IAR 80 von Hobby Boss im Maßstab 1:48 (# 81757 )

Ein rumänisches Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges im Maßstab 1:48 als Großserienbausatz – wer hätte von so etwas vor 10 Jahren zu träumen gewagt?
Nun – unsere chinesischen Freunde haben wieder einmal das bisher Undenkbare möglich gemacht …

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Wir heben den Deckel mit der attraktiven Illustration ab … und werden von einer Menge separat verpackter Spritzgussrahmen begrüßt:

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Der Gussrahmen für die beiden Rumpf- und Motorhaubenhälften, Cockpitteile und Propeller:

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Die beiden Rumpfhalbschalen sehen von außen wie von innen gut aus:

Man beachte außen unter dem Cockpit die Verstärkungsbänder – sehr schön von HobbyBoss wiedergegeben und nur für Maschinen ab Werknummer 21 bis Werknummer 94 belegt, was die Auswahl baubarer Varianten einschränkt.

Die Motorhaubenhälften sind fein graviert:

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Der zweite Spritzling beherbergt alle Tragflächenteile und Ruder:

HobbyBoss-81757-IAR-80-24 IAR 80 von Hobby Boss im Maßstab 1:48 (# 81757 )Der Fahrwerkschacht ist allenfalls eine ungefähre Wiedergabe des Originals.
Das Hauptproblem bei diesem Bausatz (und kaum zu beheben): Die beiden Fahrwerkschächte sind viel zu nahe beieinander, weil man irrtümlich die Fahrwerkbeine zu lang gestaltet hat – das passiert, wenn man nicht ordentlich recherchiert und sich auf dreissig Jahre alte Infos (die es dafür aber kostenlos im Internet gibt) verlässt!

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Der Rest der Teile ist wieder, wie bei HobbyBoss gewohnt, hervorragend graviert und die Stoffstruktur ist dieses Mal dezent angedeutet und nicht völlig übertrieben wie in der Vergangenheit:

Der dritte Gussrahmen fällt alleine schon wegen der zusätzlichen „Sicherheitsverpackung“ aus dem Rahmen …

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… unter der sich die Motorzylinder verbergen:

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Die man hier en détail sehen kann:

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Nicht schlecht für Großserienspritzguss – nur hat dieser Motor nicht viel mit dem ursprünglich verwendeten Gnome & Rhône 14K zu tun und geht allenfalls als Andeutung des Sternmotors durch.
Aber: Nach dem Zusammenbau sieht man davon fast nichts mehr und der mittelmäßige Bausatzzusammenkleber (also ich!) mag sich damit zufriedengeben!

Was mich stutzig machte, war das durchgehende Steuerelement der Tragflächen: Querruder und Landeklappen an einem Stück? Ungewöhnlich!
Und richtig: Beim Original war dieses Element natürlich geteilt! Nur fehlt zumindest eine Gravur, um dies wenigstens anzudeuten:

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Teile für die (zu langen!) Fahrwerkbeine, die Hauptbereifung …

… sowie die (ebenfalls zu langen!) Fahrwerkabdeckungen:

Die Auspuffteile sind zwiegespalten: Die beiden oberen sind ab Werk offen, die drei unteren Rohre jedoch nicht!

Es ist aber kein Hexenwerk, die unteren aufzubohren – nur wäre das per slide mold auch schon ab Werk drin gewesen!

Der transparente Gussrahmen ist nicht nur separat in einer Tüte verpackt, sondern verfügt noch dazu über eine Schutzfolie – wirklich mehr als vorbildlich!

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Unter der Schutzhülle verbergen sich dann ein klasse Goertz-Reflexvisier, eine Windschutzscheibe sowie die superdurchsichtige Schiebehaube:

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Eine winzige Platine mit photogeätztem Gurtmaterial sowie einer seitlichen Kartentasche (?) runden den Inhalt ab:

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Die Bauanleitung – was soll man groß schreiben?
HobbyBoss-Typisch eben: Klar, präzise in der Teilezuordnung, absolut übersichtlich, was die Baustufen angeht und mit detaillierten Farbangaben:

Allerdings ist bei der Cockpitfarbe RLM 02 Grau Vorsicht geboten – wenn überhaupt, dann war das Cockpit RAF Interior Green!

Der Bogen mit den Nassschiebebildern ermöglicht die Dekoration zweier Maschinen:
Werknummer 42 (die recht bekannte mit den vielen Abschussmarkierungen am Seitenruder) sowie die 137 (die man allerdings aus dem Bausatz gar nicht bauen kann – es sei denn, man schleift die oben gezeigten seitlichen Rumpfverstärkungen ab und ändert die Tragflächenbewaffnung von vier auf 6 MGs mit den dazugehörigen Wartungsklappen!

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Recherche – da fehlt es dann!

Auch bei den Farbangaben sind allenfalls absolute Laien zufrieden:

Was auffällt: Die Farben, die HobbyBoss angibt, sind zumindest diskutabel: Die IAR 80 waren tatsächlich wie RAF-Maschinen in Dark Earth/Dark Green/Sky Blue (aber keinesfalls SKY Duck Egg Green!)  lackiert und … auch das ist wichtig… die Oberseitentarnung war beim Rumpfheck (also zwischen Tragflächenhinterkante und Höhenflossen) auch auf der Unterseite aufgebracht!
Die gelben Kriegsschauplatz-Markierungen waren an der Tragflächenunterseite, als Rumpfband und auf der Motorhaube angebracht – nicht jedoch, wie HobbyBoss angibt, auch auf der Tragflächenoberseite!

Fazit

Die IAR 80 von HobbyBoss ist das, was unsere englischen Modellbaukollegen als ein „mixed bag“ bezeichnen würden:
Einerseits können wir Modellbauer dankbar und froh sein, dass es überhaupt einen Großserienbausatz dieses rumänischen Jägers gibt; Andereseits hat man sich offensichtlich nicht allzugroß mit der Vorbildrecherche aufgehalten: Ein paar alte Pläne aus dem Internet waren wohl die Grundlage des Kits.

Mittlerweile gibt es aus der Feder von Radu Brinzan eine derart detaillierte Analyse des Vorbildes, sodass man die offesichtlichen Fehler hätte vermeiden können!

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen