Heller kooperiert in letzter Zeit häufig mit Kinetic. So ist es auch hier, indem der recht neue stark überarbeitete und verbesserte Bausatz der F-16-Versionen aus der „Gold“-Reihe hier die Grundlage des Bausatzes bildet …
Im guten Klappkarton fällt beim Öffnen gleich der riesige Decalbogen auf, der nur leicht gebogen – aber unbeschädigt – in den Karton passt:
Weiterhin finden sich im Karton die Zugaben von Heller in Form eines Werbeheftchens für das aktuelle Angebot und eines Türklinkenanhängers, die Bauanleitung, eine von Kinetic beigesteuerte Ätzteilplatine sowie in einer Folie eine Auswahl von Kinetic-Spritzästen, die hier die F-16 in der Demo-/Showversion der belgischen Luftwaffe mit Namen „Dark Falcon“ ergeben.
Apropos Heller-Karton: Der ist wie üblich rundum an allen Ecken und Kanten gefüllt mit Infos. Hier mal die Rückseite mit Einblick auf den Bausatzinhalt mit kurzen Infos zum Original in sechs Sprachen, Farbhinweisen (leider wie immer mal überklebt mit dem Verschlusssiegel), einem Hinweis auf das Erstausgabejahr der Spritzäste und einer informativen Darstellung des Decalbogens:
An der Seite gibt es den Hinweis auf die aus dem Bausatz mögliche – diesmal einzige – Lackierungs- und Markierungsmöglichkeit und die Größe des fertigen Modells:
Wo gibt es sonst so umfangreiche Hinweise? Richtig, nirgends.
Doch nun zu den Spritzästen. Wie schon gesagt, stammen sie aus der „Gold Serie“ von Kinetic und stellen bekanntermaßen ein Spitzenprodukt dar. Nicht enthalten sind hier allerdings die Spritzäste für die Bewaffnung. Das ist auch folgerichtig, da für die Demo-Team-Version diese nicht benötigt werden. Tanks sind allerdings vorhanden.
In alphabetischer Reihenfolge geht es mit dem Ast B los. Die hier vorhandenen Teile für die Seitenleitwerkswurzel werden für das Modell dieses Vorbilds nicht benötigt:
Hier gibt es die untere Rumpfschale, die noch mit etlichen größeren und noch mehr kleineren Bauteilen vervollständigt werden muss:
Hier zeigt sich schon eine hervorragende Oberflächengestaltung mit feinsten und scharfkantigen versenkten Gravuren, sehr schön ausgeführten angespritzten Aufbauteilen wie z. B. bei Antennen und der Befestigung des Notlandehakens und sehr saubere Kassetten für Düppel- und Fackelwerfer:
Weiterhin ist eine von zwei vorhandenen hinteren Rumpfoberschalen zur Verwendung vorgesehen. Auch hier ist die Oberflächengestaltung spitzenmäßig. Für die Anbringung des Seitenleitwerks sind ordentliche Passlöcher vorhanden, für den späteren Einbau der Kennleuchten gibt es schön gemachte Vertiefungen:
Am Ast gibt es auch noch die unteren Teile für die Tragflächen. Die Ausführung ist ebenfalls hochdetailliert. Da die Demos ohne Außenlasten geflogen wurden, können die Löcher für die Montage der Anhängsel bei einer derartigen Darstellung schon frühzeitig verschlossen werden:
Der Ast C bringt uns dann insbesondere die Oberschale für den Rumpf gleich mit den oberen Tragflächenschalen zusammen:
Auch hier haben wir wieder eine bestechende Oberflächendarstellung in allen Bereichen. Die Statikentlader sind hier sehr empfindliche Teile, die schon mal abbrechen können:
Am Ast gibt es zusätzlich die Cockpitwanne mit sehr gut gestalteten Seitenkonsolen und zusätzlich die Hinterwand dafür. Ergänzungsteile der Zubehörindustrie werden hier nicht unbedingt benötigt:
Für die Klarsichthaube gibt es noch ein Plastikteil, um die nach innen gezogene Verstärkung und Auflagefläche darzustellen. Das vereinfacht auch die Lackierung der inneren Haube:
Es folgt der Ast D mit vielen kleineren Teilen überwiegend für den inneren Ausbau:
Hier gibt es aber auch die Teile für die leider zweiteilige Bugspitze mit feinen Details der Anstellwinkelmesser und der Blitzableiter:
Weiterhin Teile für das Seitenleitwerk:
Es finden sich auch die beiden Hälften für den zentralen Unterrumpftank mit feinen Strukturen der Verstärkungen:
Aber kommen wir nun doch zu den Teilen für den inneren Ausbau, zunächst mal für den Hauptfahrwerkschacht, der vielteilig auf- und ausgebaut wird:
Hier gibt es dann auch den einteiligen Bugfahrwerkschacht:
Fürs Cockpit haben wir hier die Instrumentenbrettabdeckung und das Instrumentenbrett, das noch weiter ausgestattet wird:
Die hohe Qualität der Kineticteile erweist sich auch bei Betrachtung der der vielen Kleinstteile an diesem Ast: Saubere Ausführung, kein Gussgrat:
Ast E widmet sich dann den Bausatzteilen mit Schwerpunkt auf der Nachbildung des Lufteinlaufs mit dem Pratt & Whitney F100 Triebwerk mit den schmalen Lamellen an der Schubdüse:
Der für die F-16 so typische Lufteinlauf entsteht aus jeweils zwei Außen- und Innenschalen und wird durch eine Platte mit der Darstellung der ersten Triebwerkverdichterstufe nach hinten verschlossen:
Für das Abgasrohr mit dem Nachbrennerzündring gibt es an diesem Spritzast vier Bauteile die mit eine mehrteiligen Nachbildung der Schubdüse vervollständigt werden:
Die schön detaillierten Schubdüsenteile haben leider innen reichlich Auswerfermarken, die unbedingt verspachtelt und verschliffen werden müssen. Dann entsteht eine sehr sehenswerte Ausführung der Schubdüse:
An diesem Ast gibt es auch zwei Paar Hauptfahrwerkschachtklappen, die sich in der inneren Darstellung unterscheiden. Auch hier gibt es leider Auswerfermarken die nachbearbeitet werden müssen:
Schließlich haben wir hier auch noch einiges an Kleinteilen für die Fahrwerkstreben, die sehr sauber daherkommen:
Der folgende Ast F ist doppelt vorhanden:
Ins Auge fallen hier gleich die Höhenleitwerke die zum Ende des Zusammenbaus einfach in die Montagelöcher geklebt werden können. Die schön gemachten, aber empfindlichen Statikentlader an den Hinterkanten sind dabei dann nicht so stark gefährdet, wie an montierten Stellen in frühen Baustadien, wie z. B. an den Tragflächen und den Höhenleitwerken:
Vorhanden sind hier auch die Raketenschienen für die Tragflächenenden in zwei Alternativen. Hier sind sie allerdings nur Träger für die Raucherzeuger einer Demo-Maschine:
Die beiden Hälften für die großen Zusatztanks unter den Tragflächen sind ebenfalls hier angesiedelt. Sie sind in sehr guter Form, aber wie schon ausgeführt für die Dark Falcon nur sehr eingeschränkt verwendbar:
Unbedingt notwendig für den Bau aus dem Karton sind jedoch die Teile für den Schleudersitz, die eine respektable Nachbildung ergeben:
Bei den weiteren Kleinstteilen gibt es den Steuerstick und die Seitenruderpedale:
Für die Räder sind drei Möglichkeiten im Bausatz, aber nur eine Variante mit den Bauteilen 27 im Bauplan vorgesehen. Für diese sehen die äußeren Hälften bei einem schnellen Blick misslungen aus. Die äußeren Felgen der späten Räder sind jedoch tatsächlich mit sehr unterschiedlichen Löchern und einem darüber montierten Ring ausgeführt und diese Ausführung ist dann recht gut nachgebildet:
Zum Schluss gibt es dann noch den Klarsichtast, der bei Kinetic universell verwendbar gleich für Ein- und Doppelsitzer ausgeführt ist. Hier kommt nur die Haube für den Einsitzer in Frage:
Die Ausführung ist von guter Qualität. Bei der starken Wölbung an der F-16 ist deren Herstellung immer eine besondere Herausforderung. Der wohl unvermeidliche Grat ganz oben in Längsrichtung ist kaum zu erkennen, aber doch vorhanden:
An diesem Ast gibt es dann noch eine Vielzahl kleiner und kleinster Klarteile in feiner Ausführung:
Im Bausatz gibt es als Zugabe dann noch eine Ätzteilplatine die allein auf die Verstärkungsbleche, die nach längerer Dienstzeit auf den frühen F-16 aufgebracht wurden, ausgerichtet ist. Deren Ausführung ist sehr sauber und das Blech ist recht dünn:
Die Positionen sind in der Anleitung gut erläutert und wir greifen hier mal etwas vor. Diese Verstärkungbleche – auf Englisch „Stiffener Plates“ – stehen im Original tatsächlich kantig vor und müssen nicht irgendwie angepasst werden. Die Verklebung kann man schon direkt nach dem Ablösen der betreffenden Bauteile vom Ast vornehmen:
Kommen wir nun zum Decalbogen, der wie schon gesagt riesig ausfällt. Auch hier haben wir wieder Decals, deren oberer Trägerfilm nach einer angemessenen Trockenzeit und nach Verwendung einer Settingflüssigkeit abgezogen werden kann und dann außergewöhnlich realistisch wirkende Markierungen hinterlässt. Es sind einige wenige Wartungsmarkierungen vorhanden. Das dürfte realistisch sein, da der Showeffekt der Lackierung hier eindeutig im Vordergrund steht:
Es gibt drei unterschiedliche Möglichkeiten für die Darstellung des Seitenleitwerks, da dieses im Laufe der mehrjährigen Kariere des Vorbilds gewechselt wurde. Wer hier etwas experimentierfreudig ist, kann auch zwei unterschiedliche Varianten Rechts und Links verwenden:
An den Stabilisierungsflächen sind die Decals besonders sehenswert, da in der profilierten Darstellung nach meiner Meinung ein Bezug zu einer sehr bekannten dunklen Filmperson gebildet wird:
An den Höhenleitwerken wurde den gastgebenden Ländern immer mal wieder durch unterschiedliche Farben der Nationalflagge Reverenz erwiesen. Hier gibt es entsprechend eine große Auswahl. Auch wenn es nur eine Vorbildmaschine gab, ergeben sich hier doch einige Gestaltungsmöglichkeiten. Das ist gut gemacht!
Zum Schluss noch einige nähere Ansichten von den Streifen. Die Verwendung der Decals wechselt mehrfach die Vorgehensweise. Die Unterseite ist zweifarbig zu lackieren. Zuerst müssen es die weißen Flächen sein, dann folgen die grauen Flächen. In einigen Bereichen liegen die Farbgrenzen zwischen Weiß und Grau bei den Decalrändern. Hier gibt es bei den geschwungenen Spitzen einige anspruchsvolle Stellen, die durch Masken auf weißem Untergrund abgedeckt werden sollen. Die weißen inneren Flächen sind dann also lackiert, die grauen Ränder sind auf den Decals. Auf den grauen Flächen haben die Decals die weißen Zwischenräume aufgedruckt. Hier ist keine weiße Lackierung nötig. Ausnahme:! Unter den Masken 1 und 2 muss es allerding Grau bleiben.
Die Oberseiten und auch die Unterseiten des Vorderrumpfs sind schwarz zu lackieren. Die Decals können dann direkt darauf aufgebracht werden, weiße Flächen gibt es hier nicht – ist ja auch eine „Dark Falcon“.
Die Anleitung beginnt in Hellergelb mit dem Deckblatt, etwas Werbung für das eigene Farbsystem, den kurzen historisch-technischen Einführungen mit speziellem Bezug auf die hier betreffende Maschine und den Farbhinweisen ausschließlich aus dem eigenen System. Man muss also für andere Farbsysteme die notwendigen Farben ermitteln. Für die großen Rumpfflächen ist Weiß und Schwarz dabei unproblematisch, das Grau ist z. B. FS X6375…
Die Zusammenbauanleitung orientiert sich naheliegenderweise an der Anleitung von Kinetic. So beginnt es mit dem Zusammenbau des Cockpits und geht dann gleich mit dem Fahrwerkschacht und dem direkt darüber befindlichen Teil des Lufteinlaufs weiter:
Es folgt der hintere Teil des Schubrohrs und der vordere Teil des Lufteinlaufs mit dem Bugfahrwerkschacht. Damit sind die großen Rumpfeinbauteile fertig:
Die Cockpitschale kann dann zuerst im oberen vorderen Rumpfteil untergebracht werden, das an einigen Stellen bearbeitet werden muss und dann mit dem vorderen unteren Lufteinlass verklebt wird:
Mit der Montage des Fahrwerkschachts und dem Zusammenbau der größeren Rumpf- und Tragflächenteile ist der Grundzusammenbau dann schon recht flott erledigt:
Es folgen Kleinteilmontagen am Rumpf und den Fahrwerken:
Mit dem Zusammen- und Einbau des Schleudersitzes, dem Aufbau der Kabinenhaube in geöffneter oder geschlossener Position und dem Anbau der Bugspitze geht es weiter. Die geöffnete Variante mit angebautem Radarschirm kommt für diese Showvariante wohl nicht in Frage:
Mit dem Zusammen- und Anbau des Seitenleitwerks folgt die letztere größere Montage. Man kann hier überlegen, das Seitenleitwerk ggf. erst nach kompletter Lackierung und Decalierung anzukleben:
Den finalen Schritt stellt dann der Anbau der Landeklappen und der Höhenruder (letztere kann man auf jeden Fall getrennt komplett fertig machen) sowie der Raketenstartschienen dar. Hier sind entsprechend des Aufrüstzustands der belgischen MLU-Varianten eigentlich die größeren Schienen aus den Bauteilen F42 zu wählen, auf Fotos ist jedoch ersichtlich, dass die älteren schmalen Schienen aus den Bauteilen F 41 angebaut waren, vielleicht aus Gewichtsgründen:
Die Lackierungs- und Decalanbringungshinweise erstrecken sich über mehrere Seiten. Zunächst gibt es eine Hinweisseite auf die generelle oben angesprochenen Grundlackierung in Schwarz, Grau und Weiß. Hier sind auch die ebenfalls oben angesprochenen Masken als Vorlagen zum Selberausschneiden abgebildet:
Bei den Masken ist aus meiner Sicht ein wichtiger Punkt zu beachten: Die gesammelten Darstellungen auf einer DIN-A4-Seite zeigen die Masken etwas größer als die Ansichten der F-16. Das tatsächliche Modell ist jedoch wesentlich größer. Folge ist, dass die Masken so zu klein sind. Aus meiner Sicht sind die Masken im Maßstab 1:72. Folgt man dieser Erkenntnis macht man eine Kopie, skaliert diese auf 150 % hoch und siehe da, die Masken passen jetzt in Übereinstimmung mit den Platzierungen auf dem Modell und auf den folgenden größeren Darstellungen für die Decalanbringung. Das ist jedenfalls meine Erkenntnis und so werde ich dem Bau auch angehen.
Die größeren Darstellungen für die Decalanbringungen sind auf zwei Seiten verteilt. Einmal die linke Seite und die Oberseite …
… und dann die rechte Seite und die Unterseite:
Für die alternativen Möglichkeiten der Seitenleitwerke und für die farbigen Höhenleitwerksecken gibt es die Anleitungen zum Schluss:
Ein Thema noch: Bei den Decalanleitungen gibt es einige Hinweise auf die Rauchgeneratoren, die beim Original an den äußeren Stationen der Tragflächen angebaut waren. Für diese im Fliegerjargon und später auch vom Hersteller „Smokewinder“ genannten Anbauten sind im Bausatz jedoch keine Teile enthalten. Für die Nachbildung gibt es unter diesen Umständen wohl mindestens drei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1:
Man nimmt aus der Grabbelkiste zwei AIM-9 Sidewinder-Raketen mit den größeren Heckleitwerken (also keine AIM-9X) und entfernt dort die vorderen Steuerflächen. Wenn an den hinteren Leitwerken die „Rollerons“ noch an den oberen Ecken dran sind, müssen die auch noch entfernt werden.
Man hat so eine recht einfache Nachbildung, die jedoch nur grobe Ähnlichkeit mit dem Original hat, insbesondere, da der Rumpf der Sidewinder zu dünn ist.
Möglichkeit 2:
Man nimmt eine etwas dickere Rakete, also etwa eine AIM-7 Sparrow oder AIM-120 AMRAAM oder auch eine AGM-88 HARM. Dort sind alle Leit- und Steuerflächen zu entfernen und die Länge auf 6,7 cm zu korrigieren. Am Ende bringt man dann wie bei Möglichkeit 1 die Heckleitwerke von einer Sidewinder an.
Das sieht schon wesentlich besser aus.
Möglichkeit 3:
Man kauft eine Smokewinder vom Zubehörmarkt. Wenn man schon so weit geht, sollte man darauf achten, dass zwischen den unteren Leitwerken auch ein kleines Unterhängsel vorhanden ist, dessen Zweck ich nicht klar auflösen konnte.
Hier gibt es für die Original-Smokewinder noch ein paar Infos direkt vom Hersteller.
https://sanderssmoke.com/wp-content/uploads/2024/02/Smokewinder-brochure.pdf
Fazit
Heller hat hier eine sehr wertige Kooperation auf die Beine gestellt. Ein besserer Grundbausatz war für die Dark Falcon bestimmt nicht zu bekommen.
Der Zusammenbau des Modells dürfte auch mit wenig Erfahrung problemlos möglich sein. Bei der Grundlackierung und den Decals sieht es etwas anders aus, da an der Unterseite am Mittelrumpf möglicherweise etwas experimentiert und vorgeplant, möglicherweise auch noch korrigiert werden muss. Das ist allerdings bei der Darstellung von derartigen Showlackierungen beinahe üblich. Die Decalierung auf den Oberseiten ist als der etwas einfachere Teil zu veranschlagen.
Insgesamt ein Top-Angebot für die Freunde der „Bunten Mühlen“ (auch wenn es „Dark“ ist) mit mindestens etwas Modellbauerfahrung.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Hermann Geers, Wietmarschen