E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Unverhofft kommt oft – das mag ich zu diesem Bausatz sagen. Ich habe mich normalerweise auf zwei Maßstäbe der Fliegerei beschränkt und war länger auf der Suche nach einer AWACS in 1/144, damit sie zu den ausschließlich zivilen Maschinen meiner Sammlung passt, die ich hier schon vorgestellt habe. Gesucht? Ja, habe ich und auch gefunden – bis ich unverhofft diesen Bausatz in 1/72 in die Hand gedrückt bekam. Der Maßstab? Gar nicht meins. Aber …
Die Decal-Variante, die diesem Bausatz beiliegt, hat mich doch gewonnen. Es ist die „50-Jahre-NATO“ Variante (1994 – 1999), die der NATO-Airbase in Geilenkirchen gewidmet ist. Warum gerade die? Nunja….ich wohnte ein paar Jahre im Selfkant und nicht nur einmal pro Woche kreisten die AWACS über mein Grundstück. Zum Greifen nah, da sie schon in den Landeanflug gingen.

Besonders das große Radom mit einem Durchmesser von 9,1m ist das Erkennungsmerkmal dieser Maschinen – und die lauten Triebwerke! AWACS = Airborne Warning and Control System. Die E-3 B ist dafür konzipiert, tief fliegende feindliche Flugzeuge aufzuspüren. Sie war ein Kommando-, Kontroll- und Kommunikationszentrum, das über eine hohe Überlebensfähigkeit verfügte und auch starke Störsignale überwinden konnte. Der Flieger hatte seinen Erstflug 1975 und wurde ab 1977 der 552nd Airborne Warning and Control Wing in Tinker AFB (Oklahoma) in Dienst gestellt. In dieser Decal-Variante ist sie im Bausatz verfügbar. Im Folgenden wurde das System schon 1982 für die NATO auf der Airbase Geilenkirchen in den Dienst gestellt.

Warum habe ich die lauten Triebwerke als Erkennungszeichen erwähnt? Aufgrund der veralteten Antriebstechnik fliegen die Maschinen der NATO teilweise mit einer Ausnahmegenehmigung, da die Triebwerke hinsichtlich Lärmbelästigung und Abgasentwicklung den Umweltschutzauflagen nicht mehr entsprechen. Eine Umrüstung scheitert(e) wie oftmals am Geld das manche NATO-Mitglieder nicht investieren wollen….somit soll die Maschinen noch bis 2035 einsatzfähig bleiben.

Noch ein paar technische Daten des Radars:
Die Reichweite wird mit mehr als 300 km angegeben. Weil ein AWACS-Flugzeug in der Regel auf 10tsd Meter Höhe operiert, ergibt das eine Fläche von ca. 300tsd(!) Quadratkilometer.

Der Bausatz selbst feierte sein Debüt als AWACS-Maschine 1987 bei Heller und erschien in seiner Geschichte unter dem Label Airfix (1990, KitNr. 12004), Gunze Sangyo (KitNr. FG-201) und verblieb seit 2016 dem Hause Heller treu. Er hat also schon eine aufregende Geschichte hinter sich. Verfolgen wir die Maschine selbst, so geht seine Alter bis 1985 zurück, wo sie bei Heller Humbrol ? unter der KitNr. 80305 erstmals debütierte.

Die Zivilmaschine Boeing 707-300 wurde als wohl bekannteste Air Force One (1986, KitNr. 80307) herausgebracht und war im Laufe der Zeit als TWA, Lufthansa oder wie auch jetzt wieder als Air France zu haben.

Sie erschien weiterhin 2002 (KitNr. 80437) als weitere Militärmaschine Boeing KC135 Stratotanker.

Da möchte ich zur Vollständigkeit erwähnen, dass diese Boeing 1992 zu amt, ESCI (und später zu Italeri) wechselte und als weiteres Militärflugzeug KC-135A Stratotanker der AWACS quasi zur Seite gestellt wurde. Dass die beiden letztgenannten Hersteller in geringer Abwandlung auch noch andere Varianten (Desert Storm, LaserLab) raus holten sei am Rande erwähnt.

Zuletzt, als mir völlig unbekannter Hersteller, ist die Maschine 2002 als EC-135N/E ARIA/Alots „Snoopy“ bei AMtech (KitNr.729202) erschienen – The nose, that goes! Googelt mal nach Bilder – sie ist definitiv einen Blick wert 😀 .

Jetzt aber zum Bausatz.

Das Schachtelbild in meiner geliebten, stabilen Schachtel zum auf und zuklappen ist wieder sehr schön gestaltet und nimmt das Bild der 2ten Auflage von 1993 wieder auf:

Die Rückseite gibt die Geschichte wieder, hält unter anderem die benötigten Farben bereit und zeigt uns auch ein fertiges Modell.03_Heller-80308-AWACS_002 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Auf der Seite finden sich unter anderem die beiden Decal-Varianten, wo mir die „50-Jahre-NATO“ Variante aus Geilenkirchen ins Auge viel, was mein Interesse an dem Bausatz weckte:

Die Mausgraue Variante erklärt sich selbst, deshalb habe ich diese nicht im Bild festgehalten.

Was erwartet uns:

04_Heller-80308-AWACS_003 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Angegeben ist der Kit mit 108 Bauteilen. Verteilt sind sie auf 5 grauen und einem klaren Spritzling für die Verglasung. Dann noch die Bauanleitung, die Decals für zwei Varianten und der Bausatz ist komplett. „Wie üblich“ – und das ist schade – sind die Spritzlinge nicht in Tüten verpackt. Nur die Klarteile. Zumindest das ist gut so. So vermeidet die Tüte beim möglichen Herumfliegen in der Schachtel  Kratzer auf den Klarteilen.

Auch wenn sich der Bausatz mittlerweile unter dem Heller-Label in der 8ten (!) Auflage befindet, sind sie durchgehend ohne Fischhäute, für sein Alter in sehr guter Form und haben zumindest keinen erkennbaren Formenversatz.

05_Heller-80308-AWACS_004 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:7206_Heller-80308-AWACS_005 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:7207_Heller-80308-AWACS_006 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:7208_Heller-80308-AWACS_007 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:7209_Heller-80308-AWACS_008 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Die Klarteile sind von Natur aus nicht viele und dank Plastiktütchen tadellos:
10_Heller-80308-AWACS_009 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:7215_Heller-80308-AWACS_014 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Auch im Detail mag ich den Bausatz loben. Saubere Paneele, scharfe Kanten und Gussansätze, die nicht allzuschwer zu entfernen sind. Die Scheiben wiederum mit glänzender und Matter Oberfläche:

Die Decals sind, wie oben erwähnt, für zwei Varianten vorgesehen. Die mausgraue 552nd Airborne Warning and Control Wing in Tinker AFB (Oklahoma) und die Jubiläumsmaschine „50-Jahre NATO“. Von guter Qualität und Farbgebung sind sie, sauber gedruckt ohne Versatz, zudem noch lesbar:
16_Heller-80308-AWACS_015 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Die Bauanleitung:

20_Heller-80308-AWACS_020 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72

Sie ist im Heller-typischen Design gehalten, beginnt mit einer Seite technische Daten:
21_Heller-80308-AWACS_021 E-3B AWACS  (#80308), Heller, 1:72
Nach den benötigten Farben und Erklärung der Zeichen sind die die zwei Varianten „a“ und „b“ zu wählen, jedoch habe ich in der Bauanleitung keine unterschiedlichen Bauschritte entdecken können. Verwundert habe ich auch noch festgestellt, dass die wählbaren Varianten bei der Decalübersicht nicht wiederholt wurden.

Die Bauanleitung führt dann typischerweise durch die 18 Baustufen:

Die letzten Seiten widmen sich ausschießlich der Decalvarianten:

Lobend zu erwähnen sind die auf Seite 12 und 13 angegebenen Maße für die farbliche Arbeiten der blauen Radien! Das habe ich so bisher noch nicht gesehen:

Mein Fazit und abschließende Worte

Grundsätzlich möchte ich den Bausatz weiterempfehlen. Alle Bauteile sind exzellent geprägt, bei mir ohne Verzug und lassen einen reibungslosen Bau erwarten. Der Bausatz hat schon paar Jährchen und vor allem Auflagen auf dem Buckel, was mich wundern lässt, dass diese Form sich so gut gehalten hat – da habe ich schon nach der dritten Auflage deutlich schlechtere Bausätze gesehen. Oder Heller hat vorbildlich die Formen überarbeitet und arbeitet da gewissenhafter in der Herstellung als ihre Konkurrenten?

Die Jubiläumsvariante hat ihren besonderen Reiz, lenkt sie vom tristen Alltagsgrau der Militärmaschinen ab und weiß zu gefallen. Das bedeutet selbstverständlich einen größeren Aufwand, der sich definitiv lohnt.

Durch die Ausmaße des Modells ziehe ich in Erwägung, die Tragflächen nicht mit dem Rumpf zu verkleben. Das hat aus meiner Sicht nicht nur den Vorteil, dass die Lackierarbeit speziell für die Jubiläumsmaschine leichter zu handhaben sind sondern kann auch das ein oder Andere Platzproblem lösen.

Mein einziger Kritikpunkt ist:

Es ist kein Aufsteller enthalten, bei der die Maschine mit eingezogenem Fahrwerk dargestellt werden kann. Das hat mich etwas verwundert.

Erhältlich bei Modellbau Universe.

Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen