Die Lawotschkin La-9 war zusammen mit der La-11 der Endpunkt der Entwicklung von Lawotschkin Jagdflugzeugen, die mit der LaGG-1 begann und über die phänomenalen La-5 und La-7 zum Ruhm dieses sowjetischen Konstruktionsbüros beitrugen.
In 1:48 ist bei der La-7 (Academy und Eduard) bislang „Schluss“ gewesen – dank des ukrainischen Herstellers MikroMir können wir nun auch die beiden Endprodukte im Quarterscale bauen …
Der erste Eindruck nach dem Öffnen der Schachtel ist gemischt: Einer- seits eine satbile Schachtel und eingetütete Spritzlinge …
… andererseits klapperte es in der Tüte verdächtig!
Des Rätsels Lösung – die Kanzel lag lose darin und ratterte nach Herzenslust von hier nach da:
Wo wir schon mal bei der Kanzel sind, anbei der Gussrahmen mit den transparenten Teilen:
Links die Rumpfrückenabdeckung, daneben die Kopfpanzerung und, lose beiliegend (!) die einteilige Kanzel.
Selbige „transparent“ zu nennen, wäre mehr als vermessen:
„Panzerglas“ träfe es gewiss besser!
Für die Kanzel liegt ein Bogen mit selbstklebenden Masken bei:
Der Spritzling mit den beiden Rumpfhälften ist von außen gut graviert und im inneren bekommen wir wenigstens rudimentäre Seitenwände geliefert:
Der Flugzeugführer kann auf einem ansprechend gegossenen Sitz Platz nehmen; der Cockpitboden und die Seitenkonsolen sind dann wieder nur „short-run“:
Das gleiche gilt für einen Rumpfspant (voller Gussgrate) und die Rückenpanzerung:
Die Motorhaube und der Bauchkühler:
Auch bei der Motorhaube herrscht „short-run“ vor; schlimmer noch ist die vordere Lüftungsabdeckung, die im Original beweglich war:
Hier wäre eine photogeätzte Abdeckung geradezu zwingend erforderlich – leider liegt keine auf dem Ätzteilbogen bei!
Dass die Mündungen der vier Kanonen aufgebohrt werden und ihre umliegenden Gravuren nachgezogen werden müssen liegt (leider!) auf der hand.
Die dreiteilige Tragfläche der Lawotschkin macht von außen einen ordentlichen Eindruck:
Dreht man den Gussrahmen jedoch um, sieht man gleich die „short-run“-Herkunft des Bausatzes:
Wo etwa der Tragflächenholm oder der Fahrwerkschacht präzise Platzierungen verlangt, liegen hier leider nur sehr verwaschen Gravuren vor!
Der nächste Spritzling beherbergt neben Propeller, Höhenruder (einteilig!) und diversen Cockpitteilen auch den angesprochenen Tragflächenholm sowie den Fahrwerkschacht:
Die einteiligen Höhenruder sollen stumpf ohne Passstifte an den Rumpf geklebt werden:
Der Propeller sieht ganz ordentlich aus – Passprobleme treten jedoch bei der Verbindung von Spinner und Grundplatte auf und die exakte Ausrichtung der einzelnen Blätter auf dieser Grundplatte bleibt dem Zufallsprinzip geschuldet – eine etwas positivere Befestigung durch Pins oder Nut/Feder-Konstruktion wären hier mehr als hilfreich!
Der erwähnte Fahrwerkschacht:
Ob der wirklich auf die Tragfläche passt? Ich habe da meine Zweifel…
Der Tragflächenholm sorgt für eine perfekte Ausrichtung der unteren Tragfläche …
… oder zumindest wäre das der Fall wenn er ohne größere Schnitzerei auf die untere Tragfläche passen würde!
Der letzte Spritzling beherbergt die diversen Fahrwerkteile:
Die Details sind teilweise überraschend filigran gegossen …
… teilweise aber auch wieder recht grobschlächtig umgesetzt!
Die beiden Reifen sind („short-run“ bedingt) einigermaßen gut wieder-gegeben:
Einige Gussunebenheiten sind jedoch noch vom Modellbauer zu bereinigen!
Für die Radnaben gibt es gesonderte Ätzteile:
Inwieweit diese den Gesamteindruck der Bereifung tatsächlich heben können, wird der Bau zeigen …
Die beiden Fahrwerkabdeckungen sind dann wieder nur „short-run“ und verlangen entweder umständliches Versäubern und Dünner- schleifen …
… oder man schaut sich nach photogeätztem Ersatz um!
Ein umfangreicher Bogen mit teils recht nützlichen Details sowie eine Folie mit den Instrumentenskalen runden den Inhalt des Bausatzes ab:
Der Bauplan weist auf der ersten Seite eine zweisprachige historische Einleitung mit den relevanten technischen Daten auf:
Mit den beiliegenden Nassschiebebildern …
… können vier verschiedene Markierungen realisiert werden:
Warum allerdings die Sowjetsterne geteilt (!) beiliegen, wird wohl auf ewig das Geheimnis der Macher von MikroMir bleiben!
Für die Platzierung der diversen Wartungshinweise liegt ein separates Blatt bei:
Mein Fazit fällt mehr als gemischt aus:
Der komplette Bausatz kann die „short-run“ Herkunft nicht verbergen: Gussgrate, unklar definierte Gravuren, schlechte und ungenaue Platzierungshilfen (Fahrwerkschacht, Tragflächenholm), teils recht grobschlächtige Teile sowie die schlierige und dicke Kanzel machen es einem schwer, für so etwas 35 Euro auszugeben!
Wer jedoch unbedingt jetzt eine La-9 in 1:48 bauen will, sollte hier zugreifen.
Wer noch warten kann, sollte hoffen, dass unsere chinesischen Freunde bei HobbyBoss die Marktlücke sehen und füllen! Immerhin flogen mehr als genug La-9 und La-11 bei der chinesischen Volksbefreiungsarmee!
Erhältlich im Ebay-shop von TOM Modellbau.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen