Hinter dem durchaus beeindruckenden Namen steht ein Muster, das dem von der Größe her in nichts nachsteht. Es handelt sich um den Standard-Panzertransporter der USA von den 1970ern bis in die 2000er Jahre. Hobby Boss hat hier eine feine Umsetzung in 1/35 geschaffen.
Vorbild
Im Zeitraum von Mitte der 1970er bis 1992 wurden insgesamt über 1.700 M911 gebaut. Davon gingen über 900 in den Export, der Rest wurde von den USA genutzt. Der M911 basiert auf dem zivilen Oshkosh-Typ F2365.
Der Detroit Diesel leistet etwa 435 PS, was eine Höchstgeschwindigkeit von 71 km/h ermöglicht. Die zweite einzelbereifte Achse der Zugmaschine ist eine reine Tragachse ohne Antrieb, die bei Bedarf die hintere Doppelachse unterstützt. Die Exportmodelle haben diese Option nicht. Damit ergibt sich die etwas ungewöhnliche Antriebsformel 8×6, da natürlich auch die Lenkachse angetrieben ist.
Standardauflieger für Panzertransporte ist der M747, der eine Zuladung von knapp 55 Tonnen erlaubt. Aber auch der neuere M1000 der 1070 HETS kann gezogen werden.
Der M911 wurde vielseitig eingesetzt und war auch auf deutschen Straßen ein häufiger Gast. Immer noch im aktiven Dienst beschränkt sich inzwischen sein Einsatz auf Reserve- und Heimatschutzeinheiten.
(Quelle: Tankograd American Special 3001: „US Tank Transporters – US Panzertransporter 1945 bis heute“)
Ich selbst werde eine Version vom Einsatz bei Dessert Storm in den 90er Jahren bauen.
Modell
Der Bausatz kommt in einem großen, stabilen Karton mit über 680 Kunststoff- und 40 Ätzteilen daher. Dazu gesellen sich noch 30 feine Vinylreifen, ein bischen Schnur für die Zugseile, ein Stückchen Kette und blauer und roter Draht für die Leitungen zwischen Zugmaschine und Trailer.
Beginnen wir mit dem größten Brocken, dem Grundgerüst für den Trailer. Der zeigt schon gleich mal: Das Ding ist riiiesig. Mit der Gesamtlänge von 62 cm ist der Zug schon 12 cm länger als der Dragon Wagon, und der ist ja nun schon kein Winzling. Es braucht also Platz, vor allem, wenn man auch noch die Rampen abklappen will.
Die Qualität der Teile ist durchweg sehr gut, und mein bisheriger Baufortschritt zeigt auch nahezu perfekte Passgenauigkeit. Ein bißchen Grat ist vorhanden, aber die Auswerfermarken sitzen, soweit ich das sehe, durchweg an nicht mehr einsehbaren Stellen.
Der Rahmen ist durchaus komplex geformt und absolut verzugfrei und ohne Sinkstellen gefertigt.
Die Fahrerkabine ist einteilig geformt, was die Montage sehr erleichtert.
Auch hier feine Umsetzung des Vorbilds wie zum Beispiel die auch beim Original nicht eben filigranen Türscharniere.
Die Hydraulikbox für die Hauptwinden ist ebenfalls seperat und blitzsauber gespritzt:
Die riesige Motorhaube mit dem markanten Grill gibt den Vorbildeindruck perfekt wieder:
Das Firmenemblem ist vorhanden. Die Öffnungen müssen teilweise leicht entgratet werden, was aber mit leichtem Schleifen an der Innenseite kein Problem ist; der Grat läßt sich dann einfach wegbürsten.
Der erste Gußrahmen mit diversen Teilen für die Zugmaschine:
Auch hier einwandfreie Qualität:
Auch das Lenkrad enthält das Oshkosh-Zeichen.
Der nächste Rahmen mit Trailer-Teilen:
Wieder jede Menge Teile für die Zugmaschine:
Die Felgen sind gut gestaltet:
Auch diese Teile zeigen die saubere Gußqualität:
Weiter geht es mit der Zugmaschine:
Hier findet man ein bißchen Grat, dafür ist das recht massive Teil ganz ohne Sinkstellen:
Das Frontgitter ist perfekt getroffen, die komplexe Form prima umgesetzt. Ein bischen Grat wartet hier, aber nichts was wirklichen Aufwand bedeuten würde.
Die nicht mehr sichtbare Unterseite der Sattelplatte zeigt ein paar Auswerfer:
Die Oberseite hingegen glänzt durch Abwesenheit von Sinkstellen und dem feinen Herstellernamen:
Nun wieder zum Trailer:
Die Rampen:
Der Hauptrahmen:
Dieser Rahmen ist zweimal vorhanden:
Auch hier wunderbar geformte Felgenteile:
Wenig Teile, aber die sind dafür umso besser strukturiert:
Der gigantische Frontkühler:
Der Boden der Fahrerkabine:
Die feinen Türen, dank der Streben innen und außen ganz ohne Auswerfermarken. Top!
Das Armaturenbrett ist super gemacht, wie der Vergleich mit Vorbildfotos zeigt:
Zurück zur Zugmaschine:
Die Antriebsteile sind toll getroffen:
Auch die Blattfedern können sich sehen lassen. Der Grat stört ein klein wenig.
Die Hauptträger sind wiederum klasse gemacht, samt der angegossenen Federpakete.
Das Modell enthält keine Motornachbildung; der Motorraum ist nach unten hin einfach geschlossen, nur die Ölwanne ragt heraus. Für mich optimal, denn eine Motornachbildung brauche ich nicht.
Die diversen Kardanwellen sind durchweg sehr gut und fein detailiert:
Insgesamt liegen 30 (!) Reifen bei, die größeren für dem M911, die kleinen für den Auflieger:
Die Form ist super getroffen, auch der Hersteller ist korrekt enthalten:
Das feine Profil ist fast ohne Naht gelungen; ein leichtes Anschleifen sollte hier genügen.
Genau das gilt auch die die Räder des Aufliegers:
Insgesamt liegen zwei PE-Platinen bei mit sehr sinnvoll gewählten Ergänzungen. Wie bei Hobby Boss meist üblich gibt es keine Alternative in Kunststoff; die Teile müssen verwendet werden.
Die Strukturen sind fein und blitzsauber geäzt:
Das gilt auch für die zweite Platine:
Hingucker hier sind die Schmutzfänger mit dem Herstellernamen:
Dieses Teil ist als Ersatz vorgesehen und enthält im Gegensatz zum „Original“ auf der Platine noch zwei Nute für den Knick. Find ich klasse, das zeigt eine gute Qualitätskontrolle:
Das Seil für die Winde ist viel zu fasrig; hier sollte man alternativ entweder zu einer Kunststoffschnur oder gar zu echtem Stahlseil greifen.
Der Draht für die Verbindungsleitungen sowie die Kette sind hingegen perfekt abgestimmt und sehr gut brauchbar.
Die Klarsichtteile sind in der Tat sehr klar und weisen nur in einem bestimmten Blickwinkel leichte Unebenheiten auf, siehe das dritte Foto. Insgesamt aber sehr gut zu gebrauchen.
Erst die Frage, was das wohl ist, dann bei näherer Betrachtung die erfreuliche Erkenntnis, dass tatsächlich vorgestanzte Lackiermasken beiliegen.
Die Decals sind für ein so großes Modell auf den ersten Blick nicht gerade üppig, aber vorbildgerecht:
Der Druck ist fein, wobei die rot/gelben Warnbaken leichten Versatz aufweisen. Aber randscharfes Ausschneiden löst dieses Problem:
Ein zweiter kleiner Decalbogen widmet sich dem Armaturenbrett, alternativ mit schwarzem Board oder nur auf die Bedienelemente und Instrumente beschränkt.
Der Druck ist hier teilweise gerastert; ich persönlich empfehle die Verwendung der Instrumente und der Warnhinweise, der Rest läßt sich einfach mit dem Pinsel bemalen:
Die beiden folgenden Din A3-großen Farbtafeln zeigen die 5 Versionen, die der Bausatz zuläßt. Vom Wüstentarn über Oliv einfarbig bis zum Dreifarbflecktarn ist alles dabei, lediglich eine Version in der markanten und auch hierzulande häufig angetroffenen MERDC-Tarnung fehlt leider.
Ein Blatt mit den Vorzügen des Kits liegt ebenfalls bei.
Die Anleitung ist Hobby Boss-typisch sehr klar und übersichtlich in einfachem SW gehalten. Immerhin 28 Seiten mit 42 Baustufen führen durch den Bau des durchaus komplexen Modells:
Hier die komplette Anleitung zum Durchblättern:
Fazit:
Hobby Boss liefert uns mit diesem beeindruckenden Gespann einen exzellenten Bausatz, der als Rundum-Sorglos-Paket daherkommt und wirklich kein Zubehör braucht. Ein paar Leitungen mag man noch ergänzen, ansonsten führt auch die Montage rein aus der Schachtel zu einem Top-Ergebnis.
Eine Alternative ist der Kit von Meng, der aber deutlich (!) teurer ist und von der Detailierung aus meiner Sicht keinen eindeutigen Gewinn bringt. Einzig die Option, die zweite Achse auch angehoben darzustellen und die verstellbare Lenkung mögen ein Kriterium sein, wenn man dies benötigt. Jeder der Kits hat im Detail leichte Vor- oder Nachteile.
Aufgrund der Ausstattung und der Top-Qualität kann ich zu dem Hobby Boss nur sagen:
Absolut empfehlenswert!
Erhältlich ist der Kit im gut sortierten Fachhandel, zum Beispiel bei Modelbau König.
KlausH