Eduard hat vor kurzem mit den Auslieferungen der neuen Bausätze der „Kurfürst“-Varianten den Starschuss für eine komplett neue Entwicklungsstufe der Bf 109 Bausätze in 1:48 gegeben. Begonnen wurde mit einer Limited-Edition-Ausgabe, nun folgt aktuell diese WEEKEND-Ausgabe am anderen Ende der Inhalts- und Preisspanne …
An der Kartonseite sind die hier enthaltenen vier Lackierungs- und Markierungsvarianten beieinander abgebildet:
Im Karton gibt es zwei Beutel mit insgesamt vier grauen Spritzästen, einen Beutel mit dem Klarsichtast und zwei zusammen verpackte Decalbögen. Hinzu kommt die Bauanleitung:
Insgesamt gibt es also fünf Spritzäste, die sämtlich nicht nur neu bezeichnet, sondern auch komplett neu entwickelt wurden. Hier sind also keine Ergänzungen unter Verwendung schon älterer Spritzäste vorgesehen. Alles ist neu und spezifisch auf die K-Varianten ausgerichtet. So sind nur ganz wenige Teile als nicht benötigt (bzw. für andere Versionen zu verwenden) ausgewiesen:
Beginnen wir in der Reihenfolge der Eduard-Bezeichnungen mit dem Ast AK; dem Klarsichtast:
Wir haben hier also im Einzelnen den Windschutz und die Klapphaube mit der hinten einzubauenden Panzerplatte als größere Teile. Die Klapphaube und der Windschutz sind mit feinen Nietdarstellungen auf den Rahmungen versehen, die erst nach der Lackierung richtig zum Vorschein kommen. An Kleinteilen kommen das Revi, die Durchführung für den Morane-Mast und die Positionsleuchten als Kleinteile hinzu. Diese Kleinteile, die ja gerne mal von der Pinzette schnipsen und dann auf nimmer Wiedersehen irgendwo verschwinden, sind in doppelter Anzahl als benötigt vorhanden. Sehr Modellbauerfreundlich von Eduard mitgedacht!!
Die Ausführung ist absolut klar, eine Nachbearbeitung mit Glanzmitteln ist nicht unbedingt erforderlich, da eine ordentliche Politur ausreichen sollte:
Der Ast BK bringt dann die wesentlichen Teile für die Rumpfkonstruktion auf den Modellbautisch:
Die Rumpfhälften reichen von der Hinterkante der Propellerhaube bis zur Vorderkante des Seitenleitwerks. Das ist ideal für den Zusammenbau des Rumpfes aus wenigen Teilen:
Die äußeren Rumpfdetails sind scharfkantig und sehr fein in der aktuellen hochwertigen Eduard-Qualität ausgeführt:
Der Cockpitbereich an den Innenwänden teilweise angespritzt und wird noch mit weiteren Teilen aus den anderen Spritzästen ergänzt. Damit ergibt sich aus dem Bausatz eine sehr hochwertige Ausführung, die nicht unbedingt nach dem Einsatz von Ergänzungssets ruft.
Mit der oberen Motorabdeckung und dem Ölkühler werden die verbleibenden größeren Öffnungen im Rumpf verschlossen:
Beide Teile weisen ebenfalls feine Details auf. Dabei ist die Motorabdeckung nun mit der angespritzten Scharnierleiste versehen. Die bei den vorhergehenden Bausätzen einzuklebende Leiste war nicht immer so ganz einfach zu handhaben. Insoweit begrüße ich diese Lösung ausdrücklich.
Zu ergänzen sind hier noch ein paar Kleinteile für die Luftansaughutze und die Auspuffanlagen. An letzteren gibt es einige Sinkstellen, die man ansonsten von Eduard so eigentlich nicht kennt. Auf den geraden Flächen der Abdeckbleche ist die Abhilfe jedoch schnell und einfach erledigt; das ist also kein echtes Problem:
Ast CK enthält dann im Wesentlichen die großen Teile für die Tragflächen mit Querrudern und den Kühlerklappen:
Die untere Tragflächenschale ist zur Vereinfachung des Zusammenbaus in einem Teil ausgeführt und enthält auch einige Beulen und Öffnungen:
Die Nahansicht zeigt auch hier die feinst ausgeführte Detaillierung mit Gravuren und Nietdarstellungen in unterschiedlichen Stärken (auch für die zahlreichen Wartungsöffnungen):
Die beiden Schalen für die Tragflächenoberseiten stehen in Nichts nach. Auch hier gibt es allerorten feinste Details in der Eduardtypischen Art. Das Staurohr ist hier mit angespritzt. Beim Handling ist also Vorsicht angesagt. Man kann es auch abschneiden, ein Loch bohren und das Staurohr ganz zum Schluss wieder anbringen
In den Innenseiten der Tragflächenschalen sind Montagehilfen für die Fahrwerkschachtwände enthalten, die kräftiger ausfallen als bei den vorherigen 109-er-Bausätzen. Das ist sehr zu begrüßen. Ebenso gibt es Details für die oberen/inneren Abdeckungen der Fahrwerkschächte, so dass sich schon aus dem Grundbausatz ein sehr hoher Grad der Detaillierung ergibt:
An diesem Spritzast befinden sich auch ein alternatives Seitenleitwerk mit sehr umfangreich nachgebildeter Rahmenstruktur, die Nachbildungen für die Kühlerfronten, die Querruder in zwei alternativen Ausführungen (auch hier wieder mit einer ganz hervorragend nachgebildeten Rahmenstruktur), die Abdeckungen für die Kühler und deren Klappen und schließlich noch die Vorflügel, die aus- oder eingefahren dargestellt werden können:
Ast DK bringt die Bauteile für Anbauten und zur inneren Ausstattung des Cockpits:
Für das Cockpitinnere gibt es eine schon teilweise an den Seiten detaillierte Boden- und Heckplatte, drei alternative Instrumentenbretter, die Ergänzungsteile für die Cockpitwände:
Vorne fehlt noch der Propeller in unserer Vorstellung. Die Teile hierfür finden sich auch an diesem Ast:
Für die Ausstattung mit einem Zusatztank gibt es drei unterschiedliche Ausführungen für die auch drei vollständige Tanks mit angespritzten Details für die Halterung, den Füllstutzen und die Befestigungsbänder vorhanden sind. Es bleiben also zwei Tanks für andere Verwendungen übrig:
An Kleinstteilen gibt es an diesem Ast die Fußpedale, die Ausgleichsgewichte an den Querrudern, die Ringantenne, Steuerknüppel und Trimmräder, den Schlauch für die Atemanlage sowie den Morane-Mast. Die Kleinstteile sind sehr sorgfältig ausgeführt und teilweise wieder doppelt über den Bedarf hinaus vorhanden:
Schließlich gibt es noch den Ast EK, der auch einige Teile für andere K-Versionen enthält:
Hier gibt es zweites alternatives Seitenruder, das zwei herausstehende „Bügelbretter“ hat. Auch hier ist die Darstellung der Details bestechend gut gelungen:
Von den Fahrwerkabdeckungen werden hier nur die Teile direkt an den Fahrwerkbeinen benötigt. Diese sind außen und auch innen sauber detailliert. Die Klebestellen sind kräftig ausgeführt:
Hier gibt es auch die Höhenleitwerke, die vorne zweischalig aufgebaut sind und die Detaillierung der Tragflächen aufnehmen und bei den einteiligen Höhenrudern die Darstellung der ebenfalls bespannten Seitenruder übernimmt. Alles ist daher sehr sauber ausgeführt:
Fahrwerkbeine (mit Sinkstellen, die man wohl nicht mehr sieht), Räder (leider halbiert, aber mit sehr feinen Kennzeichnungen und Aufschriften), die Felgen (sind getrennt, was die Lackierung sehr vereinfacht und ebenfalls mit sauberen Details ausgeführt) und das einteilig ausgeführte Heckrad liefen aus diesem Ast alles, was zum Aufstellen benötigt wird:
Für die Fahrwerkschächte schließlich gibt es hier auch noch die nötigen Einbauteile, die eine sehr realistischen Ausführung ergeben:
Wie bereits geschrieben, gibt es zwei Decalbögen. Der Größere enthält Decals für das Cockpit mit dem Gurtzeug und die großen Markierungen für die vier Markierungsmöglichkeiten. Alles ist sehr sauber gedruckt inclusive der Zacken an der italienischen Flagge:
Der kleinere Bogen enthält die Wartungsmarkierungen, die ebenfalls spezifisch für die K-4 ausgerichtet sind:
Die Decalbögen enthalten jetzt sogar das genaue Datum des Drucks. Hier sind die Decals wieder so ausgeführt, dass die obere Trägerfolien nach einer Trocknungszeit abgezogen werden können; muss man aber nicht unbedingt.
Die Bauanleitung beginnt wie immer bei Eduard mit einer historisch-technischen Einführung. Hier ist die Gesamtgeschichte der Bf 109 recht umfassend dargestellt, der spezifische Anteil für die K-4 fällt kürzer aus, ist aber trotzdem für die nun mal recht kurze Geschichte vollständig:
Es folgen die allgemeinen Hinweise, die Darstellung der Spritzäste und die Farbhinweise. Letzte beschränken sich ja schon seit einiger Zeit auf die GSI (Gunze) Programme mit Angabe generischer Bezeichnungen und – wo vorhanden – der RLM-Nummern. Damit kann man auch recht einfach die richtigen Farben aus anderen Farbprogrammen finden:
Die Zusammenbauanleitung ist nicht mehr durchnummeriert, das schadet der Übersicht aber nicht. Es beginnt mit dem Zusammenbau des Cockpits mit den inneren Seitenwänden. Die Konstruktion der Spornradbefestigung ist neugestaltet und muss vor dem Zusammenbau der Rumpfhälften eingefügt werden:
Vervollständigt wird die Rumpfkonstruktion durch die obere Motorenabdeckung, den Luftansaugstutzen und die Leitwerksbestandteile am Heck:
Die Tragflächen sind mit den Teilen für die das innere der Fahrwerkschächte und den drei großen Teilen im Wesentlichen schon schnell zusammengebaut. Nach der folgenden Hochzeit von Rumpf und Tragflächen ist die „Kurfürst“ schon ansehnlich:
Im Weiteren müssen die Tragflächen noch mit Rudern, Vorflügeln, Kühlern und dem Fahrwerk vervollständigt werden:
Weiter geht es zügig mit der Cockpithaube, die alternativ geschlossen und aufgeklappt geöffnet dargestellt werden kann. In dieser Phase soll auch der Propeller mit Haube angebracht werden; man kann sich dies aber auch bis ganz zum Schluss aufsparen:
Es folgt die Anbringung der Auspuffstutzen – hier mit den Abdeckblechen – die bis dahin allein für sich mit den nötigen Metall- und Rostfarben hergestellt werden können. Auch hier wird die Arbeit durch diese Möglichkeit erleichtert. Schlussendlich geht es noch um die Anbringung eines der drei Zusatztanks mit der Aufhängevorrichtung am Unterrumpf. Man kann auch dies alles weglassen, hat also damit vier Möglichkeiten. Das Heckrad allerdings muss natürlich angebracht werden, hier kann man aber wählen, ob die Abdeckklappen geöffnet oder geschlossen ausgeführt werden sollen. Schließlich gibt es noch den Hinweis darauf, aus selbst beigesteuertem Draht eine weitere Antenne anzubringen:
Die vier Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten haben die Grundlackierung gemeinsam. Der Rumpf ist unten und an den Seiten in einem nicht klassifizierten Grün-Blau (wohl eine Ausführung von RLM 76 mit höherem Gelb- und Grünanteilen) und auf den Oberseiten in RLM-Farben getarnt. Die Tragflächen sind in bekannter Art auf den Unterseiten grau und auf den Oberseiten wie die Rumpfoberseiten getarnt. Doch nun zu den Unterschieden:
Möglichkeit A ist eine Maschine vom Stab des JG 52 mit markanter roter Tulpe. Ursprünglich war dies eine persönliche Markierung von Hermann Graf. Zum hier betreffenden Zeitpunkt kurz vor Kriegsende in Europa waren wohl mehrere Maschinen des Stabes beim JG 52 so gekennzeichnet, so dass Eduard hier keine konkrete Zuordnung zu einem Piloten vorgenommen hat. Die Nummerierung fällt hier sehr klein aus, die Serienendnummer ist auch auf dem Rumpf angebracht:
Die Möglichkeit B ist eher dezent mit an den Rumpfseiten heruntergezogenen Tarnflächen. Aus dem November 1944 ist sie eine der ersten eingesetzten K-4 bei der III. Gruppe JG 77:
Maschine C ist wieder kurz vor Kriegsende mit auffälligem sehr breitem grünen Reichsverteidigungsrumpfband vom JG 27:
Die vierte Maschine ist dann schon sehr auffällig. Eine ehemalige Luftwaffenmaschine im Dienst der italienischen Sozialen Republik. Sie trägt italienische Markierungen auf überlackierten Luftwaffenmarkierungen und wird damit recht bunt. Mal was anderes auf dem Modellbautisch!
Schlussendlich gibt es noch eine Übersicht für die Anbringung der Wartungsmarkierungen an allen vier möglichen Maschinen:
Fazit
Mit dieser kompletten Überarbeitung bietet Eduard die beste Möglichkeit zum Bau der „Kurfüsten“ in diesem Maßstab, die bestimmt noch einige weitere Ausgaben erleben wird. Die spritztechnische Ausführung ist auf einer einsamen Höhe in ihrer Qualität. Die Veränderungen gegenüber den vorherigen 109-er Bausätzen sind sehr sinnvoll und gut durchdacht. Hier wurden wohl die Anregungen aus Modellbauerkreisen nicht nur registriert, sondern auch aufgenommen. Verbesserungen beim Zusammenbau sind hier gleichzeitig auch häufig Vereinfachungen; oder anders gesagt: Hier ist es gelungen, die Qualität zu steigern und gleichzeitig den Zusammenbau zu vereinfachen.
Dieser Bausatz ist ohne Einschränkungen auch Modellbauern mit wenig Erfahrung zu empfehlen.
Insgesamt können wir hier nochmals eine klare Verbesserung gegenüber den schon sehr guten vorherigen Bausätzen feststellen. Das hat Eduard wirklich gut gemacht, eine bemerkenswerte Leistung!
Erhältlich ist der Bausatz unter anderem im Eduard Onlineshop:
https://www.eduard.com/eduard/bf-109k-4-1-48-1.html?lang=1
Eduard hat auch schon mit einem umfangreichen Angebot von eigenen Ergänzungssets für die K-Varianten begonnen, von dem wir in Kürze folgend auch schon Einiges vorstellen können.
Hermann Geers, Wietmarschen