Unimog 2T milgl in 1:35 von Revell #03337

Revell beschert uns mit dem Unimog einen alten bekannten in der Militärwelt …
Bundeswehr.de beschreibt ihn kurz und knapp:

[…]Der Lkw 2t gl Unimog wird von den Soldaten gerne „Zwotonner“ genannt. „Unimog“ ist eine Abkürzung und steht für Universalmotorgerät. U 1.300 L, eine Typbezeichnung des Herstellers Mercedes-Benz. Der Lkw 2t gl Unimog ist dank der Bauweise seiner Achsen und seines Getriebes extrem geländegängig. Seit 1978 hat die Bundeswehr etwa 18.000 Fahrzeuge dieses Typs in unterschiedlichen militärischen Varianten angeschafft. In der entsprechenden Ausstattung kann der Unimog beispielsweise als ungepanzertes Führungsfahrzeug oder als Transportfahrzeug für Personen und Material genutzt werden. Alle Teilstreitkräfte nutzen diesen LKW.[…]

So alt, wie ihn die Bundeswehr hat ist der Bausatz nun nicht.

Er erblickte erst 1995 unter der KitNr #03020 das Licht der Modellbauwelt und in dieser Ausgabe habe ich ihn damals zu meinem Wartungstonner gebaut und umgebaut. Danach wurde er 2007 (#03082) wieder aufgelegt und schon fast in stetiger Regelmäßigkeit alle sieben Jahre erfreute er uns wieder.

Heute liegt also die vierte Ausgabe auf dem Tisch und das Kartonbild suggeriert uns „NEW“!

Was heißt das „NEW“ also? Das Schachtelbild ist neu gestaltet und man kann den Zwotonner in Action sehen. Ziemlich frech im Dreck wühlend ohne erkennbaren Beifahrer ? – wahrscheinlich hat dieser das Bild gemacht. Warum erwähne ich das? Bei Lastkraftwagen schreibt die Bundeswehr einen Beifahrer vor. So hätte ich mir gewünscht, dass dieser Beifahrer wie bei vielen illustrierten Kartons der neueren Straßenfahrzeuge von Revell (Porsche 911, Jaguar E-Type etc) auch im Fahrerhaus des Unimog zu sehen wäre.

Was erwartet uns?
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Angegeben ist der Bausatz mit 190 Bauteilen. Verteilt sind sie auf nur 4 weißen Spritzlingen und einem klaren Spritzling für die Verglasung. Dann liegt die Karosserie separat bei und die fünf Gummireifen sind nicht extra eingetütet. Dann ist da noch die Bauanleitung….Punkt. Die Decals lassen mittlerweile vier Varianten zu. Über den Faltkarton mit Seiteneingriff – naja…altes Leiden, dass sich offenbar nicht für uns ändern wird.

Einen Überblick über die Karosserie, die Spritzlinge und die Reifen:

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In den Details sieht man dem Kit das Alter deutlich an.

Die Karosserie ist mit einem Wort – übel. Heftige Gießgrate, verwaschene Form und dann noch verzogen:

Und so zieht sich das über die Spritzlinge fort. Gießgrate, Fischhäute – und das nicht zu wenig, auch an filigranen Bauteilen wurde damit nicht gespart:

Ich mache die Bausatzreviews ja gerne, aber hier ist das schon hart an der Grenze, dem Bausatz etwas Gutes abzugewinnen. Dass wiederaufgelegte Formen durchaus jungfräulich und neu wirken können, das haben andere Bausatzhersteller schon bewiesen.

Bleiben noch die Decals:
Es bieten sich vier Varianten an. Panzerbataillon 383, Wachbataillon BMVg, ISAF Kabul und königliche Belgische Armee. Die Decals sind o.k. Mehr nicht:
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Jetzt kommt noch abschließend die Bauanleitung. Das hat mir beim Auspacken ungewollt in meine Zeit zurück gehauen, als ich ihn 1995 schon gebaut habe und ich hatte ein Dejavu Erlebnis (auch, wie sich der Bausatz bauen ließ). Denn da hatte es noch nicht die Bunte Bauanleitung von heute gegeben! Ein Trost: sie gibt es auch hier nicht! Das ist…also sowas von oldschool. Zumindest dass hätte Revell aufhübschen können, um über die miese Qualität der Bauteile oder das „NEW“ hinweg zu täuschen!

Nostalgie? Bitteschön. Durch 72 Baustufen…

Die letzten zwei Seiten widmen sich abschließend den Varianten in altem Schwarz-weiß-gepunktet-gestreift Darstellung. Unglaublich:

Mein Fazit:
NEW? Nein! Ich kann beim besten Willen diesen Aufdruck nicht verstehen und es wird den wirklichen Neuen Bausätze wie den Porsche 911 oder dem 70er Plymouth Cuda nicht gerecht! Wenn NEW draufsteht, dann erwarte ich auch etwas neues und nicht „wiederaufgelegt mit mieser, nicht überarbeiteter Form“ (und schwarz-weiß-Bauanleitung)! DAS schreckt auch den sehr toleranten Modellbauer wie mich ab.

Der Bausatz ist schwer in die Jahre gekommen. Das Fahrerhaus zeigt es deutlich, die Dutzende Fischhäute machen es nicht besser. Fast jedes Bauteil muss nachgearbeitet werden und das macht absolut keinen Spaß.

Dass Revell selbst an ihrer typisch bunten Bauanleitung gespart hat, setzt dem Produkt das Prädikat „nicht empfehlenswert“ auf. Das ist absolut inakzeptabel.

Das Label „Retro“ statt „NEW“ hätte es getroffen und man weiß, was einen erwartet.

Mich wundert überhaupt, dass Revell den Unimog auf Militärbasis nicht weiterverfolgt hat, gäbe es doch noch viele Varianten (mit Seilwinde, mit Kabine oder als SanFzg).

Abschließend also mein Tipp:

Wer den Zwotonner bauen will, der sollte lieber auf die Erstausgabe zurückgreifen. Er war zwar damals schon nicht einfach zu bauen und das Fahrwerk ist schlichtweg mit dem Gewicht überlastet – aber da war wenigstens noch die Form frisch und knackig – sonst hätte ich nach dem Bau die Lust am Modellbau gänzlich verloren. So kann es bei dem jetzigen vorliegenden Bausatz geschehen. Enttäuschend. Und ich bin immer noch über die alte Bauanleitung schockiert.

Erhältlich bei Modellbau König.

Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen