Praktisch frisch aus der Presse liegt von Revell das US Navy Swift Boat Mk.1 vor mir auf dem Tisch …
Ich hatte den Eindruck, dass ich den Bausatz irgendwoher kenne …. dem ist aber nicht so. Wie wir wissen, ist die Level-Angabe bei Revell nicht unbedingt ein Schwierigkeitsgrad, sondern stützt sich mehr auf die im Bausatz befindlichen Bauteile. „Level 4“ bezieht sich hier auf die 93 Bauteile – laut Angabe auf der Schachtel.
Tatsächlich ist das Boot zumindest im Maßstab 1/72 nagelneu! Revell hat(te) dasselbe Boot schon in 1/48 im Programm. Daher war es mir im Gedächtnis.
Schauen wir mal, was uns erwartet.
Im (wie immer unpraktischen) Faltkarton erwarten uns zwei graue Spritzlinge, der Rumpf sowie das Deck in schickem Grau, ein kleiner Decalbogen und die farbige Bauanleitung:
Dann lag da noch ein komisches Klardings dabei…
…mit dem ich jetzt erst einmal nichts anfangen konnte. Nach einem Blick in die Bauanleitung war es klar: Auszuschneidende Fenster!
Auf der Rückseite noch eine schöne Illustration eines gebauten Modells, Farbangaben und empfohlenes Zubehör und eine kurze Beschreibung zum Boot an sich:
„Modellbausatz eines schwerbewaffneten Patrouillenboots der US Navy, eingesetzt im Mekong-Delta während des Vietnamkrieges.“
Einteiliger Schiffsrumpf , Detaillierte Decksaufbauten , Inneneinrichtung , Zwei Maschinengewehre , Displayständer , Authentische Abziehbilder für PCF-9, PCF-65, PCF-103
Hört sich doch schon mal gut an.
Zuerst einmal lobe ich, dass alle Spritzlinge und der Rumpf separat eingetütet waren. Der Rumpf ist in der Tat einteilig und war mit dem Deck so gut „vormontiert“ – dass lässt eine gute Passung vorab erahnen:
Der Kunststoff ist so wie ich es mir immer wünsche: toll anzufassen, hochwertiges Aussehen und wie es sich gehört präzise gedruckt. Auf den Ersten Blick sehr gut.
Im Detail…
…überzeugt mich der Bausatz! Die Oberflächen der Innenausstattung oder dem Deck, die winzigen Bauteile wie Feuerlöscher, Leitern und Griffe oder der Ausguck: sehr präzise! Das gefällt mir ausgesprochen gut!
Das es dann nur an den Schiffsschrauben ein wenig unsauber aussieht verzeihe ich…
… meine Begeisterung wird etwas von den vielen Angussstellen bei den ohnehin schon dünnen Teilchen (Reling, Waffen) getrübt, was ich als Autobauer nicht in dem Maße kenne. Zur Verteidigung der Angußstellen muss ich erwähnen, dass ich bisher nur sehr wenig kleinere Modelle als 1/48 gebaut habe und deshalb nicht bescheinigen kann, ob dies bei kleinen Maßstäben normal ist.
Wie eingangs erwähnt legt Revell für die Scheiben eine hauchdünne Klarsichtfolie bei. Diese ist mit den Fensterrahmen bedruckt und muss nur ordentlich ausgeschnitten werden. Diese Lösung finde ich schon fast perfekt.
Die Decals sind ausnahmslos gestochen scharf, ohne Versatz gedruckt:
„Printed in Italy“ lässt vermuten, dass Cartograf dahinterstecken könnte – allerdings war das in der letzten Zeit nicht so – evtl. auch die ebenfalls italienische Druckerei Zanchetti! Welche Decals zu welcher Variante gehören wird selbstverständlich in der Bauanleitung gezeigt:
Kaum erwähnt, komme ich zur Bauanleitung:
Dass die Bauanleitung farblich gestaltet ist, an das haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Auf den ersten Seiten Arbeitshinweise, Erklärungen – o.k.
An was ich mich noch immer nicht gewöhnen kann, sind die atemberaubenden Mischungsverhältnisse. 50/50 oder 60/40 mag ja noch halbwegs gehen…aber 10/90? Wirklich? Muss das sein? Auch die Hilfe mit den Tröpfchen dargestellt…ich werde das nie verstehen…
Ist der Schock überwunden, gibt’s die Übersicht der Bauteile …
… und dann geht’s an den Bauspaß. In 34 Bauschritten ist das Boot fertig, dann folgen die letzten Schritte für die Kriegsbemalung mittels Decals. Zu beachten ist im ersten Bauschritt, dass ich die entsprechenden Farben wähle, je nachdem, welche Variante ich bauen will. Selbsterklärend.
Mein Fazit und abschließende Worte:
Der Bausatz ist durchgehend sauber und präzise gegossen. Äußerst wenige Fischhäute, keine defekten Teile. Die Bauanleitung lässt bei ordentlichem Studieren keine Rätsel offen.
Die Lösung mit der Klarsichtfolie anstatt klaren (lupeneffektbehafteten) Bauteilen für die Fenster und das praktisch in sich fallende Deck in den Rumpf möchte ich besonders hervorheben.
Wie sich die Scheiben verkleben lassen, wird sich zeigen.
Was bei mir immer wieder aufstößt sind die Mischungsverhältnisse. 10/90 bei zwei Eisentönen? 10/90 bei zwei Rottönen? Muss das sein oder sieht man da wirklich einen eklatanten Unterschied, wenn ich auf die 10% dunkleren Farbton verzichte? Ich denke nicht.
Erhältlich bei Modellbau König.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen