Kennt ihr das, wenn ihr einfach mal ein bißchen im Web stöbert und dann auf irgendein Modellbau-Schätzchen stoßt, das ihr bisher gar nicht auf dem Schirm hattet?
Genau so ging es mir mit diesem Bausatz. Beim Stöbern nach Originalfotos von schönen Hot Rods stieß ich auf den 49er Mercury von Revell, der punktgenau meinen Geschmack trifft.
Der Bausatz kommt schon in verschärfter Form mit gechopptem Dach daher und erschien zudem erst 2007 als Formneuheit auf dem Markt – Wie hätte ich da widerstehen können?
Ich habe die US-Ausgabe des Kits erwischt, was sich primär neben dem anderen Deckelbild in der etwas anders gestalteten Anleitung bemerkbar macht.
Der für einen 1/25er Autobausatz recht große Karton enthält etliche Gußäste mit insgesamt ca. 150 Teilen, wobei viele davon Alternativteile sind. So bietet der Kit etwa 3 optionale Teile für den Kühlergrill an.
Alle Teile sind sorgfältig in Plastikbeuteln verpackt, die Klarsichtteile liegen zudem gut geschützt in der Karosserie.
Die Herkunft läßt sich nicht verleugnen.
Stichwort Karosserie. Diese kommt einteilig daher, lediglich die Motorhaube ist ein separates Teil, da zum Öffnen vorgesehen.
Die Gußqualität ist sehr gut. Es gibt sehr wenig Grat, und die Details sind schön gezeichnet.
Die markante Front:
Die Karosseriespalte scheinen mir gut getroffen, weder zu fein, noch zu dominant.
Formtrennähte sind bei diesen Teilen meist unvermeidlich, aber sie sind beim Mercury wirklich sehr dezent und geschickt platziert, so daß sie leicht wegzuschleifen sind.
Das Chassis ist ebenfalls einteilig ausgeführt, und wird später auf dem ebenfalls separaten Rahmen seinen Platz finden.
Die Batterie ist angegossen, aber das ist nicht wirklich ein Nachteil. Wer mag, kann die angegossenen Kabel entfernen und durch „echte“ ersetzen.
Auch der Tank und die Mulde für das Reserverad sind vorhanden.
Das Herstellungsjahr wird hier bestätigt:
Die beiden Sitzbänke:
Auch hier kein Anlass zu Kritik.
Innenverkleidung, Armaturenbrett, Lenkrad.
Das Lenkrad kommt wirklich toll rüber. Wunderschön detailiert, man beachte das Radio. Der Decalbogen hält sehr fein gedruckte Instrumente in Schwarz und weiss bereit.
Das Lenkrad mit Emblem.
Die Innenverkleidung ist einfach gehalten, aber das gilt auch beim Vorbild.
Hier sehen wir zum ersten Mal die Auslegung des Kits mit vielen optionalen Teilen. Die Motorhaube kann wahlweise mit oder ohne Lüftungsöffnungen verbaut werden.
Die Spritzwand.
Diese Abdeckungen verbergen das Hinterrad. Es gibt noch eine zweite Variante, dies hier ist die „Tuning“-Variante.
Und hier gleich die Serienversion. Die Ringe sind die Einsätze für die Weisswandreifen.
Die Kanten sind wunderbar dünn:
Der Motor ist sehr schön nachgebildet.
Die Oberseite des Motorblocks
Radaufhängungen und Antriebswelle.
Auch bei den Aufhängungsteilen gibt es nichts zu Meckern. Die sind ordentlich gemacht und brauchen sich nicht zu verstecken.
Anbauteile für den Motor
Keilriemen und Lüfterpropeller.
Der Rahmen
Auch hier ist alles stimmig. Auch die Öffnungen der X-Verstrebung, die durch ein aufgesetztes Teil erreicht werden.
Kühler, Rahmenteile…
Der Kühler weist eine schöne Struktur auf.
Anlasser, Zündspule, Verteiler, Lichtmaschine… Was ein Motor halt so braucht.
Das ruft schon nach einer geöffneten Haube…
Auspuffrohre, Bremstrommeln:
Die Klarsichtteile. Auch wenn die Oberseite hier im Schlaglicht uneben erscheint sind sie doch schlierenfrei und sehr transparent gefertigt, mit scharf abgegrenzten Konturen, was die Lackierung erleichtert. Die Sonnenblenden sind mit angegossen.
Kommen wir zu den Chromteilen. Hier gibt es insgesamt 3 Spritzlinge.
Beim optionalen Kühlergrill sieht man schon, daß der Chrom heftig dick ist, und der gelbliche Rückstand vom Klarlack ist auch unübersehbar.
Auch hier ist beim inneren Grill die linke Seite deutlich „verklebt“. Ein Drama ist das aus meiner Sicht nicht, denn die Detailierung an sich ist offenbar sehr fein. Da ohnehin viele Modellbauer die Teile entchromen und neu lackieren oder mit Bare Metal Foil bekleben, ist das verschmerzbar.
Die optionalen Stoßstangen.
Und die „Tuning“-Felgen.
Etwas dunkel, aber die Sidepipes sind mit etwas Grat versehen, müssen aufgebohrt werden und dazu wohl neu verchromt.
Der nächste Gußast.
Dreifach-Vergaser und Ventildeckel. Die kann man natürlich auch entchromen und einfach neu in Metall-Ton oder auch Wagenfarbe lackieren.
Rückspiegel, Scheibenwischer
Und Chrom-Orgie Nummer drei.
Eine weitere Kühlergrill-Variante und die Serien-Stoßstange. Wobei ist bei letzterer nicht sicher bin, ob wirklich Serie, denn da vermisse ich die „Hörner“.
Einfach gehalten, aber gerade deshalb nicht unattraktiv.
Ich terndiere dazu, diese Stoßstangen zu verwenden und ggf. die Aussparungen zu verschließen. Aber das ist Geschmackssache.
Kommen wir zu den Reifen.
Auch hier liegen zwei Varianten bei, einmal die etwas breiteren und einmal schmälere als Weißwandreifen. Natürlich könnte man die schmalen Reifen auch normal benutzen, indem man den Ringeinsatz schwarz lackiert und nach innen setzt.
Beschriftungen gibt es nicht, dafür aber durchaus brauchbare Profilnachbildungen.
Hier nochmal die Aussparung für den Weisswandeinsatz.
Die Metallteile. Vier Stifte für die Radbefestigung und zwei Metallrohr-Stücke für den Auspuff. Vor allem Letztere finde ich klasse!
Die Decals. Sauber und ohne nennenswerten Versatz gedruckt mit sehr dünnem Trägerfilm.
Die Instrumente in zwei Farben sind sogar größtenteils gut lesbar.
Die Flames haben ein heftiges Druckraster, ich persönlich würde sie nicht verwenden.
Die Pin Stripes wiederum sind sehr schön und fein gedruckt, und zudem in drei Farben. Da sollte jeder eine passende Version finden.
Was mag das wohl sein? Ein Blick in die Anleitung löst das Rätsel: Es sind drei verschiedene Muster für den beiliegenden Siegerpokal! Ein echt netter Gimmick!
Die Anleitung ist klar und deutlich und hat für mich mehr Charme als die hierzulande üblichen modernen farbigen Anleitungen im 3D-Look. Zudem hat die amerikanische Version den Vorteil, daß die Teile benannt sind.
Zwei Versionen werden vorgeschlagen, aber ich denke, bei dem Wagen ist vor allem der eigene Geschmack und die eigene Phantasie gefragt.
Hier die Anleitung komplett zum Durchblättern.
Fazit
Ein toller Bausatz von einem wunderschönen Vorbild. Die Teile haben nicht ganz die Feinheit und Schärfe der ganz modernen asiatischen Kits, aber die Qualität geht absolut in Ordnung, und bis auf den Kofferaum ist der Wagen rundum sehr gut nachgebildet.
Ein kleiner Schwachpunkt sind die Chromteile wegen der doch sehr dicken Beschichtung, dem gegenüber steht die komplette Motornachbildung und die vielen optionalen Teile.
Aus meiner Sicht ist es ein kleines Schmuckstück, und ich sage darum:
Sehr empfehlenswert!
Gekauft habe ich den Bausatz bei ebay, da bei meinen üblichen Händlern grad nicht verfügbar. Aber normalerweise ist er auch regulär problemlos beim Fachhändler zu beziehen.
KlausH