Special Hobby widmet sich mit seinen Bausätzen nach selten reproduzierten Vorbildern immer wieder italienischen Flugzeugen aus der Zeit vor und im Zweiten Weltkrieg. So auch dieser Breda in den Farben und Markierungen des Einsatzes im Spanischen Bürgerkrieg. Also seltenes Vorbild und nicht alltägliche Tarnung und Markierung. Das ist schon mal nicht schlecht ausgesucht. …..
Das Original war zu seiner Zeit mit Einziehfahrwerk, geschlossenem Cockpit und interner Bombenaufhängung sowie einer starken starren Rohrbewaffnung ein fortschrittliches Erdkampf- bzw. Schlachtflugzeug. Es litt jedoch an der Unfähigkeit der italienischen Industrie leistungsfähige Motoren herzustellen und wurde frühzeitig vom Fronteinsatz zurückgezogen und für Schulungsaufgaben aufgebraucht, auch wenn sie sich in den ersten Auseinandersetzungen auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz noch einmal gegen die letzten Doppeldecker der RAF einigermaßen behaupten konnte.
Special Hobby hatte diesen Bausatz bereits einmal 2010 und in der Doppelsitzerversion mit Rumpfdrehturm 2012 herausgebracht. Die Form ist generalüberholt worden, die Gestaltung des Bausatzes ist identisch mit der Ausgabe von 2010, die Markierungen und die Lackierung wurden bisher nicht als Bausatz herausgegebenen. Insoweit ist diese limitierte Ausgabe eine Variante mit etwas Feeling einer Neuausgabe, auch wenn es tatsächlich nur eine Markierungsvariante ist.
Im stabilen Karton mit der aufgedruckten zutreffenden Empfehlung zur Verwendung durch erfahrene Modellbauer gibt es sauber verpackte graue Spritzäste, einen extra verpackten klaren Spritzgussast, reichlich Resinteile und eine ganz umfangreiche Ätzteilplatine. Ein Maskenset gibt es extra dazu in der Reihe Special Mask:
Der Spritzgussast A enthält im Wesentlichen die beiden Rumpfhälften und die Höhenleitwerke:
Die Rumpfhälften bilden den Rumpf auf gesamter Länge – bis auf die Motorhaube – ab:
Die Oberflächen und ihre Ausführung sind für die Herstellung aus Short-Run-Formen typisch, aber insoweit vergleichsweise gut gelungen. Die vertieften Gravuren sind kräftig und sauber, aber nicht besonders scharfkantig. Am Seitenleitwerk ist die Darstellung auf ansprechendem Niveau:
Es sind einige Deckel und Klappen abgebildet, ebenfalls gibt es einige Nietdarstellungen. Alle diese Details dürften nach einem Washing noch sichtbar bleiben. Für Streben sind Klebepunkte vorgegeben. Die Höhenruder und die Tragflächen müssen stumpf verklebt werden, Montagelaschen sind nicht vorhanden:
Im Inneren der Rumpfhälften sind die Strukturen der Konstruktion ganz brauchbar abgebildet:
Die Höhenleitwerke sind ebenfalls ansprechend detailliert, so dass zusammen mit dem Seitenleitwerk ein sehr schön detailliertes Heck entsteht:
Auf den Klebeflächen sind allerdings kräftige Auswerfermarken vorhanden. Aufgrund ihrer Lage kann die Entfernung robust angegangen werden, so dass der Aufwand hierfür übersichtlich ist:
Die weiteren Kleinteile an diesem Ast kann man als mittelprächtig bezeichnen:
Ast B liefert dann die Teile für die Tragflächen mit Kleinteilen für das Fahrwerk und die zugehörigen Abdeckungen sowie die starre Bewaffnung in den Tragflächen:
Auf den Oberschalen der Tragflächen gibt es wieder eine grundsätzlich gute Darstellung der Oberflächen z. B. für die bespannten Bereiche, die Waffenschächte und auch hier wieder kräftige Gravuren:
Die Unterschale ist einteilig ausgeführt, was die stumpfe Verklebung mit dem Rumpf erleichtert:
Auch hier gibt es eine gute Reproduktion der Oberflächen. Es sind jedoch auch einige vorstehende Grate und Unsauberkeiten (an den Fahrwerkschächten, deren Wandstärken auch übertrieben sind) vorhanden, die Nacharbeit erfordern. Insgesamt überwiegt für mich jedoch der positivere Eindruck:
Die Kleinteile können hingegen wieder nicht so recht überzeugen:
Am Ast C gibt es dann eine Fülle von Kleinteilen zur Verwendung an verschiedensten Stellen, die größeren Teile für den Gitterrohrrahmen im Cockpit und die obere Rumpfabdeckung. Ganz oben rechts ist der Ast D mit angespritzt, der hier insgesamt nicht benötigt wird; er enthält Teile für den Doppelsitzer mit dem Oberrumpfturm:
Das schönste Teil hier ist das Instrumentenbrett, dass zusammen mit den Decals und/oder den Ätzteilen eine sehr schöne Nachbildung ergeben wird:
Die Teile für den Gitterrohrrahmen im Cockpit sind übersät mit Gussgraten. Hier ist viel Nacharbeit erforderlich. Auch die obere Rumpfabdeckung weist Gussgrat auf, hier ist die Entfernung jedoch schnell erledigt:
Die vielen Kleinteile für die Fahrwerk-, -abdeckungs- und Fahrwerkschachtstreben, für kleine Abdeckbeulen und Leitbleche sind wieder Mittelmaß:
Der Spritzast CP mit den Klarsichtteilen enthält drei Teile für die Cockpitabdeckung und ein großes Teil für eine stark verstrebte Verglasung an der Rumpfunterseite hinter dem Bombenschacht, die wohl aus der Doppelsitzerausführung übrig geblieben war. Die anderen Teile in der Mitte gehören auch hier zum Doppelsitzer und werden nicht benötigt:
Auch diese Teile haben an den Rändern (etwas) Gussgrat, der hier wieder recht schnell entfernt ist:
Das Wichtigste dabei ist natürlich die Klarsichtausführung und diese ist erfreulich gut. Siehe hier:
Die Resinteile ergeben praktisch den gesamten Motor vom Typ FIAT A.80 mit einigen Anbaugeräten und den Auspuffrohren, die bis auf das Abgassammelrohr aus Spritzguss, zusammen mit der Resin-Motorhaube und dem Propeller die komplette vordere Baugruppe bilden:
Die Motorhaube ist in einem Teil gegossen und weist schöne Details auf:
Der Motor wird aus dem Kurbelgehäuse und einzelnen Zylindern zusammengebaut. Hier ist der Resinguss sehr gut und detailreich, an den Zylindern ist jedoch ggf. etwas Nacharbeit erforderlich; oder man baut die schlechteren in den hinteren Stern. Da wird man nur noch wenig von sehen:
Die Auspuffrohre sind ganz hervorragend nachgebildet. Sie haben schöne Öffnungen mit jeweils vier Auslässen:
Zu den Resinteilen gehört auch eine Luftführung aus der Motorhaube in das Cockpit:
Der Propeller wird ohne Haube aus der Nabe und den drei Blättern zusammengefügt. Damit sollte sich eine ganz passable Nachbildung herstellen lassen:
Auch die Bomben, die komplett in den Vertikalmagazinen verschwinden werden, sind ebenfalls aus Resin gefertigt und völlig ausreichend, da sie nur an den Zünderspitzen und in der unteren Ansicht der Leitflächen zu sehen bleiben werden. Die zu dicken Leitflächen fallen damit gar nicht mehr auf:
Die nicht colorierte Ätzteilplatine ist inhaltlich recht umfangreich. Neben dem eigentlich regelmäßigen Inhalt für das Gurtzeug (mit vielen Kleinteilen) und einigen kleinen Hebeln am Instrumentenbrett gibt es einen Schwerpunkt in der Darstellung des nach unten offenen Bombenschachts, der zentral aus vier Vertikalmagazinrohren besteht Dieser Schacht soll fast ausschließlich aus Ätzteilen hergestellt werden. Das ist schon eine ordentliche Herausforderung. Die Ausführung der Ätzteilplatine ist dazu eine sehr gute Grundlage:
Aus den Ätzteilen sollen auch wahlweise die gelochten Mäntel um die Rohre der starren Bewaffnung gerollt und mit selbst zugesteuerten Metallrohren ergänzt werden. Das erscheint mir schon recht grenzwertig. Hier werde ich es wohl doch bei den Spritzgussteilen belassen oder aber komplette Zurüstrohre aus Metall verwenden. Die allerdings gut detaillierten Ätzteile kann man dann an anderer Stelle für „flachere“ Verwendungen nutzen:
Der Decalbogen ist nur ein recht kleines Blättchen und enthält die nötigsten Markierungen für (nur) zwei Markierungsalternativen. Schön ausgeführt ist das Wappen der Einheit, dass wohl einen Drachen darstellt:
Die Bauanleitung ist von Special Hobby komplett neu entwickelt worden und besteht nun aus 21 statt ursprünglich einmal 10 Baustufen. Sie ist nun auf dem aktuellen Stand.
Eine kurze historisch/technische Einführung macht den Anfang:
Es folgt die Übersicht über den Bausatzinhalt mit dem Hinweis auf den separaten Maskensatz:
Der Bau beginnt mit den sehr kleinteiligen Ätzteilen für das Gurtzeug, gefolgt von den ebenfalls kleinteiligen Innereien am Pilotenplatz innerhalb eines Trägerkäfigs. Hier ist auch der Rumpftank herzustellen und einzubauen:
Es folgt der anspruchsvollste Teil mit dem Zusammenbau des internen Bombenschachts, für den vier große Ätzteile zu Röhren zu rollen sind. Nach Verklebung mit oberen und unteren Rahmen, dem Einbau der Bomben und einem oberen Tragegerüst (auch mit einem Ätzteil) findet der Schacht seinen Platz ebenfalls im Trägerkäfig direkt hinter dem Pilotensitz. Das obere Teil des Schachts bleibt unter der hinteren Cockpitabdeckung sichtbar! Nach Montage des Käfigs in den Rumpfhälften und Anbringung einer oberen Rumpfabdeckung ist der Rumpf ohne Motorhaube damit vollendet:
Der Zusammen- und Anbau der Höhenleitwerke und der Tragflächen (hier sind aufwendig Verstrebungen für die Fahrwerkschächte herzustellen) folgt dann. In dieser Phase müssen auch schon die Fahrwerkbeine an diffizilen Halterungen anzubringen:
Folgend wird der Zusammenbau nach vorne vollendet. Der Motor muss aus dem Motorblock und den einzelnen Zylinderköpfen entstehen und kann dann mit der komplettierten Baugruppe aus der Motorhaube und dem Abgassammler mit den Auspuffrohren in einem Teil vorne angeklebt werden. Man kann diese Baugruppe auch zunächst komplett getrennt lackieren und weiter bearbeiten, vorher aber eine genaue Passprobe machen!
Weiter geht es danach mit der Vervollständigung der Modellunterseite mit dem schon angesprochenen großen Klarsichtteil, dem Fahrwerk, einigen kleinen Beulen, dem Streben zum Höhenleitwerk und einigen Ätzteilen für die Ruderanlenkungen:
Schlussendlich geht es in ähnlicher Weise auf die Modelloberseite mit der Cockpitverglasung (nachdem vorher das filigrane Visier hergestellt wurde) und der starren Tragflächenbewaffnung:
Die beiden Markierungsalternativen aus dem Einsatz im Spanischen Bürgerkrieg mit den typischen schwarzen Kreisen und Andreaskreuzen unterscheiden sich nur durch die Nummerierung mit der Maschinenkennung, die Typkennung für die Breda ist die 16. Zunächst gibt es die Nummer 35:
Die Lackierung ist in beiden Fällen die Gleiche. Weiße Seitenruder und Tragflächenspitzen, hellgraue Rumpf- und Tragflächenunterseiten, letztere mit Vorderkanten in der Oberflächentarnung. Die Oberflächentarnung besteht aus einer hellbraunen Grundlackierung mit braunen Flecken und grünen etwas gestreckten Flächen/Streifen auf der Grundlackierung und den braunen Flecken. Also einer sehr typischen Form der italienischen Mehrfarbtarnungen, die noch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein verwendet wurde. Diese Tarnungen machen für mich immer wieder den besonderen Reiz bei den italienischen Flugzeugen aus dieser Epoche aus.
Flugzeug Nummer 18 ist dann die zweite Möglichkeit:
Dieses Angebot von Special Hobby ist die einzige aktuelle Möglichkeit eine Breda 65 in 1:48 zu realisieren, von geringen Restbeständen der früheren Auflagen einmal abgesehen. Insoweit ist es ein einmaliges Angebot auf dem Markt. Wer also ein Faible für diese Flugzeuge in ihrer Zeit hat, oder mal etwas anderes weiter weg vom Mainstream bauen möchte (nicht schön, aber selten), ist hier gut beraten mit einem Kauf zuzugreifen. Modellbauerische Erfahrung für die Verwendung der Resinteile und den Zusammenbau des Fahrwerks sollte schon vorhanden sein, dann stehen einem sehr schönen Erfolg keine Hindernisse entgegen.
Erhältlich direkt im Special Hobby online-shop.
Hermann Geers, Wietmarschen