlässt nicht nur Erinnerungen an meine Kindheit sondern auch an die Anfänge meiner bescheidenen Modellbau-„Karriere“. Mit einer Nagelschere wurden die Teile abgeschnitten, manche Teile wurden auch einfach abgedreht. Die Nagelfeile wurde für einen gewissen Zeitraum meiner Schwester entwendet. Den dazu gehörigen Ärger mit eingerechnet. Heute hat man andere Techniken erlernt, Spritzpistole und andere Werkzeuge erleichtern unser Hobby ungemein. Trotzdem vermisse ich diesen Charme von damals. Man hat einfach mit dem Bau los gelegt und war auch schnell damit fertig. Die Ergebnisse waren aber auch dem entsprechend schlecht.

Ich bin ja mal gespannt wie dieser Flieger (Kit) mit meinem heutigen Möglichkeiten, Wissen und Können nach seiner Vollendung schlussendlich aussehen wird. Bis dahin gibt es heute von mir gleich zwei markante Sätze zum Schluss:

Jeder hat eine zweite Chance verdient, wie gesagt, nicht nur bei Bausätzen sondern alle(s).

Und wie gewohnt der Zweite:
Bleibt mir gesund und unserem gemeinsamen Hobby schön treu.

Heinz Behler, Modellbaufreunde Borgentreich / Modellbaustammtisch Recklinghausen.